Bildschirm in einem Testwagen der teils autonom fährt. Viele Fragen sind beim Roboterauto noch ungeklärt. Foto: dpa

Die Politik preist das automatisierte Fahren an. Doch es gibt auch Risiken zu beachten, meint unser Autor Roland Pichler.

Berlin - Verkehrsminister Alexander Dobrindt scheint seine Aufgabe darin zu sehen, Werbebotschaften der Autoindustrie unter das Volk zu bringen. In fünf Jahren werde das voll automatisierte Fahren selbstverständlich sein, sagt der Minister. Die Einführung des Roboterautos hält der CSU-Politiker sogar für ethisch geboten, weil mit vernetzten Fahrzeugen die Unfallzahlen sinken könnten. Das ist starker Tobak. Es ist zwar richtig, dass die Vernetzung des Verkehrs enorme Chancen bietet – auch für die Sicherheit. Dennoch sind viele Fragen noch nicht einmal ansatzweise beantwortet. Das beginnt bei technischen Herausforderungen, wie der Unfall eines Testwagens des US-Herstellers Tesla zeigt. Genauso wichtig sind aber ethische Fragen. Wollen wir wirklich, dass der Computer dem Fahrzeuglenker alle Entscheidungen abnimmt? Die Diskussion sollte nicht den Technikern überlassen werden.

Staat sollte die Daten schützen

Deshalb gehört es zu den guten Ideen des Verkehrsministers, dass er eine Ethik-Kommission zum autonomen Fahren eingesetzt hat. Die Expertenrunde unter Vorsitz des früheren Verfassungsrichters Udo Di Fabio hatte zwar nur wenige Monate Zeit. Immerhin ist es ihr gelungen, einige Grundsätze zu formulieren, an denen sich der Gesetzgeber orientieren kann. Dazu gehört die Forderung, dass die Zulassung voll automatisierter Systeme nur vertretbar ist, wenn die Aussicht auf weniger Unfälle besteht. Die Kommission macht auch zum Thema, dass der Staat die vielen Daten bei der Vernetzung des Verkehrs zu schützen hat. Der eigentliche Wert der Expertise liegt aber darin, auf Grenzen hinzuweisen. Der Computer kann im Straßenverkehr nicht zwischen zwei Übeln entscheiden – beispielsweise der Frage, ob das Fahrzeug in einer Notsituation in den Gegenverkehr oder in eine Menschenmenge steuert. Solange Restrisiken nicht beherrschbar sind, sollte der Gesetzgeber restriktiv vorgehen.

Trotz vieler Unbekannten liegen in der Vernetzung des Verkehrs durchaus große Chancen. Doch entscheidend sind die Zwischenschritte. Nicht nur ethische Bedenken sprechen dafür, dass das voll automatisierte Fahren so schnell nicht Wirklichkeit wird. Die Zukunft gehört dem teilautomatisierten Fahren. Fahrerassistenzsysteme wie Spurhalteeinrichtung und Parkhilfe kennen die Autofahrer schon heute. Digitalisierung kann das Fahren angenehmer und sicherer machen. Die Vorstellung, dass das Auto wie von Geisterhand gelenkt wird, bleibt Zukunftsmusik.