Ein Polizist bewacht die Stelle in Kabul, an der zuvor ein in einem Lastwagen versteckter Sprengsatz explodiert ist. Foto: AP

15 Tote und mehrere hundert Verletzte hat ein Sprengstoffanschlag in Kabul gefordert. Anschlagsziel soll eine Geheimdiensteinheit der afghanischen Armee gewesen sein, die inmitten einer Wohngegend liegt.

Kabul - Bei der nächtlichen Explosion einer gigantischen Lastwagenbombe in der afghanischen Hauptstadt Kabul sind nach Regierungsangaben mindestens 15 Menschen getötet worden. Unter den 250 Verletzten seien 37 Kinder und 40 Frauen, sagte Präsidentensprecher Safar Haschemi.

Kabuls Polizeichef Abdul Rahman Rahimi sagte, der Sprengsatz sei um 1 Uhr (Ortszeit) in der Nacht zum Freitag gezündet worden. Ziel sei eine Einheit des Armee-Geheimdienstes auf einer Basis in einem Wohnviertel gewesen. Zunächst bekannte sich niemand zu der Tat, zu der es kurz nach einem Führungswechsel bei den Taliban kam.

Das Gesundheitsministerium sprach sogar von mehr als 400 Verletzten. Viele von ihnen hätten allerdings leichte Verletzungen etwa durch Glassplitter erlitten. Ein dpa-Reporter berichtete kurz nach der ungewöhnlich massiven Explosion vom Anschlagsort, Dutzende Wohnhäuser und Läden seien zerstört oder beschädigt worden. Einige Dächer seien eingestürzt. Die in der ganzen Stadt hörbare Detonation habe einen Krater von rund zehn Metern Tiefe und einem Durchmesser von etwa 15 Metern in die Straße gerissen.

Präsident Rahimi kündigt Untersuchung an

Polizeichef Rahimi sagte, aus den beschädigten Häusern seien über Nacht zahlreiche dort eingeschlossene Anwohner gerettet worden. Auch ein im Bau befindliches Gebäude stürzte ein. Arbeiter, die auf der Baustelle geschlafen hatten, wurden nach Angaben der Polizei aus den Trümmern gerettet. Zahlreiche Autos, die in der Straße parkten, wurden durch die Detonation zerstört.

Präsident Aschraf Ghani besuchte Überlebende des Anschlags am Freitagmorgen nach seiner Rückkehr aus Deutschland, wo er medizinisch am Fuß behandelt worden war. Ghani kündigte eine Untersuchung des Anschlags und Hilfe für die Opfer an.

Der Direktor des Emergency-Krankenhauses in Kabul, Luca Radaelli, sagte der Deutschen Presse-Agentur, rund 90 Verletzte seien dorthin gebracht worden. "Wir haben zwei von ihnen verloren." Die Klinik sei mit der Versorgung so vieler Opfer überfordert. Vor dem Krankenhaus warteten Hunderte Menschen auf Nachrichten von ihren Angehörigen.

Die Vereinten Nationen hatten erst am Mittwoch in ihrem Halbjahresbericht erklärt, dass in den ersten sechs Monaten dieses Jahres in Afghanistan fast 5000 Zivilisten getötet oder verletzt worden seien. Die UN machten die radikalislamischen Taliban und andere Aufständische für 70 Prozent der zivilen Opfer verantwortlich.