Blick auf die Konzernzentrale von Mahle in Stuttgart – wir haben die Umsatzzahlen in US-Dollar für die Autozulieferer im Jahr 2014 in unserer Bildergalerie. Foto: Mahle GmbH

In der Autozulieferbranche werden die Karten neu gemischt. Im internationalen Vergleich zählt Mahle zu den großen Aufsteigern unter den weltgrößten Zulieferern – vor allem durch die Übernahme von Behr. Viele Unternehmen sind in Kauflaune.

Stuttgart - Erst vor wenigen Tagen hat sich der österreichisch-kanadische Magna-Konzern den Getriebehersteller Getrag einverleibt. Den ganz großen Deal in der Branche gab es mit der Übernahme von TRW durch ZF Friedrichshafen – ein zehn Milliarden Euro teurer Zusammenschluss, mit dem sich ZF in die Spitze der weltgrößten Zulieferer katapultiert. Nach Einschätzung von Gerhard Wolf, Automobilexperte der LBBW, dürfte es ZF dieses Jahr unter die Top 5 der weltgrößten Zulieferer schaffen.

Die Rangliste wird vom Stuttgarter Bosch-Konzern angeführt, der allein durch die Übernahme der ZF Lenksysteme in diesem Jahr mit weiteren Umsatzmilliarden rechnen kann. Die Liste der Top 100 weltgrößten Autozulieferer, die die Fachzeitschrift „Automobil Produktion“ jetzt veröffentlicht hat, birgt auch Überraschungen: Während die Top 3 – Bosch, Conti und Denso – nur die Plätze tauschten, hat sich mit Hyundai Mobis, einer Tochter des fünftgrößten Autoherstellers Hyundai Kia, ein Koreaner von Platz 10 auf Platz 5 vorgeschoben.

Hyundai Mobis produziert etwa Chassis- und Cockpitteile, Sicherheitsprodukte wie Airbags, Lampen oder ABS-Bremssysteme, Steuerkomponenten und Plastikteile. Großer Aufsteiger ist der Stuttgarter Mahle-Konzern, der sich von Platz 26 auf 20 vorgeschoben hat – vor allem durch Zukäufe. Weiteres Wachstum ist programmiert. Allein der Kauf der Klimatechnik-Sparte des US-Zulieferers Delphi bringt eine weitere Umsatzmilliarde. Mit der Übernahme will Mahle den fürs Unternehmen wichtigen Wachstumsbereich Thermomanagement ausbauen, der bei zukünftigen Antriebsalternativen eine immer größere Rolle spielt.

Beim großen Fressen in der Branche mischen baden-württembergische Zulieferer aktiv mit. Nach Einschätzung von LBBW-Experte Wolf sind die Unternehmen gut unterwegs. „Sie sind im jeweiligen Segment marktführend und global aufgestellt“, sagte er unserer Zeitung. So wie Mahle, ZF & Co. setzen auch andere Zulieferer auf Zukäufe – sei es um sich neue Technologien zu sichern oder sich international besser aufzustellen.

„Fast alle Zulieferer sind momentan auf der Suche nach Akquise-Zielen“, bestätigt auch Marcus Berret, Automobilexperte der Unternehmensberatung Roland Berger. Die Unternehmen, die weltweit gut aufgestellt seien, erwirtschafteten auf lange Sicht solide Ergebnis-Margen. Darum wird seiner Meinung nach Japan als Zulieferer-Nation an Bedeutung verlieren, da die Japaner eher nicht zu den Aufkäufern zählten. Im Ranking verschlechterten sich japanische Unternehmen deutlich. Deutschen Firmen bescheinigt Berret jedoch gute Noten, da diese die aufgebauten Reserven aktiv für Übernahmen einsetzten. Auch chinesische Unternehmen seien nicht zu unterschätzen.

Größe ist zwar nicht der alleinige Faktor für Erfolg, aber eine Gefahr besteht für kleinere Unternehmen. Durch die Modularisierung und Standardisierung der Autobauer werden größere Aufträge an immer weniger Zulieferer vergeben. Wer dann schon über internationale Standorte und eine solide Basis in der Heimat verfügt, hat bei der Auftragsvergabe bessere Karten. Entscheidend ist auch, was produziert wird. Mit technologisch einfachen Produkten kommt man nicht gegen die Billigkonkurrenz aus Osteuropa und Asien an. Mit spezialisierten Nischenprodukten dagegen kann sich auch ein kleiner Zulieferer am Markt behaupten.

In der Rangliste der Top 100 – Eintrittsschwelle ist umgerechnet 2,1 Milliarden Euro Automotive-Umsatz – sind mit Eberspächer, Mann + Hummel und Freudenberg weitere Südwest-Firmen aufgelistet.