Frontscheinwerfer von Marelli Automotive Lighting. Der Reutlinger Zulieferer beliefert eine Vielzahl von Autoherstellern Foto: Marelli Automotive Lighting

Der Reutlinger Autozulieferer Marelli Automotive Lighting tritt auf die Kostenbremse und will etwa 250 der rund 930 Arbeitsplätze am Standort abbauen. Das Unternehmen begründet dies mit Kostendruck.

Reutlingen - Bis 2024 will Marelli Automotive Lighting in Reutlingen die Zahl der Mitarbeiter von derzeit gut 930 auf 680 reduzieren. Zudem soll vom nächsten Jahr an die Wochenarbeitszeit von 35 auf 30 Stunden verringert werden – mit entsprechender Entgeltabsenkung. Diese Nachricht, die das Management diese Woche verkündet hat, sei für die Mitarbeiter ein Schlag, sagt der Betriebsratsvorsitzende Klaus-Jürgen Lukosek, „die sind schockiert“. Man habe gedacht, man sei nach Corona auf dem Weg der Besserung, Kurzarbeit gebe es nur noch in wenigen Bereichen.

Weitere Verlagerungen befürchtet

„Für die Mitarbeiter unverständlich, das kommt nicht gut an“, sagt Michael Bidmon von der IG Metall Reutlingen, der befürchtet, dass der Autozulieferer, der Fahrzeugscheinwerfer und -rückleuchten entwickelt und produziert, noch mehr Tätigkeiten an externe Dienstleister vergeben werde und weitere Verlagerungen ins Ausland plane, wie dies bereits geschehen sei. So fließe wichtiges Know-how ab. Kommende Woche finden Betriebsversammlungen statt. Das Unternehmen begründet die Maßnahmen mit einem „strukturellen Kostenproblem“. Die gesamte Autoindustrie sei durch die Corona-Krise hart getroffen, was den Kostendruck weiter erhöht habe, sagt ein Unternehmenssprecher auf Anfrage. Der Personalabbau solle sozial verträglich erfolgen – über Vorruhestandsregelung, Abfindungen und frei werdende Stellen, die nicht besetzt würden.

„Wir sind ein florierendes Unternehmen und haben Gewinne gemacht“, sagt Lukosek. Der Umsatz lag laut Bundesanzeiger zuletzt bei fast 870 Millionen Euro. Ende vergangenen Jahres waren am Standort noch knapp 970 Mitarbeiter beschäftigt.

Der Zulieferer wurde 1999 als Joint Venture von Magneti Marelli und Bosch gegründet, 2003 stieg Bosch aus, Magneti Marelli hielt dann 100 Prozent. 2018 hatte der Autobauer Fiat-Chrysler seine Zuliefertochter Magneti Marelli und damit Automotive Lighting in Reutlingen an den japanischen Rivalen Calsonic Kansei verkauft, der wiederum gehört zum US-Finanzinvestor KKR.