Die Tage des Mercedes-Forums an der Automeile Heilbronner Straße (rechts vorne) sind gezählt. Daimler baut dort eine neue Niederlassung. Foto: Georg Friedel

Der Stuttgarter Autokonzern hat seine Pläne für ein neues Autohaus an der Heilbronner Straße konkretisiert. 2021 soll die Eröffnung sein. Das Mercedes-Forum fällt dem Neubau zum Opfer.

Stuttgart - Die Tage des Mercedes-Forums an der Feuerbacher Automeile sind gezählt. Daimler plant an der Heilbronner Straße/Ecke Borsigstraße stattdessen einen neuen sogenannten Flagship Store zu bauen. Dafür soll das Forum, das auch als Veranstaltungsort dient, abgerissen werden. Der „Rückbau“, so Gerald Schindler von der Daimler-Immobilientochter Real Estate GmbH, soll bereits im zweiten Quartal dieses Jahres beginnen. Eine Mehrheit der Stadträte im Technikausschuss des Gemeinderats sowie Baubürgermeister Peter Pätzold (Grüne) zeigten sich am Dienstag von den Plänen durchaus angetan. Lediglich die Fraktionsgemeinschaft SÖS/Linke-plus sprach von „Marketingsprüchen“ im Bezug auf die Konzeption des Neubaus, der kein reines Autohaus, sondern nach Darstellung des Konzerns eine Art Mobilitätszentrum für die Zukunft sein will.

Im Zuge der neuen Ausrichtung des Unternehmens will Daimler an dem neuen Standort eine breite Palette an mobilen Dienstleistungen anbieten: Dazu zählen Carsharing und natürlich auch das Thema E-Mobilität. Auf dem Gelände, auf dem bisher das Mercedes-Forum steht, soll ein viergeschossiger Bau mit Serviceeinrichtungen und Wartungsanlagen aller Art entstehen, dahinter ein Parkhaus mit mehr als 1200 Stellplätzen. In Richtung Borsigstraße will der Konzern auf dem ehemaligen Hahn-und-Kolb-Areal, das Daimler 2012 erworben hatte, ein ebenfalls viergeschossiges Verkaufs- und Ausstellungsgebäude errichten. Beide Baukörper sollen über eine befahrbare Brücke miteinander verbunden werden. Die Baufläche umfasst insgesamt 31 000 Quadratmeter, 380 Mitarbeiter sollen dort nach der Eröffnung 2021 arbeiten.

Auf dem Dach ein Restaurant – und Fotovoltaikanlagen

Bis die neue Mobilität einschließlich dem autonomen Fahren tatsächlich Realität wird, will Daimler freilich an dem Standort auch das tun, was der Konzern am besten kann, nämlich Autos verkaufen. Sowohl Neu- als auch Gebrauchtwagen sind im Sortiment, und natürlich gehört auch ein Reparatur- und Wartungsservice zum Angebot. Städtebaulich aufgewertet werden soll der Standort durch einen Grüngürtel zur Heilbronner Straße hin sowie durch einen Platz zwischen den Gebäuden. Auf dem Dach des Verkaufstrakts ist zudem ein Restaurant geplant. Fotovoltaik-Anlagen auf beiden Dächern will Daimler ebenfalls installieren, mit dem erzeugten Ökostrom können E-Mobile betankt werden. Der Baubürgermeister zeigte sich angetan von der Aufteilung des Projekts in zwei getrennte Baukörper. „Das wird kein großer Riegel“, so Pätzold. CDU-Stadtrat Markus Bott, selbst bei Daimler angestellt, sprach von einer „wunderbaren Sache am richtigen Ort“. Auch Freie Wähler, AfD und FDP lobten die Pläne und das Bekenntnis Daimlers zum Standort Feuerbach. Beate Schiener (Grüne) bemängelte die hohe Zahl an Parkplätzen angesichts der Nähe zur Stadtbahnhaltestelle Borsigstraße, und Susanne Kletzin (SPD) mahnte, die Brücke zwischen den Gebäuden könnte eine Barrierewirkung im Stadtbild entfalten.

Linken-Stadtrat Luigi Pantisano dagegen setzte zur Generalkritik an. Der Neubau werde ohne Architektenwettbewerb errichtet, Daimler wolle vor allem Autos verkaufen, die die Luft in der Stadt verschmutzten. „Oder wollen Sie dort etwa die Affen ausstellen, an denen Sie Tests durchführen?“, fragte Pantisano provozierend.