Der Vorhang fällt: Ute Lemper (v. l.) Wieland Backes, Harald Schmidt Foto: factum/Granville

Es ist sein innigster Wunsch: Ein glückliches Ende. So plaudert Wieland Backes in seiner letzten Sendung heute Abend mit Gästen wie Landesvater Winfried Kretschmann und Ruheständler Harald Schmidt über das Happy End.

Stuttgart - Bei einem Happy End darf man nichts dem Zufall überlassen. So nahm Redaktionsleiter Martin Müller die 60 Gäste im Schloss Favorite in Ludwigsburg vor Beginn der Aufzeichnung am Mittwochabend ins Gebet: „Wenn Herr Backes nach der Sendung den Raum verlässt, brauchen wir Standing Ovations!“

Zum Glück der letzten Dinge für einen Moderator gehört vor allem Beifall, und wenn er bestellt werden muss. Aber klar, wenn die Zuschauer handverlesen sind, auf den Stühlen Journalisten, Fernsehschaffende wie Malte Arkona und Clemens Bratzler und ziemlich viele Fernsehverwaltende vom SWR hocken, dann muss man Ekstase extra ordern. Um’s vorwegzunehmen, der Abgang war angemessen bejubelt.

27 Jahre und zehn Monate hat der Zuschauerfänger Backes (68) das „Nachtcafé“ moderiert, bei vielen Menschen zählt er zum Inventar des Wohnzimmers. Nun übergibt er seine Sendung an Michael Steinbrecher, ehedem Moderator des ZDF-Sportstudios, weil er lieber aufhöre, so lange er vermisst werde. So sichert er sich einen würdigen Abschied. Und weil „es ein glückliches Ende für mich“ sein soll, plauderte Backes bei seinem allerletzten „Nachtcafé“ mit Menschen, die ein Happy End erlebt haben.

Zu einem glücklichen Ende gehört natürlich eine Versöhnung. So kam Regisseur Dieter Wedel vorbei, um Buße zu tun. 1999 war er beim „Nachtcafé“ zu Gast. Als die Fotografin Heike Schiller ihm vorhielt, dass er seine „hormonellen Geschichten nicht unter Kontrolle hat und glaubt, dass er Mädchen, die halb so alt sind wie er, in Mallorca am Strand umlegen muss .  .  .“, rannte Wedel wütend aus dem Studio. Backes rief ihm hinterher: „Gruß an die Familie!“

Nun war er wieder da und bereute angemessen, indem er sich selbst kasteite, „unendlich humorlos“ sei er damals hinausgerannt. Um flugs seine PR-Beraterin zu feuern, weil sie ihm nicht verraten hatte, dass es in der Sendung, um „Seitensprünge“ gegangen war. Für die arme Frau gab es also kein Happy End. Oder womöglich doch? Vielleicht ist sie ohne Wedel ja glücklicher.

Man sieht, die Sache mit dem Happy End ist gar nicht so einfach. Mechthild Großmann war etwas irritiert, dass die „kleine Zubringerrolle“ als Staatsanwältin Klemm im Münster-“Tatort“ ihr berufliches Happy-End sein soll, spielte sie doch in Stuttgart am Staatstheater unter Claus Peymann und war lange bei Pina Bausch in Wuppertal. Auch Winfried Kretschmann empfand die Wahl zum Ministerpräsident 2011 nicht als Endpunkt, er will ja 2016 noch einmal wiedergewählt werden. Überhaupt gelte: „Preise niemanden vor dem Tode glücklich.“

Wedel findet auch, dass Romeo und Julia ein Happy End habe, ein Tod in Liebe sei doch der Mühsal und Verwerfung der Ehe vorzuziehen. Pensionär Harald Schmidt, nach eigenem Bekunden mittlerweile „berufstätige Mutter ohne Stress“, hatte eine Doppelrolle inne. Am Mittwoch war er Gast, am Donnerstag Laudator bei Backes offiziellem Abschied in der Hochschule der Medien in Stuttgart. Er zitierte Dramatiker Heiner Müller, der sterben möchte, „wie ich geboren wurde – nur umgekehrt“. Aber machen wir uns nicht zu viel Gedanken über das Ende. Denn nach dem „Nachtcafé“ lauert doch schon wieder ein Anfang. Wie könnte der für Backes aussehen? Harald Schmidt weiß Rat: „Machen Sie was mit Medien.“

Das letzte „Nachtcafé“ mit Wieland Backes ist heute von 22 bis 23.30 Uhr im SWR-Fernsehen zu sehen. Um 21 Uhr bereits gibt es eine Doku über Backes. Von 0.15 Uhr an gibt es das beste aus 705 Sendungen.

Wissen, was wichtig ist – abonnieren Sie hier den StN-Newsletter