Die Autoversicherung für junge Leute ist teuer. Doch es gibt Möglichkeiten, die hohen Haftpflicht- und Kaskoprämien deutlich zu senken.
Fahranfänger und -anfängerinnen erleben oft eine böse Überraschung. Eine 18-jährige Auszubildende, die einen gebrauchten VW Golf V versichern will, findet bei Vergleichsportalen wie Check 24 kein Angebot unter 1500 Euro. Haftpflichtpolicen, ohne die kein Auto fahren darf, kosten im Extremfall sogar weit über 4000 Euro, hinzu kommt bei Bedarf noch ein freiwilliger Kaskoschutz. Damit kann die Versicherung den ersten fahrbaren Untersatz ganz empfindlich verteuern.
Fahranfänger zahlen ein Mehrfaches gegenüber Autofahrern, die seit vielen Jahren unfallfrei unterwegs sind. Denn jeder Schaden kostet Geld und die Versicherer kalkulieren die Beiträge nach Risiko. Wer den Führerschein neu erworben hat und unerfahren ist, startet mit hohen Prämien. Für Jahre ohne gemeldeten Schaden gibt es Rabatt. Zudem werden Risiken und Beiträge anhand einer Vielzahl von Tarifmerkmalen ermittelt, vom sicheren Garagenplatz bis zu jährlich gefahrenen Kilometern. Wer Angebote vergleicht und einige Tipps kennt, kann viel Geld sparen.
Günstige Typklasse wählen
Schon der Autokauf ist entscheidend für den Versicherungsbeitrag. Denn die Kfz-Haftpflicht ist in 16 Typklassen eingeteilt, von 10 bis 25. Automodelle, die häufig in Unfälle verwickelt sind, landen in den hohen Klassen mit teureren Prämien. Dazu zählen auch viele Modelle, die bei Anfängern beliebt sind. Wer sparen will, fragt vor dem Kauf in die Typklasse ab.
Allein beim Golf V reicht die Spreizung von Typklasse 11 bis 18 je nach Motorleistung, Ausstattung und Baujahr. Die Wahl eines Fahrzeugs mit niedriger Typklasse bringt über die Jahre eine ansehnliche Beitragsersparnis.
Fahrpraxis nacheisen
Viele Versicherer stufen Fahranfänger günstiger ein, wenn sie bereits am begleiteten Fahren teilgenommen haben. So wird der Führerschein ab 17 genannt, für den man sich schon in diesem Alter anmelden kann. Mit bestandener Prüfung bekommt man eine Bescheinigung und darf sich bis zum 18. Geburtstag hinters Steuer setzen, allerdings nur in Begleitung einer eingetragenen Person. Die Versicherer gewähren den Teilnehmern unterschiedliche Rabatte, man sollte nachfragen und vergleichen. Auch unfallfreies Fahren eines Mopeds oder Motorrades kann Prämiennachlässe bringen.
Familientarif nutzen
Wenn Fahranfänger ihr erstes Auto auf eigenen Namen beim gleichen Anbieter versichern, bei dem auch die Eltern Kunden sind, ist manchmal ein günstigerer Familientarif drin. Es kann dann auf Anhieb eine bessere Schadenfreiheitsklasse herausspringen. Denn Versicherer sind natürlich interessiert daran, junge Leute zu gewinnen und mit attraktiven Prämien dauerhaft an ihr Unternehmen zu binden.
Als Zweitwagen der Eltern anmelden
Günstiger ist es meist, das Auto des Nachwuchses erst einmal als Zweitwagen auf den Namen der Eltern anzumelden. Dann landet das Fahrzeug ebenfalls sofort in einer niedrigeren Schadenfreiheitsklasse. Wenn der Fahranfänger der Versicherung als einer der Nutzer des Zweitwagens gemeldet wird, fällt später der Nachweis leichter, dass der Nachwuchs bereits Fahrpraxis erworben hat – und nach einigen Jahren kann der niedrigere Schadenfreiheitsrabatt auf Sohn oder Tochter übertragen werden.
Rabatte von Verwandten übernehmen
Kaum bekannt ist, dass viele Versicherer auch erlauben, Schadenfreiheitsrabatte unter Verwandten zu übertragen, zum Beispiel vom Opa auf den Enkel. Das geht teils sogar noch, wenn die Vorfahren bereits verstorben sind. Nachfragen lohnt sich auf jeden Fall. Gerade Ältere haben oft viele unfallfreie Jahre geschafft und damit hohe Rabatte. Wenn Senioren ihre Kfz-Versicherung nicht mehr benötigen, ist jedenfalls der Zeitpunkt für die Übertragung günstig. Allerdings bekommen die Empfänger nur so viele Jahre gutgeschrieben, wie sie selbst den Führerschein besitzen.
Mitnutzung des Autos der Eltern
Wenn Fahranfänger erst mal nur das Auto der Eltern mitnutzen, erhöht sich das Schadensrisiko und damit die Prämie. Bei manchen Versicherern müssen aber nicht alle Fahrer gemeldet werde, das erspart den teuren Zuschlag.
Der Bund der Versicherten weist darauf hin, dass Versicherer auch Zusatzverträge anbieten, mit denen sich Fahranfänger ohne eigenes Auto einen eigenen Schadenfreiheitsrabatt erfahren und versicherte Fahrzeuge mitnutzen können – ohne explizit als berechtigter Fahrer eingetragen zu sein. Sie müssen dann allerdings später das eigene Auto ebenfalls bei diesem einen Versicherungsanbieter versichern, um den Rabatt zu behalten.
Telematik-Tarife prüfen
Telematik-Tarife belohnen umsichtiges Fahren durch eine günstigere Prämie. Dafür wird eine Box im Auto installiert, die das Fahrverhalten aufzeichnet und bewertet. Das kann sich lohnen.
Der Bund der Versicherten sieht die Tarife jedoch kritisch. Viele seien intransparent und mit Blick auf den Datenschutz mit Vorsicht zu genießen. Meist sei nicht eindeutig nachvollziehbar, wie und in welchem Umfang sich ein konkretes Fahrverhalten auf die Prämie auswirkt.
Augen auf beim Tarifvergleich
Man sollte den beliebten Vergleichsportalen wie Check 24 oder Verivox nicht blind vertrauen. „Der günstigste Tarif ist nicht unbedingt auch der beste Versicherungsschutz“, warnt der Bund der Versicherten. Wichtig ist, was die Police im Schadensfall leistet. Was zudem viele nicht wissen: In den Vergleichsportalen sind nicht alle Versicherer gelistet. Ein umfassender Vergleich ist so nicht möglich – weil die besten Anbieter womöglich fehlen. Beim Bund der Versicherten gibt es einen kostenlosen Rechner.