Bei der „Stunde der Kirchenmusik“ in der Stuttgarter Stiftskirche hat Kay Johannsens Solistenensemble Stimmkunst Bach-Kantaten gesungen.
Stuttgart - Was für eine Freude, dass dies zumindest möglich ist! In der Stuttgarter Stiftskirche lässt der Stiftskantor Kay Johansen die Konzertreihe „Stunde der Kirchenmusik“ als Folge von Gottesdiensten mit Musik weiterlaufen – was einerseits die Klangkunst an ihre kultischen Wurzeln zurückführt und andererseits Aufführungen ermöglicht, die sonst pandemiebedingt nicht stattfinden dürften. So hat am Freitag das Solistenensemble Stimmkunst unter Johannsens Leitung in einem Doppel-Gottesdienst drei Bach-Kantaten gesungen, begleitet und getragen vom Originalklang-Orchester Stiftsbarock. Erster Eindruck: Unter den herrschenden Abstandsregeln und bei nur schütterer Besetzung der Bänke ist die Akustik der Kirche noch tückischer als ohnehin. Umso erfreulicher ist es deshalb zu erleben, wie die in weitem Abstand platzierten Ausführenden nach kurzen Findungsschwierigkeiten doch noch auf wunderbare Weise zu einem einheitlichen Ganzen verschmelzen: Nach dem Vorspiel zur 1723 entstandenen Kantate „Schauet doch und sehet, ob irgendein Schmerz sei“ (BWV 46) bleiben die im Laufe des Stücks immer wieder virtuos geforderten Oboen (und Oboe da caccia) bei der Tempo-Abstimmung zwar die Problemzonen des Orchesters, sorgen dafür aber für klangfarblich aufregende Akzente.