Mehr als nur eine Lagerhalle: immer öfter beauftragen große Industrieunternehmen Kontraktlogister mit kleineren Montagearbeiten. Foto: Mierendorf

Die Automobilindustrie will mit Regionallagern die Abhängigkeit von globalen Lieferketten reduzieren.

Stuttgart - Kaum hat sich der Logistikmarkt durch die Wirtschaftskrise etwas entspannt, könnte sich das bald wieder ins Gegenteil verkehren. Die zahlreichen Naturkatastrophen haben viele der global aufgestellten Unternehmen an ihrem Nerv getroffen und teilweise die hoch effizienten Lieferketten der Just-in-time-Produktionen empfindlich gestört. Während manch ein Unternehmer in der Not auf Kurzarbeit setzt, spielt die Automobilindustrie in der Region Stuttgart offenbar mit dem Gedanken, wieder verstärkt auf Puffer- und Regionallager zu setzen, um die Abhängigkeit von globalen Lieferketten durch Krisen oder Naturkatastrophen zu reduzieren.

Naturkatastrophen treffen Nerv globaler Unternehmen

Auf Industrie- und Logistikflächen spezialisierte Makler wollen nicht erst seit der Katastrophe von Japan Anzeichen für eine verstärkte Nachfrage nach Produktions- und Lagerflächen gespürt haben. Zwar seien noch keine konkreten Zahlen für den Umfang greifbar, aber erste Gespräche deuteten darauf hin, dass sich die Unternehmen gegen mögliche Ausfälle rechtzeitig absichern wollten, so Markus Knab, Prokurist und zuständig für Industrie- und Logistikimmobilien bei Ellwanger & Geiger. Das könnte erneut, wie schon 2008, zu einer deutlichen Verknappung an Logistikflächen in der Region führen. Vor allem dann, wenn in ein bis zwei Jahren die Unternehmen zusätzlich Teilfertigungen an Logistikunternehmen outsourcen. Derzeit gibt es rund 1 100 000 Quadratmeter (2009: 900 000 Quadratmeter) aktiv bewirtschafteter Logistikflächen in der Region. Was dann vor allem fehlt, sind moderne Logistik- und Produktionsflächen, die je nach Bedarf konfiguriert werden können.

Diese Entwicklung könnte sich mittelfristig auch auf die Mietpreise bei den Logistikflächen auswirken, glaubt Markus Knab. Aufgrund der deutlich verbesserten wirtschaftlichen Gesamtsituation im zurückliegenden Jahr konnten insgesamt rund 195 000 Quadratmeter Lager- und Logistikflächen vermietet werden. Das sei fast doppelt so viel wie noch im Jahr zuvor, wo rund 95 000 Quadratmeter vermittelt wurden. Die Spitzenmiete in diesem Segment liegt derzeit bei 6,26 Euro pro Quadratmeter, die Durchschnittsmiete bei 4,20 Euro pro Quadratmeter für Lager- und Logistikflächen. Industrie- und Produktionsflächen kommen in der Spitze derzeit gerade auf 5,74 Euro pro Quadratmeter. Der Industriemakler glaubt aber, dass die Sechs vor dem Komma bei neuen Logistikflächen-Vermietungen künftig als gesetzt gilt.