Daimler lässt einen Lkw im Testbetrieb mit Autpilot fahren Foto: Daimler

Mit einem am Dienstag auf den Weg gebrachten Brief bekräftigen Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) und Wirtschaftsminister Nils Schmid (SPD) das Interesse des Südwestens an einer eigenen Teststrecke für selbst fahrende Fahrzeuge.

Stuttgart - Mit einem am Dienstag auf den Weg gebrachten Brief bekräftigen Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) und Wirtschaftsminister Nils Schmid (SPD) das Interesse des Südwestens an einer eigenen Teststrecke für selbst fahrende Fahrzeuge. In dem an Bundesverkehrminister Alexander Dobrindt (CSU) gerichteten Schreiben, das unserer Zeitung vorliegt, heißt es, die Region Stuttgart biete mit den neuen Verkehrsbeeinflussungsanlagen auf der A 8 und A 81 sowie der neuen Verkehrsrechnerzentrale Einrichtungen auf dem neuesten Stand und einem sehr hohen technischen Niveau. Mit einer Verkehrsbelastung von 158 000 Fahrzeugen pro Tag auf der A 8 beim Autobahnkreuz Stuttgart könne die Erprobung sogar unter schwierigeren Bedingungen erfolgen. Die Strecke sei daher ideal für erste Tests der Kommunikation zwischen Fahrzeugen und der Straßeninfrastruktur. „Wir unterstreichen auch im Namen der führenden hier ansässigen Unternehmen unser nachdrückliches Interesse an einer Autobahnteststrecke in Baden-Württemberg“, heißt es am Ende des Briefs, den beide Minister der grün-roten Koalition im Land unterzeichnet haben.

Ob der Appell fruchtet, darf jedoch bezweifelt werden. „Grundsätzlich freuen wir uns über das Interesse der Länder an der Einrichtung einer Erprobungsstrecke“, sagte ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums am Dienstag unserer Zeitung. Neben Baden-Württemberg haben demnach auch Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, Sitz der Autobauer Volkswagen und Ford, Ansprüche angemeldet. Doch eine Ausweitung der Pläne von Bundesverkehrsminister Dobrindt ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht in der Diskussion. „Das Testfeld wird auf einer Strecke der hoch belasteten überregionalen Autobahn A 9 in Bayern eingerichtet“, heißt es in einem Strategiepapier des Ministeriums. „Im ersten Schritt wird es dabei bleiben“, so der Sprecher. Der Start soll noch in diesem Jahr sein, ein konkretes Datum steht allerdings noch nicht fest.

Die Wahl sei auf diesen Abschnitt gefallen, da hier bereits Ladestationen für Elektroautos aufgebaut und getestet würden. In Zukunft soll dort die Kommunikation von Fahrzeugen untereinander und mit der Infrastruktur erprobt werden können. So könnten Baustellen ein Signal an Autos in der Nähe senden oder Kontaktschleifen an Auffahrten Verkehrsteilnehmer vor Geisterfahrern warnen. Auch die Erprobung von teil- oder vollautomatisiert fahrenden Pkw oder Lkw wäre dort in Zukunft möglich. „Selbstverständlich ist dieses Angebot offen für alle Hersteller“, betonte der Sprecher. Mit Audi und BMW sitzen in Bayern zwei Hersteller, die am automatisierten Fahren forschen. Beim Nutzfahrzeugdialog mit Wirtschaftsminister Nils Schmid (SPD) in Stuttgart vor wenigen Wochen hatte auch Daimler-Lkw-Chef Wolfgang Bernhard eine solche Strecke gefordert. „Wir brauchen eine Versuchsstrecke, um diese Technologie voranzutreiben.“

Das so genannte autonome Fahren gilt als Schlüsseltechnologie der Branche für die kommenden Jahre. Der Stuttgarter Autobauer Daimler hat bereits eine S-Klasse sowie einen Lkw mit Autopilot vorgestellt. Noch sind allerdings viele rechtliche Fragen ungeklärt. Spätestens zur Frankfurter Automesse IAA im September will das Bundesverkehrsministerium daher ein Eckpunktepapier zu versicherungsrechtlichen Fragen und Genehmigungsverfahren vorlegen. „Unser Ziel muss es bleiben, auch beim automatisierten Fahren an der Weltspitze zu bleiben“, so Dobrindt.