Rollen bald vollelektrische Busse durch unsere Städte? Foto: dpa

Er musste sich in Finnland bei minus 20 Grad beweisen und in Spanien bei plus 35 Grad - in ein paar Monaten soll nun der erste vollelektrische Stadtbus mit Kunden durch die Region Rhein-Neckar kurven.

Stuttgart - Beim Autobauer Daimler rechnet man damit, dass bis zum Jahr 2030 etwa drei Viertel aller Stadtbusse in Europa über einen alternativen Antrieb verfügen. Nun will die Bussparte des Konzerns in ein paar Monaten die erste vollelektrische Version des Stadtbusses Citaro im Kundeneinsatz testen. Kooperationspartner dafür sind die Verkehrsbetriebe Rhein-Neckar. Zum Jahresende soll der elektrische Citaro dann in Serie gehen - im EvoBus-Werk Mannheim, wo er auch entwickelt wurde.

„Daimler Buses beginnt nun ganz konkret das Zeitalter der Elektro-Mobilität“, sagte Bus-Chef Hartmut Schick am Montag in Stuttgart. Mögliche Kritik, dass der Konzern damit lange gebraucht haben könnte, wies er zurück. „Unsere Prioritäten hatten wir ganz klar so gesetzt: Wir bringen unseren Elektro-Bus so zügig wie möglich auf die Straße. Aber wir tun dies nicht überstürzt. Er soll ausgereift sein und leistungsfähig.“

Hinzu kommt, dass der Einsatz komplexer ist als beim Stadtbus mit Verbrennungsmotor, wie Gustav Tuschen, Entwicklungsleiter der Bus-Sparte, erklärt. „Es ist unmöglich, den Verbrennungsmotor von heute auf morgen durch einen vollelektrischen Antrieb zu ersetzen.“ Dagegen sprächen derzeit noch die Kosten und die eingeschränkte Reichweite von E-Bussen, die aufwendige Stromversorgung, aber auch die notwendige Werkstattausrüstung. „E-Mobilität heißt, den ÖPNV mit Omnibussen völlig neu zu denken.“

Bussparte bei Daimler massiv gewachsen

Bei der Entwicklung von Fahrplänen, Taktzeiten und Einsatzplänen, beim Energiemanagement und der Ladeinfrastruktur plant Daimler deshalb, die Kunden mit Beratung unterstützen. „Wenn ein Verkehrsbetrieb seine Flotte vollständig elektrifizieren möchte, ist das ein komplizierter Eingriff in alle Betriebsabläufe und dauert mehrere Jahre“, sagt Helmut Schick. Nach dem Serienstart im Mannheimer EvoBus-Werk Ende des Jahres werde man sehen, wie sich die Nachfrage beim vollelektrischen Citaro entwickelt. „Abhängig davon fahren wir dann die Produktion hoch.“

Die gesamte Bussparte von Daimler ist im vergangenen Jahr kräftig gewachsen: Mit 28 700 verkauften Fahrzeugen stieg der Absatz um neun Prozent. Auch für das laufende Jahr geht Bus-Chef Schick von weiterem Wachstum aus. In Märkten wie der Türkei und Indien, in denen das Geschäft im vergangenen Jahr schwächelte, rechne man wieder mit Wachstum. Die Bus-Sparte werde 2018 sowohl beim Absatz als auch beim Vorsteuerergebnis deutlich zulegen.

2017 stieg der Umsatz der Bus-Sparte um 4 Prozent auf 4,4 Milliarden Euro. Das Vorsteuerergebnis lag mit 243 Millionen Euro nach Angaben von Schick auf Grund von Währungseffekten etwas unter dem Vorjahreswert.