Carola Krawczyk hat bereits 35 Bücher und Büchlein geschrieben. Foto: Petra Mostbacher-Dix

Carola Krawczyk aus dem Stuttgarter Westen sammelt Geschichten von Personen sowie Dingen und gestaltet daraus persönliche Porträts als Buch oder Tonaufnahme.

S-West - Der „Bärenretter“ lächelt glücklich aus den Kissen. Neben ihm sind gerade noch die Glotzaugen eines Plüschbären zu erkennen. Links vom Schwarz-Weiß-Foto ist zu lesen: „Im Müll fand ich einen abgeliebten Teddy. Ihm fehlte ein Ohr.“ Und darunter: „Ich rettete ihn.“ Die Abbildung des Bärenretters als Kleinkind und die Sätze sind auf den ersten Seiten eines kleinen feinen Büchleins im Pixi-Format zu finden. „Das habe ich für meinen Mann gemacht“, sagt Carola Krawczyk und lächelt. „Als Kind hat er wohl jeden Bären, den er – wo auch immer – fand, gerettet und aufgepäppelt. Er konnte es nicht ertragen, wenn Stofftiere weggeschmissen wurden.“

Von Haus aus ist Krawczyk Architektin, sie studierte in Stuttgart und in Istanbul, arbeitete dann in einem bekannten Stuttgarter Büro sowie in einer Kommune, bis sie nach 25 Jahren zu neuen Ufern aufbrach. Nun ist sie „Wortfängerin“ – und auf dem Weg zur „Bildfängerin“: Krawczyk schreibt poetische Texte, Gedichte und Geschichten, fotografiert und gestaltet damit persönliche Porträtbücher. „Meist sind es Pixi-Büchlein. Aber sie können auch viel größer sein, alles ist möglich“, betont die 55-Jährige und legt einen großes Querformat mit kunstvoll gestaltetem Hardcover auf den Tisch.

Höchst spannende Aufgabe

Ihre Auftraggeber sind meist Menschen, die ihren Liebsten, Verwandten, Freunden, Mitarbeitern, Chefs oder auch sich selbst etwas Besonderes schenken wollen zu Geburtstagen, Hochzeitstagen, bei Familienfeiern, Firmenjubiläen und als Liebeserklärung: ein persönlich gestaltetes Buch oder eine Tonaufnahme über die zu Beschenkenden oder das, was sie ihnen am Herzen liegt. Um den Porträtierten möglichst nahe zu bekommen, interviewt Krawczyk Menschen, die sie kennen, lässt sich betagte Fotos der Personen geben und fotografiert Dinge, die für sie wichtig sind. „Das ist höchst spannend, wenn die Auftraggeber über die zu Porträtierenden erzählen. Wenn die ersten Hürden genommen, die richtigen Fragen gestellt worden sind, fließen da wunderbare Geschichten. Es ist, als ob die Freunde oder Verwandten die Person neu entdecken – und diese Frische nehme ich in die Texte mit.“

35 Bücher sind so bereits entstanden. Und die Beschenkten geben ihr begeisterte Rückmeldungen, wie etwa jenes Paar, das zu einem runden Festtage ein Büchlein bekam. Sie schickten Krawczyk Fotos, auf dem Festgäste durch Pixi-Büchlein blättern und dazu einen Brief mit den Worten: „Hast du schon einmal 30 Menschen lächeln gesehen!“

Eine Viertelmillion Auflage – auf Brötchentüten

Auch Krawczyk lächelt. Es macht ihr sichtlich Freude, anderen Freude zu bereiten. „Geschrieben habe ich schon länger, trete mit meinen Geschichten und Gedichte bei Lesungen auf“, sagt sie. Sogar einen Bestseller habe sie schon. Sie zeigt lachend eine Bäckertüte, auf der eine kleine Geschichte von ihr über das Käthchen von Heilbronn abgedruckt ist. „Das war 2010, ein Schreibwettbewerb zu 200 Jahre Käthchen in Heilbronn. Ich war eine der Gewinnerinnen – die Auflage der Tüten betrug eine Viertelmillion!“ Auch als Moderatorin war sie tätig, damals neben ihrem Beruf als Architektin, etwa beim „Freien Radio für Stuttgart“ oder dem „Alex Berlin“, bei dem sie die Sendung „Radio Gartenzwerg“ machte. Ein Künstlerbuch wiederum entstand mit der Esslinger Malerin Anne Meyer-Kerner.

Vor einem Jahr entschied sie dann, den Sprung zu wagen, die Architektur an den Nagel zu hängen und Wortfängerin zu werden. „Es ist wunderbar, ich bin nun Zeitmillionärin – kann ich einem Projekt die Zeit widmen, die es braucht, mal wenige Wochen, mal Monate.“ In dem vergangenen Jahr ist sie auch zunehmend in die Fotografie eingestiegen, fotografiert auf den ersten Blick Unscheinbares oder Normales wie Schokolade oder Gullideckel – und gießt diese in Buchform. „Ohne Schokolade geht bei mir nichts“, lacht sie. Und betont: „Wer sich bewusst umsieht, achtsam ist, der sieht viel Poetisches jeden Tag. Ich will dieses Alltägliche in den Fokus rücken, ihm den Wert geben, der ihm zusteht.“ Zum Jubiläum des Stuttgarter Sportvereins Eichenkreuz, wo sie unter anderem Behinderte beim Klettern anleitet, schuf sie einen Band, für den sie farbenfroh und die Schönheit der Seile und Karabiner ablichtete – mit eigenen Texten freilich. „Es sind die Details, die mich interessieren.“ Das gilt auch für ihre „Taschen-Porträts“: „Ich möchte die Menschen in ihrem Wesen erfassen“, so Krawczyk. „Damit auch die Nachkommen diese lebendig in Erinnerung behalten können, als ob sie kannten.“