Auf der Cannstatter Straße wird es künftig eng. Ein neuer, großer Abwasserkanal muss gebaut werden. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Eine der Hauptein- und -ausfahrtstraßen der Landeshauptstadt ist von Bauarbeiten tangiert. Die Buslinie X 1 wird im Dezember eingestellt.

Autofahrern in Stuttgart droht die nächste große und langwierige Baustelle. Auf der Cannstatter Straße, der innerstädtischen B 14, sollen von den je drei Richtungsfahrspuren auf Jahre nur zwei übrig bleiben, die Spur für die Schnellbuslinie X 1 entfällt.

Bereits zum Herbst sollten die X-1-Fahrzeuge (Slogan für die gefleckten Busse: „Der Schnellste seiner Art“) im Depot der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) bleiben, diese Planung hatte der SSB-Aufsichtsrat im März gebilligt. Die X-1-Linie war eingeführt worden, um die Stadtbahnen auf den Tallängslinien zu entlasten, zudem ist sie mit ihrer separaten Spur, die in wechselnde Richtung befahren werden kann, eine Maßnahme im Luftreinhalteplan. Stark nachgefragt war die Linie allerdings nie, weshalb der Takt zwischendurch verlängert wurde. Grund für die Einstellung, die nun laut SSB zum Fahrplanwechsel am zweiten Dezemberwochenende (9. Dezember) stattfindet, ist der Bau von zwei neuen Abwasserkanälen unter der Cannstatter Straße.

Neuer Kanal „so schnell wie möglich“

Die Planungen von Tiefbauamt und dem Eigenbetrieb Stadtentwässerung für die Röhren kommen allerdings langsamer als geplant voran. Der bestehende Kanal unter den stadteinwärts führenden Fahrstreifen der B 14 ist so marode, dass der Lkw-Verkehr dort nur noch die rechte Spur nutzen darf. Man wolle „so schnell wie möglich mit dem Ersatzkanal starten“, hatte Amtschef Jürgen Mutz bereits vor einem Jahr die Dringlichkeit erklärt. Der alte Kanal mit einer Breite von 7,6 Meter und einer Höhe von drei bis fünf Metern ist erst 60 Jahre alt. Hier sammelt sich große Teile der Abwässer aus den Bezirken West, Nord, Mitte, Süd und Teilen von Vaihingen und Degerloch.

Röhren für 100 Jahre

Die beiden neuen Röhren, die in den Untergrund betoniert werden sollen, würden nach bisherigen Planung zweimal 3,4 bis 4,5 Meter breit und je 3,5 Meter hoch. Weil der alte Kanal nach der Inbetriebnahme der neuen saniert werden soll, würde die Leistungsfähigkeit von 130 auf 160 Kubikmeter Abwasser pro Sekunde steigen. Die neuen Kanäle, die eine Länge von je rund 950 Meter haben werden, sollen 100 Jahre halten.

Die Planungen gestalteten sich schwieriger als erwartet, es seien vielfältige Randbedingungen zu betrachten, heißt es auf Anfrage aus dem Rathaus. Dazu zähle auch das Bauen unter Verkehr. Klar ist, dass vorbereitende Arbeiten nun frühestens 2023 erfolgen werden. Klar sei auch, dass es in der Bauzeit verkehrliche Beeinträchtigungen geben werde. Man gehe von „mindestens zwei Fahrstreifen je Fahrtrichtung aus“. Bislang gibt es für die rund 60 000 bis 70 000 Fahrzeuge, die auf der Cannstatter Straße werktags unterwegs sind, in jede Richtung drei Spuren.

Gesamtbauarbeiten nun fünf Jahre

Auch bei der Bauzeit nennt die städtische Pressestelle auf Anfrage neue Daten. Zweieinhalb Jahre wurden im SSB-Aufsichtsrat im März als Zeitspanne für die Zwangspause des X 1 genannt. Nun heißt es, man gehe für die Gesamtbauarbeiten für die Abwasserkanäle von einer „langen Bauzeit von circa fünf Jahren“ aus. Und bei den Baukosten von einem hohen zweistelligen Millionenbetrag, sie stiegen derzeit sehr stark.