Test im Windkanal: Je geringer der Widerstand, desto weniger Verbrauch. Gerade bei Lkw sind die Betriebskosten eines der Hauptargumente für einen Kauf. Foto: Daimler

Wächst die Weltwirtschaft, wächst auch das Lkw-Geschäft, denn dann müssen mehr Waren transportiert werden. So gesehen sind die Aussichten für den Marktführer Daimler gut. Bis 2020 soll der Absatz von zuletzt 484.000 auf 700.000 Stück pro Jahr steigen.

Wächst die Weltwirtschaft, wächst auch das Lkw-Geschäft, denn dann müssen mehr Waren transportiert werden. So gesehen sind die Aussichten für den Marktführer Daimler gut. Bis 2020 soll der Absatz von zuletzt 484.000 auf 700.000 Stück pro Jahr steigen.

Stuttgart - Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass einer der schärfsten Konkurrenten für Daimler in Sachen Lkw bald aus dem eigenen Haus kommt. In einem spektakulären Coup hatte VW vor wenigen Wochen Mercedes-Produktionschef Andreas Renschler abgeworben. Dieser soll von Februar 2015 an die VW-Nutzfahrzeugsparte übernehmen und die Integration von Scania beschleunigen. Für Wolfgang Bernhard, der bei Daimler den Vorstandsposten für Lkw und Busse von Renschler vor gut einem Jahr übernommen hatte, ändert dies an der eigenen Strategie nichts. „Wir nehmen grundsätzlich alle Wettbewerber ernst“, sagte er am Montag in Stuttgart. Die Zahlen, die Bernhard präsentierte, können sich sehen lassen. Mit weltweit 484 000 verkauften Lkw erreichte man 2013 das beste Ergebnis seit sieben Jahren. Nicht eingerechnet sind dabei die 103.000 Trucks, die Daimler unter der Marke Auman zusammen mit dem chinesischen Partner Foton abgesetzt hat. Im Vorjahr waren es 462 000 Einheiten und damit fünf Prozent weniger. Der Gewinn aus dem laufenden Geschäft lag mit 1,75 Milliarden Euro leicht über dem Niveau des Vorjahres (1,7 Milliarden Euro). Der Umsatz bewegte sich mit 31,5 Milliarden Euro auf Vorjahresniveau. Die Rendite, also das Verhältnis von operativem Gewinn zum Umsatz, stieg leicht von 5,4 auf 5,6 Prozent.

Für das laufende Jahr und die Zukunft setzt Daimler bei Absatz und Gewinn voll auf Wachstum. Eine zentrale Rolle spielt dabei der amerikanische Markt, der auch 2013 Motor war. Bernhard hält dort beim gesamten Lkw-Markt Zuwächse von bis zu zehn Prozent für möglich. Hervorragend verkaufte sich in den USA mit 22.000 Stück etwa das neue Flaggschiff der Daimler-Marke Freightliner, das sieben Prozent weniger Kraftstoff verbraucht als das Vorgängermodell. Zudem seien die angebotenen Automatikgetriebe zunehmend gefragt. In Europa hat sich das starke Wachstum von 2013 zu Beginn des neuen Jahres abgeschwächt. Viele Kunden hätten Käufe vorgezogen, um die schärfere Abgasnorm Euro VI zu vermeiden. Außer der Streichung von Samstagsschichten habe dies bisher jedoch keine Auswirkung auf die Beschäftigten in den deutschen Werken gehabt, so Bernhard.

Für mehr Absatz sorgen soll auch die neue Asien-Strategie, bei der die Töchter in Japan und Indien stärker vernetzt werden sollen. So laufen im indischen Chennai neben den Bharat-Benz-Fahrzeugen inzwischen auch einfache Modelle der japanischen Tochter Fuso vom Band. Damit will Daimler Märkte in Entwicklungsländern wie etwa Kenia bedienen. Unsicher seien die Aussichten nach wie vor in den Schwellenländern, darunter etwa Brasilien, Argentinien, Indonesien, Südafrika und die Türkei.

Trotz dieser Unwägbarkeiten soll der Absatz 2015 erstmals bei über 500 000 Einheiten liegen. Der Gewinn soll bereits 2014 deutlich zulegen. Daimler peilt mittelfristig eine Rendite von acht Prozent an. Erreicht werden soll dies unter anderem durch ein Programm mit 10 000 Einzelmaßnahmen, darunter etwa eine neue Modul-Strategie. 2013 sei dadurch eine halbe Milliarde Euro eingespart worden, 2014 soll es über eine Milliarde sein. 4,4 Milliarden Euro will der Konzern in die weltweiten Standorte sowie die Forschung investieren. So erkennt etwa ein neuartiger Tempomat Steigungen im Voraus und kann damit die Verbrauchswerte senken. Mit dem Notbremsassistenten sollen Auffahrunfälle in Zukunft vermieden werden. Über die Kommunikation mit Satelliten können Spediteure ihre Fahrzeuge überwachen und deren Einsatz optimieren. „Wir wollen die Speerspitze der technologischen Entwicklung bleiben“, kündigte Bernhard mit Blick auf die Konkurrenz an.