Der Autozulieferer ZF sieht sich auf gutem Kurs. Im ersten Halbjahr 2017 verbesserten sich nicht nur Ergebnis und Umsatz, auch beim Schuldenabbau ist der Zulieferer weiter vorangekommen.
Friedrichshafen - Schwung verspricht sich ZF vor allem von der fortschreitenden Digitalisierung und Elektrifizierung. „Software wird unser wichtigster Rohstoff“, sagte ZF-Vorstandschef Sommer am Donnerstag bei der Vorstellung der Halbjahreszahlen. Die Entwicklung sei rasanter, als man gedacht habe. Deshalb hat der Zulieferer auch im ersten Halbjahr kräftig in die Zukunft investiert und mehr als eine Milliarde Euro für Forschung und Entwicklung ausgegeben, was einer Quote von 5,9 Prozent entspricht.
Zulieferer könnte vom Mobilitätsfonds profitieren
„Wir wollen bei der Elektromobilität und dem autonomen Fahren rasch beschleunigen“, sagte Sommer. Dabei denkt er auch an weitere Kooperationen – nicht nur bei Start-ups, um Zugang zu neuen Technologien zu bekommen, sondern auch mit großen Playern, wie sie beispielsweise bereits mit Hella in der Sparte Kamera und Radar oder Faurecia bei Sicherheitsthemen besiegelt wurden. Positive Impulse und Rückenwind verspricht sich ZF auch von dem beim Dieselgipfel beschlossenen Mobilitätsfonds, der einen sauberen, digital vernetzten und möglichst staufreien City-Verkehr unterstützen soll – und für den der Bund sowie die Autobauer 500 Millionen Euro bereitstellen sollen. Davon könnte das ZF-Investment eGo Mobile profitieren, bei dem es um den Bau von E-Shuttle-Fahrzeugen für urbane Ballungszentren geht, aber auch ZF-Produkte, die bei der weiteren Elektrifizierung von Stadtbussen zum Einsatz kommen. Zum Dieselgipfel wollte sich Sommer nicht näher äußern, weil man als Zulieferer nicht am Tisch saß. Nur so viel: Es sei positiv, dass es Schritte geben werde, um in Sachen Emissionen voranzukommen.
Verantwortlich im Sinne von Haldex handeln
Auch was den geplanten Kauf des Bremsenspezialisten Haldex durch Knorr-Bremse angeht, gab sich der ZF-Chef zugeknöpft. „Im Augenblick gehen wir davon aus, dass es erfolgreich abgeschlossen wird“, sagte Sommer. ZF werde seine Aktien andienen und im Sinne des Unternehmens Haldex verantwortlich handeln. ZF ist mit rund 20 Prozent größter Haldex-Aktionär und wollte den schwedischen Bremsenhersteller ursprünglich selbst kaufen. Der Zulieferer aus Friedrichshafen unterlag dann aber im Bieterkampf mit Knorr-Bremse aus München, die ein höheres Kaufangebot vorgelegt und so bei den Haldex-Aktionären gepunktet hatten.
Ob der Deal über die Bühne geht, darüber müssen die EU-Wettbewerbshüter entscheiden. Wegen erheblicher Überschneidungen im Geschäft dürften die Wettbewerbshüter wohl auf den Verkauf von Geschäftsteilen dringen. In Branchenkreisen wird gemutmaßt, dass bei einem Scheitern des Knorr-Haldex-Deals ZF als Käufer wieder bereitstehen könnte.
Deal mit Wabco gescheitert?
Doch der Zulieferer hat offenbar andere Pläne. „Wir sehen uns gut aufgestellt, auch stark genug für größere Akquisitionen“, sagte Sommer, ohne konkreter zu werden. Eine Frage nach einer möglichen Übernahme des belgischen Nutzfahrzeugzulieferers Wabco wollte er nicht kommentieren. Das „Wall Street Journal“ hatte jüngst berichtet, ZF sei mit dem Versuch gescheitert, Wabco zu übernehmen und sich damit ins zukunftsträchtige Brems- und Fahrsicherheitsgeschäft einzukaufen. Dem Bericht zufolge hat offenbar der ZF-Aufsichtsrat die Pläne des ZF-Vorstands gestoppt.
Gute Halbjahreszahlen
Im ersten Halbjahr 2017 verbesserte sich der Umsatz des ZF-Konzerns um drei Prozent auf 18,3 Milliarden Euro. Profitiert hat man vor allem von Synergien zwischen ZF und dem 2015 übernommenen Wettbewerber TRW. Bei der Integration sei man auf der Zielgeraden, sagte Sommer. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) verbesserte sich um sieben Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. Nach Steuern blieb ein Gewinn von 559 Millionen Euro (Vorjahreshalbjahr: 408 Millionen Euro). Die Schulden wurden um 684 Millionen auf 7,6 Milliarden Euro reduziert. Die Eigenkapitalquote hat sich um zwei Prozentpunkte auf 23 Prozent verbessert. Im Gesamtjahr 2017 soll der Umsatz auf über 36 Milliarden Euro steigen.