An der Cannstatter Straße wurden die Autofahrer durch Blitzstelen diszipliniert. Foto: Petsch

Stadt Waiblingen stellt auf der achtspurigen B 14/29 ein neuartiges Tempomessgerät auf.

Waiblingen - Seit 1992 rollt der Verkehr zwischen Fellbach und Waiblingen auf acht Spuren. Seither beklagt die Polizei, dass sich auf diesem Abschnitt der B 14/29 zu viele Raser tummeln. Sie sollen jetzt mit den neuen Säulenblitzern gestoppt werden. Diese Geräte haben sich bereits vielerorts bewährt.

Wer heute auf dem etwa zwei Kilometer langen achtspurigen Abschnitt zwischen Fellbach und Waiblingen schneller als mit 100 Stundenkilometer unterwegs ist, braucht nicht zu fürchten, von einer stationären oder mobilen Radaranlage erfasst zu werden. Nur Zivilstreifen der Polizei, die mit ihren videobestückten Fahrzeugen unterwegs sind, haben die Chance, Temposünder zu erwischen.

Disziplin auf der Cannstatter Straße

Diese für Schnellfahrer günstige Situation gehört bald der Vergangenheit an. Noch vor der Sommerpause hat der zuständige Ausschuss des Gemeinderats der Stadtverwaltung grünes Licht für den Kauf von zwei ganz neuartigen Tempomessgeräten gegeben. Diese Anlagen, die mit einer Lasertechnik ausgerüstet sind, erfassen zu schnell fahrende Autos oder Lastwagen über vier Fahrspuren hinweg und in beide Fahrtrichtungen.

Dass die schlanken Säulen in der Lage sind, die Autofahrer zu disziplinieren, zeigt sich nirgends deutlicher als auf der Cannstatter Straße in Stuttgart. Seit Frühjahr 2010 steht dort die Säulen. Sie haben dafür gesorgt, dass sich das früher hektische Verkehrsgeschehen mit wilden Spurwechseln in einen ruhigen Verkehrsfluss verwandelt hat. Immer weniger trauen sich, schneller zu fahren als die erlaubten 50.

Auf dem Abschnitt der B14/29 zwischen Waiblingen und Fellbach sollen die Säulenblitzer dafür sorgen, dass sich die Verkehrsteilnehmer an Tempo 100 halten. Geschwindigkeitsmessungen, die die Polizei seit Jahren nach dem achtspurigen Abschnitt durchführt, haben ergeben, dass auf den Bundesstraßen zu viele Temposünder unterwegs sind. Während im Waiblinger Stadtgebiet der Prozentsatz der Raser bei nur einem Prozent liegt, sind es auf der Bundesstraße rund vier Prozent aller bei den Kontrollen erfassten Fahrzeuge. Erschreckend muten auch die gemessenen Spitzengeschwindigkeiten an. Am Messpunkt der B29 kam der Schnellste im vergangenen Jahr auf 165 Stundenkilometer und auf der B14 auf Tempo 185. Die Raserei ist dort besonders verantwortungslos, denn die Messpunkte befinden sich nicht gerade an übersichtlichen Stellen. Auf der B14 wird in der Nähe einer Kurve gemessen. An der B29 stehen die Radargeräte im Bereich einer Einfahrt und eines Parkplatzes.

Unfälle wegen zu hoher Geschwindigkeit

Aus diesen Erfahrungen schließt die Polizei, dass auf den vierspurigen Abschnitten sowohl in Richtung Stuttgart als auch in Richtung Backnang (B14) und Schorndorf (B29) noch schneller gefahren wird. Die Folgen lassen sich in der Unfallstatistik nachlesen. Allein 2010 krachte es zwölfmal. Die Bilanz: Zwei Schwerverletzte und neun Personen mit leichteren Blessuren. 2009 gab es fünf Unfälle. Dabei wurde ein Autofahrer getötet. Für die Polizei gibt es keinen Zweifel daran, dass das Unfallgeschehen auf zu hohe Geschwindigkeit zurückzuführen ist.

Um die Situation in den Griff zu bekommen und die Verkehrsteilnehmer zur Tempodisziplin zu zwingen, zögerten die Stadträte nicht, die notwendigen Mittel für die Säulenblitzer und eine zusätzliche Kraft in der Bußgeldstelle zu genehmigen. Insgesamt sind dies für das Jahr 2012 rund 320000 Euro. Aus den Erfahrungen anderer Städte wissen die Waiblinger bereits, dass sich die Anschaffungskosten für die neuartigen Geräte schnell amortisiert haben.

Wie bei anderen Tempomesssystemen haben betroffene Autofahrer bereits versucht, den Säulenblitzern sozusagen juristisch an den Karren zu fahren. In Mannheim hat 2009 ein Amtsgericht einem klagenden Temposünder recht gegeben. Die Stadt hat daraufhin eine Weile keine Bußgeldbescheide mehr verschickt, sondern das Ergebnis eines neuen Gutachtens abgewartet. Die Dekra bestätigte wenig später die Zuverlässigkeit der Lasertechnik. Seither gehen die Knöllchen wieder wie gewohnt an die Adressaten. Offiziell zugelassen ist die Technik seit 2007 durch die Physikalisch-Technische Bundesanstalt. In der Region Stuttgart befinden sich die Geräte neben Stuttgart auch in Böblingen, Ditzingen und in Esslingen im Einsatz. Das einzige Hilfsmittel gegen sie: Fuß vom Gas.