Eine Initiative aus der Wirtschaft wirbt auf großen Plakaten für ihre Idee eines langen Straßentunnels in der Region Stuttgart. Foto: Dirk Herrmann

Verkehrsminister Winfried Hermann erteilt den Überlegungen zu einem überregionalen Straßentunnel im Nordosten von Stuttgart eine Absage. Selbst ein Gespräch mit der dahinterstehenden Initiative lehnt er ab.

Die Ansage aus dem baden-württembergischen Verkehrsministerium ist deutlich. Minister Winfried Hermann nennt den Vorschlag, eine unterirdische Verbindung zwischen den Bundesstraßen im Norden und Osten der Landeshauptstadt zu schaffen, „ein völlig unrealistisches Projekt“.

 

Mehr als zehn Kilometer langer Tunnel

Gemeint ist der sogenannte Grüne Tunnel. So nennt eine Initiative um den Unternehmer Rüdiger Stihl ihren Vorschlag, den überörtlichen Verkehr zwischen der B 29 bei Waiblingen und den Bundesstraßen 10 und 27 bei Kornwestheim in einen mehr als zehn Kilometer langen Tunnel zu verlegen. Die Röhren sollen den seit langen Jahren geplanten, aber nie begonnenen Nord-Ost-Ring überflüssig machen.

Doch der Grüne Hermann hält das für eine Mogelpackung. „Dieser angeblich ,Grüne Tunnel‘ wäre eher ein grauer Tunnel, egal wie strahlend man ihn außen anstreicht.“ Der Landesverkehrsminister hat erkennbar keine Lust, die Diskussion über eine neues Straßenbauprojekt wieder aufzunehmen. „Statt Gras über den Tunnel wachsen zu lassen, wäre es besser, Gras über die Sache wachsen zu lassen“. Er wünsche sich, dass man mit dem gleichen Engagement andere Ansatzpunkte diskutiere, die erreichbar und schneller umsetzbar seien, wie den weiteren Ausbau etwa der Stadtbahnen.

Stadtbahnidee wird nochmals untersucht

Im Jahr 2010 hatten Gutachter einer Stadtbahnverbindung zwischen Ludwigsburg und Waiblingen Unwirtschaftlichkeit attestiert. Im Zuge der sich konkretisierenden Stadtbahnplanungen im Kreis Ludwigsburg wird nun allerdings ein neuer Anlauf genommen. Seit Ende 2023 wird neuerlich untersucht, ob der Nutzen einer Schienenverbindung zwischen den beiden Kreisstädten die Kosten übersteige. Nur dann hätte ein solches Vorhaben Aussicht auf Förderung durch den Steuerzahler.

Kann sich für die Tunnelidee nicht erwärmen: Landesverkehrsminister Winfried Hermann Foto: dpa/Bernd Weißbrod

Die Frage, wie den Verkehrsproblemen im Nordosten der Landeshauptstadt beizukommen ist, taugt allemal für politischen Streit. Anders als Hermann kann sich eine Mehrheit im Verband Region Stuttgart durchaus für neue Überlegungen erwärmen. Im Zuge der Haushaltsberatungen der Regionalversammlung hat ein Antrag eine Mehrheit gefunden, der den neuen Vorschlag einen wichtigen Debattenbeitrag nennt und in dem es weiter unter anderem heißt: „Der Verband wird sich in seinen Gremien über die Inhalte der Initiative von den Initiatoren aus erster Hand informieren lassen, sie aus planerischer Sicht bewerten und politisch begleiten.“

Ganz anders Hermann. Er stellt die Kostenprognose von 1,6 Milliarden Euro infrage und sagt voraus, dass sich die Kosten „bei einer hypothetischen Fertigstellung“ vermutlich verdoppeln würden. Der Minister weist daraufhin, dass ein vom Ministerium im Jahr 2020 unter dem Schlagwort „Faktencheck“ veranstaltetes Dialogformat aufgezeigt habe, „dass die Fronten in der Raumschaft extrem verhärtet sind, die Argumente allen Seiten bekannt und hinreichend ausgetauscht sind“. Die Straßenbauverwaltung des Landes hatte die Umsetzung „eines zweibahnigen Nord-Ost-Rings in der Region insgesamt für nicht durchsetzbar“ gehalten. Weil sich keine neuen Aspekte ergeben habe, sehe das Verkehrsministerium „einen erneuten Austausch mit Herrn Dr. Stihl und den weiteren Projektpartnern der Initiative aus fachlicher Sicht nicht als sinnvoll an“, erteilt Hermann Gesprächen eine Absage.