Daimler präsentiert auf der IAA das S-Klasse-Cabrio. Foto: Daimler

Am 17. September beginnt die Internationale Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt. Die Stimmung bei den Herstellern ist gemischt. Der chinesische Markt lahmt. Elektroautos bleiben Ladenhüter. Google und Apple sind erstmals mit einem Stand vertreten.

Stuttgart/Frankfurt - Die Autos

Fragt man den Autoexperten Willi Diez vom Institut der Automobilwirtschaft der Hochschule Nürtingen-Geislingen nach seinem Favoriten unter den IAA-Premieren, dann muss er nicht lange überlegen. „Das S-Klasse-Cabrio von Mercedes ist sicher ein Highlight“, sagt er. Dazu kommt das neue C-Klasse-Coupé. Aber auch die anderen Hersteller haben sich mächtig ins Zeug gelegt. BMW etwa hat sein Flaggschiff neu aufgelegt. Der 7er kommt mit Gestensteuerung und soll endlich wieder ein echter Konkurrent für die S-Klasse werden. Opel setzt seine Hoffnungen auf den neuen Astra, der an alte Erfolge anknüpfen soll. „Opel muss mit dem Astra die Wende schaffen, denn mit diesem Modell lässt sich auch Geld verdienen“, sagt Diez. Audi schickt den A4 in neuem Gewand ins Rennen. Er könnte der zuletzt etwas langsamer wachsenden VW-Tochter wieder Auftrieb geben. VW selbst geht mit der Neuauflage des Bulli an den Start und bringt das Erfolgsmodell Tiguan in einer Neuauflage. Porsche hat die Sportwagen-Ikone 911er aufgefrischt. Die Revolution findet aber unter dem Blech statt. Dort arbeitet beim Einstiegsmodell 911 Carrera kein Saugmotor mehr, sondern ein Turbo, auch wenn sich dies nicht in der Modellbezeichnung niederschlägt.

Die Innovationen

Statt eines klassischen Messestandes präsentiert Audi den Besuchern einen multimedialen Erlebnisraum, in dem sich über digitale Technologien virtuelle und physische Exponate verknüpfen lassen. Die Autos selbst werden immer mehr zum rollenden Computer, die Vernetzung mit dem Internet stößt in neue Dimensionen vor. BMW setzt im 7er auf Gestensteuerung und lässt per Smartphone-App einparken, ohne dass noch ein Fahrer benötigt wird. Damit ist auch der nächste Schritt beim automatisierten Fahren erreicht. „Das Thema wollen viele Hersteller besetzen“, sagt Diez. Bestes Beispiel dafür, wie eng inzwischen Auto- und IT-Industrie zusammengerückt sind: Erstmals sind auf der IAA auch Google und Apple vertreten, die beide in Zukunft Autos bauen wollen.

Nicht so recht voran geht es dagegen bei der Elektromobilität. Experte Diez nennt es „das wichtigste Nicht-Thema“ auf der IAA. Zwar haben inzwischen sehr viele Hersteller reine E-Autos oder Plug-in-Hybride mit aufladbarer Batterie und Verbrennungsmotor im Angebot. Doch die sind angesichts günstiger Spritpreise nach wie vor Ladenhüter. Vielleicht kann ja Audi daran was ändern. Die Ingolstädter stellen ihr für 2018 geplantes Elektro-SUV vor, das eine Reichweite von 500 Kilometern haben soll. Auch Porsche plant demnach ein ähnliches Modell unterhalb des Panamera.

Die Aussichten

Mit sorgenvoller Miene blicken die Hersteller derzeit nach China, wo sich das Wachstum merklich abgekühlt hat. Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer von der Uni Duiburg-Essen geht davon aus, dass der chinesische Automarkt 2016 erstmals seit 15 Jahren wieder rückläufig ist. Schon jetzt verzeichnen VW, Audi und BMW kaum noch Zuwächse. Nur Mercedes kann sich dem Trend dank vieler neuer Modelle noch entziehen. Weiter in der Krise stecken Russland oder Brasilien, wo sich allerdings Premiumfahrzeuge von Audi, BMW oder Mercedes nach wie vor gut verkaufen lassen.

Auf dem europäischen Markt dagegen stehen die Zeichen weiter auf Erholung, auch in Nordamerika laufen die Geschäfte für die meisten Hersteller gut. Neue Chancen ergeben sich für deutsche Autobauer nach Unterzeichnung des Atomvertrags im Iran. „Vor allem Daimler hatte da ein gutes Standing, das sich reaktivieren lässt“, prophezeit Diez. 2015 sollen die Autoverkäufe im Iran bei 1,5 Millionen liegen, in Deutschland sind es etwa doppelt so viele. Doch mittelfristig könnten der Markt im Iran auf 3,5 Millionen Neuwagen anwachsen.

Die IAA in Frankfurt öffnet von 17. September an für Fachbesucher. Davor können sich zwei Tage lang Journalisten aus aller Welt umsehen. Publikumstage sind von 19. bis 27. September. Öffnungszeiten auf dem Messegelände, Ludwig-Erhard-Anlage 1, sind von 9 bis 19 Uhr. Tickets kosten ab 12 Euro, ermäßigt ab 7,50 Euro.