Katrin Zagrosek folgt am 1. September Gernot Rehrl nach. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Die Internationale Bachakademie Stuttgart hat ihr Abo-Programm für 2018/19 und ihre neue Intendantin Katrin Zagrosek vorgestellt.

Stuttgart - „Es ist an der Zeit“, sagt Katrin Zagrosek. Noch ist die Musikwissenschaftlerin und Kulturmanagerin erst, wie sie es formuliert, „in der vorbereitenden Phase“, aber im Juni wird sie ihren Schreibtisch im Intendantenbüro der Niedersächsischen Musiktage in Hannover leer räumen, im Juli nach Stuttgart ziehen, und ab dem 1. September ist sie dann geschäftsführende Intendantin bei der Internationalen Bachakademie. Am Freitag haben der Akademieleiter Hans-Christoph Rademann und sein Chefdramaturg Henning Bey das Programm ihrer fünf Abonnementskonzerte, der Bachwoche und des ambitionierten Vermittlungsprogramms „Bach bewegt“ vorgestellt – und die Gelegenheit genutzt, um auch die neue Dritte im Bunde bekannt zu machen. Zagrosek, Jahrgang 1975, hat unter anderem am Freiburger Theater, am Konzerthaus Berlin, bei den Festivals Wien Modern und Ostertöne (in Hamburg) als Dramaturgin und Programmplanerin sehr breit gearbeitet, hat sich – pikanterweise nach mehreren Begegnungen mit Helmut Lachenmanns Oper, die ihr Vater Lothar Zagrosek in Hamburg dirigierte – viel mit zeitgenössischer Musik beschäftigt und will oder soll bei der Bachakademie möglichst gute Rahmenbedingungen für die Kunst schaffen. Aber auch beim Planen wird sie den „Trialog“ mit Rademann und Bey ergänzen. Ideen hat sie schon jetzt, vor allem zur geplanten Umstrukturierung des Musikfests. „Es ist an der Zeit“, betont sie nach der Pressekonferenz im Gespräch, „dass nicht mehr jede Institution in Stuttgart nur an sich selbst denkt. Und es ist an der Zeit, dass in Stuttgart mal zwei Wochen lang nur weder über Feinstaub noch über Stuttgart 21, sondern nur über Musik gesprochen wird.“

 

Man darf gespannt sein auf ein Stuttgarter Musifest XXL – aber zuvor auch auf eine Saison, in der die neu formierte Gaechinger Cantorey bekanntes Repertoire für sich erobern wird: Händels „Messiah“, Mozarts Requiem, Mendelssohns „Paulus“, Bachs Motetten und Johannespassion – wobei sich Letztere bei der Bachwoche (mit einem JSB-Ensemble auf alten Instrumenten!) dem Vergleich mit Telemanns Vertonung desselben Bibeltextes stellen muss. Dass sich Bachs Musik in einer Zeit des „abreißenden kulturellen Wurzelwerks“ (Hans-Christoph Rademann) in das Leben und Denken junger Menschen „einschleicht“, ist das Hauptanliegen des Akademieleiters. Der will künftig „auch national noch stärker als Impulsgeber unterwegs sein“, daheim aber unbedingt auch die Vermittlungsprojekte mit Tanz und Gesang intensivieren, denn: „Wir müssen uns selbst unser Publikum der Zukunft schaffen, das hat oberste Priorität.“