So ähnlich werden Autofahrer auf der A 8 auf Höhe der Rastanlage Sindelfinger Wald demnächst auf die Stuttgarter Wilhelma hingewiesen. Foto: Max Kovalenko/StN-Montage Lange

Stuttgart darf an den Autobahnen 8 und 81 mit fünf braunen Hinweistafeln für seine Sehenswürdigkeiten werben. Landesverkehrsminister Winfried Hermann hat damit seine Haltung im seit Anfang 2012 schwelenden Konflikt um die Anzahl der Schilder geändert.

Stuttgart - 140.000 Autos passieren auf den Autobahnen 8 und 81 täglich die Landeshauptstadt. Ihre Insassen erfahren dabei, wie weit sie es bis nach München, Karlsruhe oder Heilbronn haben, auf welchen Abfahrtsrampen sie abbiegen müssen, um ans Ziel zu gelangen. Sie erfahren aber nichts über Stuttgarts Sehenswürdigkeiten und kulturelle Attraktionen. Das wird anders. Fünf braun gefärbte, sogenannte touristische Hinweisschilder werden nächstes Jahr als Fingerzeige entlang der Autobahnen um Stuttgart aufgestellt. Das hat das baden-württembergische Verkehrsministerium gegenüber unserer Zeitung bestätigt. „Die Hinweisschilder werden voraussichtlich im Frühjahr 2014 aufgebaut“, so ein Sprecher von Verkehrsminister Winfried Hermann.

Abgebildet sind dann auf jeweils einer Tafel der Stuttgarter Schlossplatz, der zoologisch-botanische Garten Wilhelma, die Mineralquellen sowie die beiden Museen der Automobilbauer Mercedes und Porsche. Besonderheit: Die Automuseen werden gemeinsam auf zwei Schildern vertreten sein, Porsche – wegen der räumlichen Nähe zu seinem Museum – auf jenem an der A 81 etwas größer. Umgekehrt dominiert aus demselben Grund das Mercedes-Logo auf der anderen Tafel an der A 8. Anzahl der Hinweisschilder und Verteilung der Motive stünden fest, so der Ministeriumssprecher, derzeit arbeite eine Agentur an der optischen Gestaltung.

Die jetzige Lösung stellt einen Kompromiss dar, der über die ursprüngliche Vorgabe des Verkehrsministers hinausgeht und der offenbart, wie ein Streit um ein paar Autobahnschilder ausufern kann.

Verkehrsministerbefürchtete überbordenden Schilderwald

Zum besseren Verständnis lohnt ein Blick auf den Ausgangspunkt der Debatte. Dieter Jauch, Chef der Stuttgarter Wilhelma, hatte sich im April 2012 in den Stuttgarter Nachrichten darüber beklagt, dass er beim Regierungspräsidium (RP) als der zuständigen Genehmigungsbehörde wiederholt mit einem Antrag auf ein Hinweisschild gescheitert war. Die Beamten sprachen der denkmalgeschützten Zooanlage deren ausreichende kulturelle Bedeutung ab – im Gegensatz zu den Stuttgarter Mineralquellen, die zuvor ein Schild genehmigt bekommen hatten. Stuttgarts Touristik-Direktor Armin Dellnitz wollte daraufhin dem Eindruck, das RP hebe oder senke den Daumen eher zufällig, mit einem schlüssigen Konzept entgegenwirken. Ergebnis vieler Gespräche: acht neue Tafeln mit acht Attraktionen.

Verkehrsminister Hermann befürchtete jedoch an den Autobahnen um Stuttgart einen überbordenden Schilderwald. „Wir werden unsere Linie, nicht beliebig viele Schilder zuzulassen, beibehalten“, so Hermann noch im Juni 2013. Sollte heißen: Sein Ministerium erlaubt vier Hinweistafeln mit jeweils zwei Motiven, wogegen einige der beteiligten Institutionen sofort rebellierten. Die Schilderdebatte war in eine Sackgasse geraten. Das Projekt drohte zu scheitern.

Eigentlich nur eine Tafel pro Kommune

Offenbar haben sich jetzt alle Beteiligten zusammengerauft. „Den Vorschlag mit fünf Tafeln haben Gott sei Dank alle akzeptiert“, so Dellnitz. Zu dem Zweck wurde ein wenig an der Schilder-Arithmetik gefeilt, so dass sie auf die Stuttgarter Befindlichkeiten passt. „Eigentlich gilt: eine Tafel pro Kommune“, sagt der Sprecher von Minister Hermann. Aber die Größe einer Landeshauptstadt lasse natürlich Ausnahmen zu. Ferner liege Stuttgart an zwei Autobahnen, der A 8 und der A 81. Auf diesem Weg kam man dann im Verkehrsministerium auf fünf Schilder.

Die Kosten von knapp 10.000 Euro pro Schild trägt jede abgebildete Institution selbst. Ausnahme: Das Motiv zum Schlossplatz, der Landeseigentum ist, bezahlt die Stadt Stuttgart. „Die Stadt profitiert am meisten“, lautet die Begründung im Rathaus.

Inzwischen hat das Thema die Regionalversammlung erreicht. Die Freien Wähler verlangen, dass die Tourismuswerbung per Autobahnschilder regionweit neu organisiert wird.