VW-Produktion in Shanghai Foto: dpa

Erstmals exportiert VW Fahrzeuge von China aus. Die Exporte auf die Philippinen laufen an. Jobverluste in Deutschland soll es dadurch nicht geben, verspricht der VW-Konzern.

Peking - Der Volkswagen-Konzern führt erstmals Autos aus China in andere Märkte aus. „Der Schritt erweitert die Auswahl an Produkten der Volkswagen-Gruppe in den Märkten der Schwellenländer“, teilte das Unternehmen am Freitag in Peking mit. Die Fahrzeuge kommen von zwei Gemeinschaftsunternehmen von VW mit chinesischen Staatsfirmen. Erste Lieferungen in Richtung der Philippinen gehen in diesen Tagen heraus. Die Ausfuhr nach Südostasien sei jedoch nur der „erste Schritt“, weitere Märkte sollen folgen.

VW: Keine Auswirkungen auf deutsche Kapazitäten und Arbeitsplätze

Volkswagen versichert, dass die Produktion in China nicht auf Kosten von Kapazitäten oder Arbeitsplätzen in Deutschland gehe. „Es ist ein zusätzliches Angebot auf einem sich sehr positiv entwickelnden Markt“, sagte ein Sprecher in Peking. Es stehe nicht in Konkurrenz zu den bisherigen Lieferkanälen und habe keine Auswirkungen auf die Auslastung in anderen Werken oder auf die Mitarbeiter in Werken in anderen Regionen. Auch eine Produktion in China für Europa sei nicht geplant.

Die Idee eines Exports aus China steht gleichwohl schon länger im Raum. Volkswagen hat dort gewaltige Kapazitäten aufgebaut. Im Jahr 2017 hat der Konzern in China mehr als drei Millionen Autos hergestellt – ein neuer Rekord und ein Drittel seiner Weltproduktion. Das Unternehmen betreibt in China 20 Standorte. Zum Vergleich: In den USA ist es nur ein einziger, in Frankreich sind es drei, in Deutschland 28. Das Personal in China ist tipptopp ausgebildet und erfahren. Die Qualität stimmt. Es liegt aus Sicht des Managements nahe, diese gewaltige Produktionsbasis für die Versorgung der erweiterten Region zu nutzen.   Der Beginn des Exports aus China entspricht zudem einem lange gehegten Wunsch der chinesischen Partner von Volkswagen.

Zusammenarbeit seit den 1980er Jahren

Das Unternehmen arbeitet bereits seit den 1980er Jahren mit zwei einheimischen Firmen zusammen. In Shanghai kooperiert VW mit dem Staatsbetrieb SAIC Motor. Im hohen Norden Chinas existiert ein zweites Gemeinschaftsunternehmen mit der FAW Group. Beide Partner drängen nun mit der bekannten Marke Volkswagen auf den Weltmarkt – und können dabei sogar die vorhandenen Vertriebskanäle der Deutschen nutzen.  

Das Volumen des China-Exports soll zunächst nur wenige Tausend Autos pro Jahr betragen. Das ist wenig angesichts des hohen Wachstums in Südostasien. Im Jahr 2017 haben dort mehr als 3,5 Millionen Autos einen Käufer gefunden. Der Markt ist damit um fünf Prozent gewachsen. Dazu kommt noch der in Indien mit einem Absatz von knapp vier Millionen Fahrzeugen. Zusammen ist das mehr als das Doppelte der Größe des deutschen Marktes.  

Absatzzahlen steigen steil an

Vor allem in Thailand und auf den Philippinen steigt der Absatz derzeit steil an. Von Januar bis September ist der Verkauf in Thailand um zwölf Prozent gestiegen, auf den Philippinen sogar um 15 Prozent.

Viele Familien aus der unteren Mittelklasse kaufen sich ihr erstes Auto. Auch Daimler engagierte sich daher zuletzt stärker in Thailand.   Der südostasiatische Markt befindet sich jedoch traditionell in den Händen japanischer Hersteller. Chinesische Anbieter erobern jedoch stetig Marktanteile. Die Firma Geely hat dazu kürzlich in den malaysischen Hersteller Proton investiert. Geely ist in Europa als Käufer von Volvo bekannt, sieht nun jedoch das größte Auslandspotenzial in Südostasien. Der VW-Partner SAIC stellt bereits seit 2014 in Thailand Autos her – zusammen mit dem örtlichen Anbieter Charoen Pokphand.  

Damit kündigt sich eine Verschiebung an, die Experten schon lange erwarten, die aber nur langsam in Gang kommt: die Expansion der Chinesen jenseits ihrer eigenen Landesgrenzen. Eines ihrer größten Probleme ist die Unbekanntheit ihrer Marken im Vergleich zu den Weltmarken wie Toyota. Durch die Zusammenarbeit mit etablierten Herstellern wie VW umgehen sie dieses Problem.