Mehr Grün, Cafés, Start-ups: Die Ludwigsburger Weststadt soll umgekrempelt werden – und kreativen Köpfen ein inspirierendes Arbeitsumfeld bieten. Foto: Kuhnle/Archiv

Der Autobauer Porsche gründet in der Ludwigsburger Weststadt eine neue Tochtergesellschaft, die Ideen für die digitale Weiterentwicklung der Mobilität entwickeln soll – und das Rathaus jubelt. Der Oberbürgermeister träumt von einem kleinen Silicon Valley.

Ludwigsburg - Werner Spec ist nie um Worte verlegen, wenn es darum geht, Werbung für seine Stadt zu machen. In diesem Fall aber greift der Ludwigsburger Oberbürgermeister besonders tief in die Kiste mit den Superlativen. Das dürfte damit zusammenhängen, dass Porsche nicht irgendein Unternehmen ist, vielmehr aber noch damit, was Porsche in Ludwigsburg vorhat. Der Autobauer hat eine Tochtergesellschaft gegründet, in der vergangenen Woche wurde die Porsche Digital GmbH ins Handelsregister eingetragen. In wenigen Wochen sollen die Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz beziehen.

In Ludwigsburg, in der Weststadt, den genauen Standort verrät Porsche nicht. Der Immobilienvertrag sei noch nicht unterschrieben, sagt der Unternehmenssprecher Josef Arweck. „Aber die Verhandlungen sind weit vorangeschritten.“ Spec kennt den Standort, gibt sich indes ebenfalls reserviert – zumindest in diesem Punkt. In allen anderen klingt er euphorisch: Die Entscheidung von Porsche habe eine „enorme Bedeutung“ für Ludwigsburg und sei für die Weststadt ein Meilenstein.

Die Porsche-Tochter soll schnell wachsen

Die Aussage klingt zunächst übertrieben angesichts dessen, dass Porsche Digital anfangs nur über 50 Mitarbeiter verfügen wird. Aber das Unternehmen hat angekündigt, dass die digitale Tochter schnell wachsen soll – in Ludwigsburg, aber auch an den geplanten Satellitenstandorten in Berlin, Nordamerika und Asien. Porsche-Chef Oliver Blume erklärte kürzlich in einem Interview mit der Stuttgarter Zeitung, was die Aufgabe der Gesellschaft sein wird. Sie soll sich „mit der ganzen Bandbreite der digitalen Themen befassen“, Trends und Ideen sammeln, Produkte und Geschäftsfelder testen, sich an Start-ups beteiligen. Autos, die selbstständig Parkplätze suchen und reservieren. Autonomes Fahren, Sprachsteuerung, Infotainment. All dies sind Betätigungsfelder für die „kreativen Köpfe“, die Porsche nun sucht.

Ludwigsburg will den Kreativen in der Weststadt ein möglichst inspirierendes Arbeitsumfeld bieten. Zahlreiche Firmen haben dort zuletzt investiert – oder werden es bald tun. Hahn und Kolb hat ein neues Firmengebäude gebaut, ebenso Mann und Hummel. Bosch hat 2013 ein Unternehmen namens Start-up gegründet, das innovative Geschäftsmodelle auf Basis neuer Technologien entwickeln soll und offensichtlich weiter expandiert. Hinzu kommt eine Reihe von Mittelständlern aus der IT-Branche, die sich in der Weststadt angesiedelt haben.

Diese sei einst ein klassisches Industriegebiet gewesen, aber der Transformationsprozess sei bereits im Gang, sagt Werner Spec. „Was da alles entsteht – das ist schon mehr als nur ein Hauch von Silicon Valley.“ In drei Jahren werde der Stadtteil nicht mehr wiederzuerkennen sein, und die Stadt werde alles tun, diese Entwicklung zu fördern. „Da geht es um zukunftssichere Arbeitsplätze.“

Die Weststadt wird für viele Millionen Euro aufgehübscht

Mehr Grün, mehr attraktive Aufenthaltsflächen, Kunstwerke, Möblierung, Pedelecstationen, bessere Radwege, Cafés: In diesem Jahr soll das Konzept weiterentwickelt, 2017 mit der Umsetzung begonnen werden. Die Stadt hofft auf Fördergelder in Millionenhöhe und darauf, dass sich die Unternehmen ebenfalls daran beteiligen, die Weststadt aufzupolieren.

Porsche ist dort jetzt schon vertreten, mit dem Tochterunternehmen Porsche Design. Im Tammerfeld, im Norden von Ludwigsburg, existiert ein kleines Logistikzentrum. Vor Jahren, noch in der Ära von Wendelin Wiedeking, wollte sich der Autobauer komplett aus Ludwigsburg zurückziehen – sehr zum Ärger der Stadt. Inzwischen aber, so Spec, gebe es „enge Kontakte in den Vorstand von Porsche“. Die Situation habe sich „erfreulich entwickelt“.

Auch Porsche-Chef Oliver Blume betont, dass man in Ludwigsburg einen Standort gefunden habe, der „gut zu kreativ arbeitenden Menschen“ passe. Man habe für die Digital-Gesellschaft ganz bewusst einen Ort in der Nähe des Stammsitzes gewählt, sagt der Unternehmenssprecher Josef Arweck, aber eben nicht direkt am Stammsitz. Die Mitarbeiter sollen „ihre eigene Perspektive entwickeln“.