Am Donnerstag feierte das albanische Volk weltweit ihren Nationalfeiertag. In Stuttgart gab es am Abend einen über dreistündigen Autokorso (Symbolbild). Foto: IMAGO/NurPhoto/Dimitris Mantzouranis

Am 28. November feiert die albanische Gemeinschaft in Stuttgart mit einem lautstarken Autokorso in der Innenstadt den albanischen Nationalfeiertag. Rund 250 Fahrzeuge sind dabei. Doch warum ist dieser Tag von so großer Bedeutung für die Albaner?

Ein lautstarker Autokorso mit rund 250 beteiligten Fahrzeugen zog am Donnerstagabend durch die Stuttgarter Innenstadt. Die mit albanischen Flaggen geschmückten Autos, Hupkonzerte und jubelnden Menschen sorgten für Aufsehen auf dem Cityring.

 

Der Anlass: Der albanische Unabhängigkeitstag, ein bedeutendes Datum für die albanische Gemeinschaft weltweit. Auf Social-Media-Plattformen wie TikTok kursieren zahlreiche Videos, die die Feierlichkeiten dokumentieren und vielfach geteilt werden.

Autokorso dauerte über drei Stunden

Der Korso begann laut Polizei gegen 20 Uhr auf dem Cityring und dauerte bis etwa 23.30 Uhr. Er zog zahlreiche Schaulustige an, verursachte auch Verkehrsbehinderungen. „Unsere Kollegen haben Verkehrsmaßnahmen getroffen, um die Behinderungen für den übrigen Verkehr so gering wie möglich zu halten“, erklärte ein Polizeisprecher.

Dafür leitete die Polizei Verkehrssperren ein und steuerte den Verkehrsfluss gezielt um. Dennoch wurden über 30 Verkehrsordnungswidrigkeiten angezeigt.

Bedeutung des 28. Novembers für das albanische Volk

Der 28. November ist ein zentraler Feiertag in der Geschichte Albaniens. An diesem Tag im Jahr 1912 erklärte Ismail Qemali (damaliger Präsident der provisorischen Regierung Albaniens und später erster Ministerpräsident) in der Stadt Vlora die Unabhängigkeit Albaniens vom Osmanischen Reich. Die rote Flagge mit dem schwarzen Doppelkopfadler, die heute das Symbol Albaniens ist, wurde erstmals gehisst.

Doch das Datum trägt noch eine weitere historische Bedeutung: Am 28. November 1443 eroberte der albanische Nationalheld Gjergj Kastrioti (auch Skanderbeg genannt) im Kampf gegen die Osmanen die Burg von Kruja zurück und ließ dort erstmals die albanische Fahne wehen. Skanderbegs Kampf gegen das Eindringen der Osmanen in Europa, der 25 Jahre andauerte, gilt als ein Schlüsselmoment in der albanischen Geschichte und wird ebenfalls an diesem Tag geehrt.

Ein weiteres Ereignis, das am 28. November im Jahre 1955 geschah, war die Geburt von Adem Jashari – ein Mann, der ebenfalls in die Geschichte des albanischen Volkes eingehen sollte. Er war einer der Gründer der albanischen Befreiungsarmee UÇK und wurde zum Organisator sowie Kommandant der UÇK in der Region von Drenica (Kosovo). Neben Adem Jashari, der als Symbolfigur des militärischen Widerstands gilt, wird auch die Armee am 28. November gefeiert. Denn an diesem Tag im Jahre 1997 trat die UÇK erstmals in der Öffentlichkeit auf.

Erinnerung an die Herkunft und Errungenschaften

Der 28. November ist für viele Albaner also nicht nur ein historisches Datum mit mehrfacher Bedeutung, sondern auch ein Tag des Nationalstolzes und der Zusammengehörigkeit. Er erinnert das Volk daran, dass sie trotz großer Herausforderungen und geopolitischer Spannungen ihren Platz als eigenständige Nation behauptet haben. So wird das Datum nicht nur als Unabhängigkeitstag (Dita e Pavarësisë) gefeiert, sondern auch als Tag der Flagge (Dita e Flamurit) beschrieben.

Sowohl in Albanien und Kosovo als auch der albanischen Diaspora wird der 28. November deshalb mit großer Freude gefeiert. Es gibt Paraden, kulturelle Veranstaltungen und Versammlungen, bei denen traditionelle Musik und Tänze im Mittelpunkt stehen. Auch in Stuttgart, wo eine große albanische Gemeinschaft lebt, nehmen viele den Tag zum Anlass, ihre Herkunft und die Errungenschaften der Nation stolz zu feiern – unter anderem in Form eines Autokorsos, der am Donnerstagabend die Innenstadt füllte.