Das waren noch Zeiten: ein Yugo vom Typ „Florida“ rollt vom Ban. Foto: dpa

Sie sind unverwüstlich, billig und garantiert nicht emissionsfrei: die Yugos, die serbischen Billigautos machten eine ganze Gesellschaft mobil. Doch jetzt droht ihnen das Aus.

Belgrad - Alles, was rollt, schien auf den holprigen Straßen Serbiens bisher erlaubt. Doch seit der Einführung einer strengeren Überprüfung der Fahrtüchtigkeit zu Monatsbeginn droht vielen Vehikeln die Stilllegung – und bei manchen Fahrern brennen deshalb alle Sicherungen durch. Nach der Verweigerung der Zulassung für sein Gefährt wegen eines beschädigten Rückspiegels machte ein 42-jähriger Fahrzeughalter in der Provinzstadt Pozega kurzen Prozess: Noch auf dem Gelände seiner TÜV-Werkstatt fackelte er sein Auto kurzerhand ab.  

Rund der Hälfte der vorgefahrenen Fahrzeuge ist seit der Einführung der strikteren Vorschriften am 5. Juli die Zulassung verweigert worden. Ob   bei der Überprüfung von Bremsen, Abgaswerten, Auspuff oder Karosserie: Mittlerweile gehen die Auto-Inspektoren gründlich zu Werke und schießen nach Ansicht ihrer Kunden mit kleinlichen Mängellisten weit über das Ziel hinaus.   16 Jahre ist derzeit das statistische Durchschnittsalter des Fuhrparks im verarmten Balkanstaat. Doch nicht nur hochbetagten Yugos droht der unfreiwillige Abschied auf dem Schrottplatz. Unter Serbiens PKW-Fahrern macht sich deshalb Endzeitstimmung breit: Mit einem Durchschnittsgehalt von 420 Euro können sich viele die Anschaffung eines anständigen Gebrauchtwagens kaum leisten.

Sogar den Urlaub mussten viele Serben stornieren

Da jetzt auf EU-Drängen auch noch die alten KFZ-Schilder mit serbischen Sonderbuchstaben   auf eigene Kosten gegen neue Kennzeichen ausgewechselt werden müssen, herrscht auf den Zulassungsämtern drangvolle Enge. Zahlreiche Familien haben Urlaubsfahrten wegen fehlender TÜV-Plaketten oder Autoschilder kurzfristig absagen müssen.   Wenn Serbiens TÜV-Werkstätten die neuen Regeln weiterhin mit der bisherigen Konsequenz umsetzen, ist nicht nur mit anhaltenden Verwünschungen ihrer Kunden zu rechnen. Über ein Drittel der Fahrzeuge könnten laut Schätzungen der serbischen Presse ihre Zulassung verlieren. Doch es gibt Hoffnung – denn auch in dem Balkanstaat sind Autofahrer eine   wahlrelevante Gruppe. „Jetzt werden die Leute mit den neuen Bestimmungen gequält“, sagt der Belgrader Zahntechniker Sinisa: „Aber spätestens in einem halben Jahr sind diese wieder vergessen.“