Am Stammsitz hat Pilz in ein Labor investiert, um Störaussendungen zu messen. Foto: Pilz

Der Automatisierungsspezialist Pilz ist im vergangenen Jahr deutlich gewachsen und sieht weiteres Potenzial. Um hochqualifizierte Mitarbeiter zu locken, hat das Unternehmen eine Betriebsrente eingeführt.

Ostfildern - Wer auf die Geschäftszahlen des Automatisierungsspezialisten Pilz schaut, dürfte von einer Zahl überrascht sein: „nur“ etwa 18 Prozent des Umsatzes erzielt das Unternehmen aus Ostfildern in Asien und Australien, erläutert die geschäftsführende Gesellschafterin Susanne Kunschert beim Jahrespressegespräch. In Europa würde dagegen knapp drei Viertel des gesamten Umsatzes erzielt. Dabei gelten viele asiatische Länder – wie China – doch als Boomregionen. Arndt Christ, der bei Pilz für die Kundenbetreuung zuständig ist, liefert einen Grund: „In Asien gibt es derzeit wenige Vorschriften zur Gestaltung von sicheren Maschinen“. Doch genau dies ist das Thema von Pilz: Sensorik, elektronische Überwachungsgeräte und Sicherheitsschaltgeräte. Aber die Maschinensicherheit werde zunehmen wichtiger für diese Länder, nicht zuletzt weil sie ihre Anlagen nach Europa und in die USA exportieren wollen, ist Christ überzeugt.

Die Zahlen belegen es: Asien sei bereits im vergangenen Jahr mit mehr als 30 Prozent die am stärksten wachsende Region bei Pilz gewesen, sagt Kunschert. Und dort sieht sie auch für die Zukunft das größte Potenzial. Aber auch in Nord-, Mittel- und Südamerika will das Familienunternehmen wachsen. So habe sich die mexikanische Tochter 2017 sehr erfreulich entwickelt. „Eine Abschottung des Landes oder ein wirtschaftlicher Rückgang ist wohl nicht zu befürchten“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter Thomas Pilz mit Blick auf Äußerungen von US-Präsident Donald Trump. Insgesamt sei 2018 für das Familienunternehmen gut gestartet. Kunschert erwartet ein Wachstum zwischen sechs und sieben Prozent.

Zweistelliges Wachstum

Damit würde der Zuwachs etwas niedriger als im vergangenen Jahr ausfallen. Pilz erzielte 2017 einen Umsatz von 338 Millionen Euro, gut zehn Prozent mehr als im Jahr zuvor. Die Exportquote ist leicht auf knapp 72 Prozent gestiegen. Auch die Zahl der Mitarbeiter hat zugelegt. Ende des Jahres waren es rund 2350 Beschäftigte, ein Zuwachs um acht Prozent. Am Stammsitz in Ostfildern-Nellingen ist die Zahl der Beschäftigten ebenfalls leicht auf mehr als 1000 gestiegen. Hochqualifizierte Fachkräfte wie Software-Entwickler und Ingenieure will Pilz mit „spannenden, sinnstiftenden Aufgaben“ überzeugen, sagt Kunschert. Aber auch mit einer betrieblichen Altersversorgung, die Pilz im Herbst 2017 eingeführt habe, wolle man gute Leute anlocken. Bei diesem Modell können Mitarbeiter im Rahmen einer Entgeltumwandlung für den Ruhestand vorsorgen, das Unternehmen gibt einen Zuschuss in gleicher Größenordnung. Wie das Modell konkret ausgestaltet ist, sagt Kunschert nicht. Nur soviel: Bereits nach wenigen Monaten hätten sich gut 60 Prozent der Beschäftigten dafür entschieden.

Pilz investiert nicht nur in Mitarbeiter, sondern auch in Zukunftsprojekte. Bereits traditionell fließen 20 Prozent des Umsatzes in Forschung und Entwicklung. So hat Pilz am Stammsitz in Nellingen neue Laborbereiche geschaffen – dazu gehört ein Labor, um Störaussendungen zu messen. Und das Entwicklungs-Zentrum für Software im irischen Cork, das Pilz seit 20 Jahren betreibt, wurde um einen Neubau erweitert. Jeweils rund sieben Millionen Euro hat das Unternehmen in die beiden Projekte investiert, die zum Teil kreditfinanziert sind.

Geschäft mit Robotern

Hoffnungen setzt Pilz in das Geschäft mit Robotik. Das Unternehmen bringt Bedien- und Steuerungsmodule für Service-Roboter im industriellen Bereich auf den Markt. Anders als Industrieroboter, die den Menschen körperlich schwere Aufgaben abnehmen, sollen Service-Roboter assistieren. In der Industrie ist diese Assistenzfunktion bisher wenig verbreitet, erläutert Thomas Pilz, der für die Technik zuständig ist. Grund dafür seien unterschiedliche Normen für die beiden Robotertypen. Auch die Sicherheitsanforderungen seien unterschiedlich. Nun gelte es, diesen Normen-„Wildwuchs“ zu beschränken, so Pilz.