Eine 21-Jährige ist in Stuttgart verurteilt worden, weil sie ihr baby kurz nach der Geburt sterben ließ. Foto: dpa

Mit 18 Jahren, völlig allein, im dunklen Keller zwischen Kisten – so hat eine junge Frau ein Kind geboren. Ihr Baby stirbt kurz nach der Geburt. Jetzt ist die Mutter verurteilt worden.

Stuttgart - Weil sie als 18-Jährige ihr Baby nach der Geburt sterben ließ, ist eine junge Frau zu einer Jugendstrafe von einem Jahr und neun Monaten auf Bewährung verurteilt worden. Die heute 21-Jährige habe sich der fahrlässigen Tötung schuldig gemacht, urteilte das Stuttgarter Landgericht am Dienstag. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass das Baby im Herbst 2014 im Keller eines Wohnhauses in Winterbach (Rems-Murr-Kreis) starb, weil die Frau keine Hilfe holte, als die Fruchtblase platzte und die Wehen einsetzten. Sie brachte das Kind im Keller demnach allein zur Welt und wickelte es in eine Decke, in der es erstickte.

Die Verhandlung fand mit Rücksicht auf das Alter und die Lebenssituation der 21-Jährigen in wesentlichen Teilen ohne Öffentlichkeit statt. Keiner habe von der Schwangerschaft gewusst, sagte die Vorsitzende Richterin Sina Rieberg. „Das Verheimlichen hat sie über alles gestellt.“ Auch als die Geburt einsetzte, und sie zwischen Kartons, ohne Licht und Wasser, auf einer Decke im engen Keller hockte.

Das Baby war bei der Geburt lebensfähig

Sie hätte nicht einmal die Hilfe eines Arztes gebraucht, sagte Rieberg, es hätte gereicht, wenn sich einfach jemand um das Baby gekümmert hätte. „Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ hätte der Junge überlebt, „wenn sie ihrer besonderen Pflicht als werdende Mutter nachgekommen wäre“.

Das Baby war demnach lebensfähig, 53 Zentimeter groß und 3800 Gramm schwer. Nach Angaben von Experten lebte es wenigstens fünf Minuten lang, höchstens 30 Minuten. Gemeinsam mit ihrer Mutter legte die junge Frau den Säugling Stunden später in die Babyklappe des Weraheims in Stuttgart - doch da war er längst tot.

Die Staatsanwaltschaft hatte eine Jugendstrafe von zwei Jahren auf Bewährung gefordert, der Vertreter der 21-Jährigen plädierte nach Angaben des Gerichts auf Freispruch. Die heute 21-Jährige wurde 1995 in Stuttgart geboren. Den Prozessauftakt vor einer Woche verfolgte sie mit Tränen in den Augen. Aktuell ist sie den Angaben zufolge als Praktikantin bei der Diakonie beschäftigt.