Arda Tel (links) und Lennart Müllerschön romantisieren das Gründen nicht. Foto: Ines Rudel

Drei Studenten aus Nürtingen wollen durch ihre Automatenkioske eine Nische besetzen – künftig auch am Busbahnhof. Warum sich die jungen Unternehmensgründer nicht als Konkurrenz zum Einzelhandel sehen und welche Herausforderungen ein Start-Up mit sich bringt.

Mit seinen Glasfronten hebt sich der neue Container der Firma Quick Stop von seiner Umgebung in der grauen Betonlandschaft des Nürtinger Busbahnhofs deutlich ab. Aufgestellt haben ihn die Gründer des Unternehmens, die drei Studenten Arda Tel, Enrico Piu und Lennart Müllerschön. Sie richten dort zurzeit einen Automatenkiosk ein, in dem künftig Kaffee, Getränke und Lebensmittel rund um die Uhr verfügbar sein sollen. „Der Busbahnhof ist total veraltet, dort gibt es momentan gar nichts“, sagt der 25-jährige Tel.

 

Zusammen mit seinen Jugendfreunden Piu und Müllerschön kam ihm die Idee für einen solchen Kiosk während eines Urlaubs in Wien. Damals waren sie fasziniert von einem Lebensmittelautomaten in der Nähe der Ferienwohnung. „Da waren um vier Uhr nachts immer noch Leute, das kannten wir überhaupt nicht“, erzählt Tel. Gemeinsam arbeiteten die drei daran, das Konzept auf ihre Heimatstadt Nürtingen zu übertragen. „Es hat allerdings eine Weile gedauert, die Firma zu gründen und das Geld zu beschaffen“, sagt der 24-jährige Müllerschön. 140 000 Euro Startkapital waren für das Projekt notwendig.

Hoher bürokratischer Aufwand

Nachdem ein anderer Investor abgesprungen war, erhielten die Studenten einen Privatkredit vom Unternehmer Jens Kallfass, der eine Verpackungsfirma in Zizishausen betreibt. Einen geeigneten Ort fanden sie im Nürtinger Wohngebiet Braike. Dort steht seit September 2023 der erste Quick-Stop-Kiosk. „Unser Markenzeichen sind Lebensmittel aus der Region“, sagt Müllerschön. „Wir wollten keine exotischen Getränke und Snacks“, fügt Tel hinzu. So finden sich in den Automaten zum Beispiel Nudeln aus Frickenhausen und Eier aus Beuren. Die Gefahr, die Automaten könnten dem Einzelhandel das Wasser abgraben, sehen die jungen Unternehmensgründer nicht. „Wir sind keine Konkurrenz zu Supermärkten, sondern besetzen eine Nische“, sagt Tel. Und Müllerschön ergänzt: „Wir bieten kleinen, örtlichen Betrieben eine Werbefläche und eine zusätzliche Vertriebsmöglichkeit.“

Bisher sind die Studenten mit ihren Fortschritten zufrieden. „Für ein Wohngebiet läuft es in der Braike sehr gut“, sagt Tel. Noch mehr Nachfrage erhoffen sie sich allerdings von dem neuen Kiosk am Busbahnhof. Dort wollten sie ursprünglich schon ihre ersten Automaten aufstellen, bevor ihnen der bürokratische Aufwand einen Strich durch die Rechnung machte. Die Absprache mit verschiedenen Ämtern und das Erstellen eines Müllentsorgungsplan war parallel zum Studium zunächst nicht zu stemmen. Inzwischen hat es funktioniert, die Eröffnung des Kiosks am Busbahnhof ist für November geplant. Zunächst nur mit einem Kaffeeautomaten, später sollen auch hier Getränke und regionale Lebensmittel hinzukommen.

„Man sollte immer einen Plan B haben“

Müllerschön hält es für wichtig, dass sich junge Menschen an die Unternehmensgründung wagen. Er sagt: „Das führt zu Innovationen.“ Gleichzeitig wollen die Nürtinger den Aufbau eines Start-Ups nicht romantisieren. „Man sollte sich bewusst sein, dass man ein Risiko trägt“, sagt Tel und fügt hinzu: „Wir haben uns bisher noch keinen Cent ausbezahlt.“ Dank Nebenjobs sind sie für ihren Lebensunterhalt nicht auf Einnahmen aus den Automaten angewiesen. Außerdem haben sich alle drei entschieden, trotz eigenem Unternehmen nach dem Bachelor einen Master dranzuhängen. Tel und Piu studieren Finance beziehungsweise Controlling an der Hochschule in Nürtingen, Müllerschön Luft- und Raumfahrttechnik in Stuttgart. „Man sollte als Gründer immer einen Plan B haben“, sagt Tel. „Wenn wir irgendwann von unseren Automaten leben können, ist das natürlich schön. Und wenn nicht, dann haben wir es zumindest versucht.“