Stefan Sommer, Chef des Zulieferers ZF, sieht das Unternehmen deutlich gestärkt Foto: dpa

Der Automobilzulieferer ZF geht bei der Integration des übernommenen Konkurrenten TRW schnell voran.

Frankfurt - Der Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen will mit der Zusammenlegung des Ersatzteilgeschäfts die Integration des im vergangenen Jahr übernommenen Konkurrenten TRW weiter vorantreiben. Dadurch entstehe in diesem Bereich die zweitgrößte Serviceorganisation weltweit nach Bosch, betonte ZF-Chef Stefan Sommer vor Journalisten in Frankfurt. Mit einem Umsatz von rund drei Milliarden Euro und 8000 Mitarbeitern weltweit sei man auf weiteres Wachstum eingestellt. Bereits auf der Fachmesse Automechanika im September würden beide Unternehmen sich gemeinsam präsentieren, ergänzte Helmut Ernst, der die neue Sparte leiten wird. „Wir sind jetzt ein großer Anbieter mit mehreren Marken geworden“, sagte Ernst. Er gehe davon aus, dass man in einem eher stagnierenden Markt in Europa gemeinsam stärker wachsen könne als die Konkurrenz. Die Geschäftsbereiche Aftermarket umfassen alle Dienstleistungen, Reparaturen und Servicearbeiten, die Kunden nachfragen, wenn sie eine Bremse, ein Getriebe, eine Achse oder ein Assistenzsystem von ZF oder TRW gekauft haben. Für die vier Logistikstandorte, die ZF und TRW in Deutschland unterhalten, ändert sich nach Angaben von ZF-Services-Chef Ernst nichts. „Unser Geschäft hört nicht auf, wenn unser Produkt verkauft oder in ein Auto oder einen Lastwagen eingebaut wird.“ Die Standorte seien derzeit voll ausgelastet, und man erwarte durch die Zusammenlegung Kostenvorteile in Höhe von mindestens 20 Millionen Euro.

TRW habe weltweit einen guten Ruf und ergänze die bisherigen ZF-Marken Sachs, Lemförder, Boge und Openmatics. „Nachdem wir die Bereiche Vertrieb und Einkauf bereits voll integriert haben, werden nun auch unsere Geschäftspartner im Aftermarket von einer gelungenen Integration profitieren“, sagte Sommer. ZF stelle mit seinen Aftermarket-Aktivitäten die Leistungsfähigkeit seiner Produkte über deren kompletten Lebenszyklus sicher – wie auch eine professionelle Diagnose und Reparatur mit Originalersatzteilen. „Daher ist es uns wichtig, in diesem Bereich einheitlich aufzutreten und die Verfügbarkeit unserer Produkte und Services in allen Märkten weltweit sicherzustellen.“ ZF hatte TRW Automotive am 15. Mai 2015 übernommen und als Division Aktive & Passive Sicherheitstechnik in den Konzern eingegliedert. Insgesamt habe der Konzern damit seinen Umsatz um rund neun Prozent auf gut 34 Milliarden Euro gesteigert, wenn man die TRW-Übernahme auf das ganze Jahr hochrechnen würde, erklärte Sommer. Offiziell ausgewiesen wurde ein Umsatz von 29,2 Milliarden Euro. Die Mitarbeiterzahl hat sich durch die Übernahme auf 138 000 fast verdoppelt.

Der ZF-Chef sieht die Position des Unternehmens durch die Übernahme für über zwölf Milliarden US-Dollar deutlich gestärkt. Man habe dadurch das Angebot ausgeweitet und könne auch bei der Entwicklung neuer Technologien wie etwa dem autonomen Autofahren eine größere Rolle spielen. Sommer betonte aber, dass die Zukunft des autonomen Fahrens nicht nur in der Entwicklung vorangetrieben werde. „Unsere Aftermarket-Organisation ist eine weitere wichtige Triebfeder, die sicherstellen wird, dass diese neuen Fahrzeuge und damit unsere zukunftsweisenden Produkte von jeder Werkstatt verstanden und gewartet werden können.“

Sommer rechnet damit, dass die Integration in drei bis fünf Jahren abgeschlossen sein wird. Dafür wurde im Konzern ein Team gebildet, das die Möglichkeiten der Zusammenarbeit ausloten soll. So wurden bereits seit der Übernahme individuelle Vertriebslösungen umgesetzt, wenn der Markt es verlangte. Unter anderem vertreibt die ZF Service-Organisation in Mexiko TRW-Bremsbeläge sowie in Nordamerika TRW-Lenkgetriebe. Zudem wurde in Indonesien eine einheitliche Marktbearbeitung gestartet. Auch der Kundenservice soll nicht zu kurz kommen. So wird aktuell eine Million Euro für ein Logistikcenter in Brasilien bereitgestellt, um die Kunden dort schneller und effizienter beliefern zu können. In Deutschland entwickelt ZF ein gemeinschaftliches Trainingsangebot für Werkstätten, das auch von anderen Märkten adaptiert werden kann.