Fahrzeuge von VW stehen am Emdener Hafen zur Verschiffung bereit. Foto: dpa

Die deutschen Autohersteller machen in Washington gegen die Pläne von US-Präsident Trump mobil. Sie warnen vor Produktionsverlagerungen und Jobverlusten.

Washington - Die Aussage ist ebenso knapp wie eindeutig. „Wir teilen Ihnen höflich mit, dass unsere Antwort ein uneingeschränktes Nein ist“, schreibt Lisa Errion Saums, die Vize-Chefin von BMW in den USA. Ihr Kollege David Geanacopoulos von Volkswagen wählt ebenfalls klare Worte: Die Einführung neuer Zölle könne „der Automobil- und der Zuliefererindustrie in den USA schweren Schaden zufügen“. Damit verbunden wäre „eine Zunahme der Arbeitslosigkeit, ein Rückgang der staatlichen Einnahmen, ein Verlust an Wissen und Investment sowie zahlreiche weitere ernste Effekte.“

Wenn US-Handelsminister Wilbur Ross diesen Donnerstag die Anhörung zu den geplanten Zöllen für Auto-Importe in die USA eröffnet, darf er keinen Applaus erwarten. Mehr als 2300 amerikanische und ausländische Unternehmen haben die Chance zu einer schriftlichen Stellungnahme genutzt, und ganz überwiegend lehnen sie das Vorhaben ab. Doch trotz des massiven Widerspruchs gibt es keinerlei Anzeichen, dass Präsident Donald Trump von dem Vorhaben abrücken könnte. In der ersten Reihe des Protestes stehen die deutschen Autobauer und -zulieferer, die in den Vereinigten Staaten mehr als 118 000 Menschen beschäftigen. So fertigt BMW den überwiegenden Teil seiner weltweit verkauften SUV in Spartanburg in South Carolina. Mercedes produziert in Vance in Alabama die C-Klasse für den US-Markt und SUV für den Export. VW baut in Chattanooga in Tennessee seine Modelle Passat und Atlas für den amerikanischen Markt.

Seit Langem schon sind Trump vor allem die deutschen Autos ein Dorn im Auge

Der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie, Bernhard Mattes, wird die Argumente der Branche persönlich vortragen. „Ich werde die schädlichen Auswirkungen von neuen Zöllen auf das Wachstum und die Arbeitsplätze in der US-Autoindustrie hervorheben“, kündigt er an.

Seit Langem schon sind Trump vor allem die deutschen Autos ein Dorn im Auge. Während die EU einen Einfuhrzoll von zehn Prozent auf Fahrzeuge erhebt, sind es in den USA nur 2,5 Prozent für Pkw. Daneben gibt es einen Satz von 25 Prozent für Kleinlaster und Pick-ups. Im Mai wies Trump das Handelsministerium an, die Anhebung der Auto-Einfuhrzölle auf 25 Prozent zu prüfen. Inzwischen ist von 20 Prozent die Rede. Begründet wird der Aufschlag mit einer Bedrohung der Nationalen Sicherheit der USA. In den schriftlichen Eingaben der deutschen Autohersteller wird sowohl der Zoll wie auch dessen Herleitung angegriffen. „VW sieht nicht, wie die Einfuhr von Autos und Autoteilen auf dem derzeitigen Niveau die nationale Sicherheit der USA gefährden können“, schreibt der Wolfsburger Konzern: Die Begründung werde von keinem einzigen US-Hersteller geteilt und sei schlicht „unglaubwürdig“. Auch die amerikanische Mercedes-Mutter Daimler widerspricht: „Die Präsenz unserer Unternehmen in den USA trägt im Gegenteil wesentlich zum Wachstum der US-Wirtschaft bei.“ Warnend werden die Folgen der neuen Zölle beschrieben. VW hatte erst kürzlich eine 340 Millionen Dollar teure Erweiterung seines Werks in Chattanooga angekündigt. BMW investiert 600 Millionen Dollar in den Ausbau von Spartanburg. Und Mercedes baut in Alabama gerade ein neues Batteriewerk für Elektro-Autos. „Neue Zölle würden zu einem Rückgang der Produktion und geringerer Beschäftigung führen“, heißt es in der Daimler-Stellungnahme. Die Wettbewerber argumentieren zudem, dass steigende Preise die amerikanischen Kunden treffen werden.

Besonders ungerecht fühlt sich BMW behandelt

Besonders ungerecht fühlt sich BMW behandelt. „BMW ist der einzige Autohersteller, der mehr Autos in den USA produziert, als er hier verkauft“, argumentiert Vize-Chefin Saums. Man trage also überhaupt nicht zu dem von Trump beklagten Handelsdefizit der USA bei. BMW führte 2017 insgesamt 272 000 Fahrzeuge aus, aber nur 247 000 ein. Trotzdem wären die Bayern durch Zölle auf im Ausland gefertigte Teile ihrer Fahrzeuge stark betroffen.

Wie komplex die Wirkung der geplanten Autozölle ist, macht der Zulieferer ZF deutlich, der an 29 Standorten in den USA mehr als 12 000 Menschen beschäftigt: Bestimmte Kunststoffe, die ZF für in seinem Werk in Atkins (Virginia) verarbeitet, müssen importiert werden. Die fertigen Lenkgetriebe werden an den US-Hersteller Ford verkauft und in dessen Werk in Louisville (Kentucky) in die Fahrzeuge eingebaut. Die Zölle könnten in diesen Fabriken zu „Arbeitsplatzabbau und selbst Produktionsverlagerungen ins Ausland“ führen: „Das Ergebnis würde also, entgegen dem beabsichtigten Effekt, die nationale Wirtschaft schwächen“, argumentiert der aus Friedrichshafen stammende Zulieferer.