Dieter Aufrecht rollt mit Kindern der Tagesstätte Riederstraße Teig aus. Foto: Malte Klein

Fünf Kinder der Tagesstätte Riederstraße haben am Mittwoch das Backhaus Heumaden an der Schwendestraße besucht. Dort haben sie mit den Männern vom Backhaus-Verein Deie und Brot gebacken.

Heumaden - Bevor es für Louis und Jan etwas zu essen gibt, müssen sie Einsatz zeigen. Was sie zu tun haben, zeigen ihnen am vergangenen Mittwoch die erfahrenen Männer des Backhausvereins: Dieter Aufrecht und Horst Herrmann holen aus einem Bottich einen Klumpen Teig und legen ihn auf die mit Mehl bestreute Anrichte. Mit einem Nudelholz zeigen sie den Kindern, wie der Teig platt gewalzt wird.

Dann sind Louis, Jan und drei weitere Kinder der Tagesstätte Riederstraße in Lederberg dran. Vorsichtig rollen sie vor und zurück. Nach wenigen Minuten sind sie fertig. „Jetzt sind die Stücke so dünn wie Elefantenohren“, sagt Aufrecht.

Der Holzofen ist spannend

Die Kinder sind mit Dominique de Vecchis ins Backhaus gekommen. „Es ist eine Tradition, dass wir mit den Kindern, die bald in die Schule kommen, hierher gehen“, sagt die Erzieherin. An diesem Mittwoch lernen sie, wie man Brot und Deien backt. „Viele Kinder wissen nicht, wie das geht“, sagt de Vecchis. Mit Plätzchen hätten einige Erfahrung. Doch im Backhaus ist alles anders als daheim. „Die Kinder finden es spannend, dass es hier einen Holzofen gibt“, sagt de Vecchis. Bevor der ins Spiel kommt, müssen die Deien belegt werden.

Das übernimmt Horst Herrmann. Mit einem Löffel verteilt er Sauerrahm auf dem Teigfladen. Die Kinder schauen zu. Dann stellt sich die Frage: Soll Salami auf die Deien oder nicht? De Vecchis greift ein: „Wer seine Deie mit Salami haben möchte, geht dort rüber, die anderen bleiben hier.“

Erst muss die Asche runter

Alfred Schneider, ein weiterer Backmann des Heumadener Vereins, bringt die Backbleche. Das Thermometer am Ofen zeigt 180 Grad an. „Jetzt können wir die Deien reinschieben.“ Wie es im Ofen aussieht, wissen die Kinder schon; sie haben Schneider aus einigem Abstand dabei beobachtet, als er die Asche aus dem Backofen geräumt hat. „Ich kehre sie zusammen und wische danach den Ofen nass aus“, erklärt Schneider. Er zieht einen Lappen über einen Stiel und wischt, dass es zischt. Als der Ofen sauber ist, schiebt Schneider die Deien hinein. Nach sieben Minuten sind sie knusprig braun. Die Männer vom Backhausverein bringen die Teller mit den Deien hinaus zu den Kindern. Die wollen sofort probieren. Aber de Vecchis bremst sie: „Wartet noch ab, bis alle etwas haben.“

Einmal im Jahr sind Kinder der Tagesstätte im Backhaus zu Gast. Sonst backen die etwa 50 Vereinsmitglieder dort. Seit 1997 gibt es den Verein, und seither wird dort auch wieder gebacken. Das Gebäude stammt aus dem Jahr 1773 und diente schon damals als Back- und Waschhaus. Zwischenzeitlich war es ein städtischer Lagerraum. Mit dem Backen allein ist es nicht getan: „Das Buchenholz sägen und spalten wir selbst. Dann wird es drei Jahre lang gelagert, bis kaum noch Feuchtigkeit drin ist. Damit heizen wir den Ofen“, erklärt Schneider.

Ein Brot zum Vespern

Auf die Schüler kommt die nächste Aufgabe zu: Brotteig formen. Aufrecht und Herrmann zeigen, wie das geht. „Lass den Klumpen von oben fallen“, sagt Aufrecht zu Lukas. Der hat sichtlich Spaß daran. Als die Brote im Ofen sind, essen die Kinder die Deien weiter. „Die schmecken richtig gut“, sagt Konstantin. Auch Nike ist begeistert: „Schmeckt das lecker.“ Jetzt ist sie satt. Louis hat schon eine Idee, was es zum Vesper gibt: „Heute esse ich mein ganzes Brot.“