Moderator Hermann Orgeldinger (li.), Ex-Boxer Axel Schulz und Stephan Heigl von der Dekra Foto: Lg/Willikonsky

Die Fans kennen alle seine großen Kämpfe. Was wenige wissen: Axel Schulz ist erfolgreicher Geschäftsmann und seine Tochter ein Riesen-Schwimmtalent.

Stuttgart - Stuttgart hat für Axel Schulz immer noch „so einen Beigeschmack“. Hier stand der deutsche Schwergewichtsboxer am 9. Dezember 1995 gegen den Südafrikaner Francois Botha im Ring – und verlor nach einer umstrittenen Kampfrichterentscheidung. Der Rest ist Boxgeschichte: Wütende Zuschauer warfen Gläser, Champagnerflaschen und Stühle in den Ring. Vom Kampf und seinen Folgen erzählte der 49-Jährige am Dienstagabend sehr freimütig beim Dekra-Spätschoppen im Kickers-Clubrestaurant auf der Waldau.

Wo er damals in der Stadt übernachtet hat, weiß er nicht mehr, irgendwo am Waldrand. „Die Erinnerungen schwimmen weg, das liegt am Alter und auch daran, dass ich zu viel auf den Kopp gekriegt hab“, meinte Schulz. Das erwies sich im Verlauf des Gesprächs mit Hermann Orgeldinger freilich als Koketterie. Der frühere Profisportler hat die Höhen (und Tiefen) seines Lebens vielleicht gerade deshalb mit Bravour gemeistert, weil ihn viele unterschätzt haben.

Besonders bitter lief es für Schulz nach seiner Niederlage in der Schleyer-Halle: „Da war kein Hubschrauber mehr, kein Trainer, kein Manager.“ Es blieb ihm nichts, als sich bei Freunden aus Frankfurt/Oder „einzuschleimen“, um im Konvoi mit nach Hause zu fahren. „Da war Totenstille im Auto.“ Davon hat er sicher so oft schon berichtet wie von den anderen Stationen seiner Karriere, aber es klingt authentisch.

Die Kappe bleibt auch bei der Hochzeit auf

Schulz hat weitergeboxt, aber er habe seine Freunde sortiert und den geliebten Sport zum Geldverdienen genutzt, sagte er. Davon zeugt die Sponsorenkappe, die er selbst bei seiner Hochzeit nicht abgenommen hat. „Es war ja heiß auf dem Boot in Florida.“ Mit dem Boxen hat er aufgehört, stattdessen engagiert er sich für soziale Projekte wie die Laureus-Initiative „Kick im Boxring“ – und ist erfolgreicher Geschäftsmann.

Mit einer Grillsoße fing es an und einer Kette von irrwitzigen Zufällen. Mittlerweile gibt es 36 Lizenzprodukte mit seinem Konterfei: „Die hab ich alle selbst probiert, bis auf die Grillkohle.“ Die Artikel sind bei etlichen Ketten gelistet, und wer bezahlt, der kann Axel Schulz als Grillmeister für sein Event engagieren. Sein Kommentar: „Ich bin für jede Scheiße offen.“

So erzählte er weit mehr, als er gefragt wurde. Von seinem Kumpel Heino, und davon, dass er Hannelore überredet habe, ihn Rocker werden zu lassen. Von seiner Tochter Paulina, der jüngsten deutschen Kaderschwimmerin („det hat se nich von mir“). Von der ersten Soßenlieferung mit 3600 Flaschen. „Ich hab die Rotze bei Autogrammstunden verteilt.“

Trotz der derben Ausdrucksweise, das gesetzte Publikum im Clublokal war verzückt. Noch mehr, als der einstige Boxstar nach dem Talk für unzählige Selfies die Boxhand hob. Nächster Gast im November ist übrigens der just abgewählte CDU-Bundestagsfraktionschef Volker Kauder. Er dürfte es schwer haben. In jeder Hinsicht.