Gregor Rentschler bezeichnet sein Werk als „Politthriller“. Foto: Gottfried Stoppel

Gregor Rentschler aus Schwaikheim erzählt in einer fiktiven Geschichte, wie es sein könnte, wenn in Deutschland eine ausländerfeindliche Partei an die Macht käme. Drei Jahre hat er an dem Buch geschrieben.

Schwaikheim - Es gibt einfachere Herausforderungen als jene, der sich Gregor Rentschler aus Schwaikheim gestellt hat: Der 35-jährige studierte Maschinenbauer hat „aus Lust und Laune“, wie er sagt, und ohne jede Vorerfahrung ein Buch geschrieben und daran drei Jahre lang gearbeitet. Jetzt ist es fertig und beschreibt auf mehr als 500 Seiten eine düstere Geschichte mit hoffnungsvollem Ausgang.

 

Eine charismatische Kanzlerin mit eiserner Hand

„Politthriller“ nennt der Autor sein Werk, das er unter dem Pseudonym Roger Garas und mit dem Titel „Ray – Stadt des Widerstands“ im Eigenverlag veröffentlicht hat. Es erzählt in einer fiktiven Geschichte, wie es sein könnte, wenn in Deutschland eine unverhüllt ausländerfeindliche Partei wie die HfD (Heimatfront Deutschland) an die Macht käme. In dem Buch herrscht eine charismatische Kanzlerin mit eiserner Hand über die Republik, politische Gegner werden ermordet und Migranten in hermetisch abgeriegelten Flüchtlingsstädten eingesperrt. „Ich wollte mal zeigen, was geschehen könnte, wenn so eine Partei immer mehr Zulauf bekommt“, sagt Gregor Rentschler zu seinem Thema, ohne die AfD zu erwähnen.

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Doch es ist klar, was er meint, wenn er sagt, es sei unfassbar, wie viele Stimmen eine real existierende Partei bekomme und wie überall auf der Welt Rassisten an Unterstützung gewännen. Er selbst hat viele Freunde mit Migrationshintergrund, und das findet sich auch im Buch wieder: Es sind Finn und Ardijan, genannt Ari, zwei Schulfreunde, deren Geschichte und Handeln dem Buch das Gerüst geben. Der eine ist Architekt und ein deutscher Durchschnittsbürger, der auf der Suche nach dem spurlos verschwundenen Ari ins Visier der HfD gerät und in der Flüchtlingsstadt untertauchen muss. Der andere ist ein Hacker und Regimegegner mit albanischen Wurzeln.

Wo andere, die sich zu Wort melden, etwas posten, einen Blog starten oder ein Video in den sozialen Netzwerken hochladen, stand für Gregor Rentschler von Anfang an fest, dass es ein Buch werden soll. „Ich wollte ja eine spannende und große Geschichte schreiben, da brauchte es auch ein paar Seiten“, sagt er. „Außerdem konnte ich an dem Buch auch wirklich so lange feilen, bis es soweit war, wie ich es haben wollte.“

Der Dank des Autors steckt im Pseudonym

Allerdings ist auch sein Buch ein komplett digitales Projekt. Self Publishing und Book on demand heißt das, Eigenverlag und Buchdruck auf Bestellung. In einschlägigen Internetforen hat sich Rentschler sein Handwerkszeug besorgt: Wie schreibt man einen Dialog? Wie entwickelt man Figuren? Was erzeugt Spannung? Wie bekommt das Ganze einen roten Faden? Dann hat er sich abends nach der Arbeit als Projektmanager bei einem Mittelständler in Stuttgart an den Computer gesetzt und geschrieben. „Das ist dann ab und zu richtig ausgeartet“, erzählt der 35-Jährige, „und deshalb immer mehr geworden.“ In guten Wochen hat er zehn bis 20 Seiten geschafft, manchmal aber auch nur vier oder fünf. Zur eigenen Motivation kam Unterstützung von außen, vor allem von Ehefrau Sara, die das als Erste gelesen und ihn ermutigt hat. Der Dank des Autors steckt im Pseudonym: Roger Garas steht für Sara und Gregor – von hinten gelesen.

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Rat und Zuspruch kamen auch von den Eltern, von Freunden und den Handballern des SV Schwaikheim. Auf die erste Fassung hat keiner der angeschriebenen Verlage reagiert, aber Rentschler bekam den Rat, sich einen Lektor zu suchen, der beim Überarbeiten hilft. Kurz vor Weihnachten war schließlich alles fertig, für 14,99 Euro gibt es das Taschenbuch beim „Bücherwurm“ in Schwaikheim oder bei den Großen der Branche (Osiander, Thalia, Amazon) zum Bestellen und für 4,99 Euro als E-Book (Amazon Kindle). Etwa 300 Exemplare sind verkauft, schätzt Rentschler. Er ist stolz und sehr motiviert, ein zweites Buch zu schreiben.