Deutschland will die E-Mobilität stärker fördern. Das bringt mehr als ein striktes Verbrennerverbot, wie die EU es bisher plant, meint unser Kommentator.
Rund 1,7 Millionen reine E-Autos sind derzeit in Deutschland unterwegs – das ist eines von rund 30 Autos. Das politische Ziel, die Zahl bis 2030 auf 15 Millionen zu steigern, liegt somit im weiter Ferne – auch wenn der Marktanteil bei Neuzulassungen inzwischen 18 Prozent erreicht hat.
Die Hersteller, die sich lange gegen die E-Mobilität gesträubt haben, befinden sich damit in einer Zwickmühle: Einerseits leben sie nach wie vor sehr gut vom Geschäft mit dem Verbrenner – andererseits aber haben sie in den vergangenen Jahren Milliarden Euro in den Ausbau der E-Mobilität gesteckt. Die brachliegen Kapazitäten verschlingen nun viel Geld, das in den Verbrenner-Werken zusätzlich verdient werden muss.
Das Verbot von Benziner und Diesel bis 2035 sollte die E-Mobilität in Europa beschleunigen, hat aber viel Verunsicherung geschaffen. Trotz großer Fortschritte bei der Reichweite der E-Batterien haben viele weiter Angst davor, liegenzubleiben; der schleppende Ausbau der Ladenetze tut ein Übriges. Für den heutigen Bedarf ist das Ladenetz zwar ausreichend – aber auch deshalb, weil bisher vor allem diejenigen ein E-Auto fahren, die zuhause laden und auf die öffentliche Ladeinfrastruktur gar nicht angewiesen sind.
Allen voran beim Ausbau beim Hochlauf des E-Autos ist China, das mit diesem Thema marktwirtschaftlicher umgeht als die EU. Ein durchgängiges Verbrennerverbot gibt es dort nicht – sehr wohl aber vielfältige Förderungen der E-Mobilität in Form von Zuschüssen, überaus günstigen Energiepreisen, einer guten Infrastruktur und auch in Form einer Bevorzugung in Ballungsräumen. Auch die Hybridtechnologie, eine sinnvolle Kombination aus Verbrennungs- und Elektroantrieb, spielt zumindest für den Übergang eine wichtige Rolle.
Verbrennerverbot allein macht nicht wettbewerbsfähiger
Die Verlängerung der Kaufanreize für E-Autos, die nach dem Autogipfel nun kommen soll, ist vor diesem Hintergrund ein guter Schritt. Nicht vom Tisch ist auch eine Abschwächung des EU-Verbrennerverbots, die dazu führen würde, dass die Hersteller nicht von ihrer nach wie vor wichtigsten Geldquelle abgeschnitten werden, mit der sie die Transformation finanzieren.
Die Politik bewegt sich somit weg von einer Verbots- hin zu einer Förderpolitik, wie sie anderswo bereits funktioniert. Eine Lockerung des strikten Verbrennerverbot macht die Branche allerdings nicht wettbewerbsfähiger. Es verschafft ihr nur mehr Luft, um die teure Transformation zu finanzieren.