In Gruibingen hat der örtliche Gewerbeverein am Samstag eine Demonstration vor dem Rathaus organisiert. Foto: Philipp Braitinger

Seit vielen Jahren hoffen die Anwohner Gruibingens auf eine Entlastung vom Verkehr. Doch der Ausbau des Albaufstiegs soll frühestens 2032 fertig sein. Am Samstag lud der Gewerbeverein deshalb zu einer Kundgebung vor dem Rathaus ein.

Gruibingen - Es hat sich viel Frust angestaut. Seit Jahrzehnten warten zahlreiche Anwohner am Albaufstieg der A8 auf eine Entlastung vom Verkehr. Besserung soll ein Ausbau des Albaufstiegs bringen. Dass dieser nun frühestens 2032 fertig sein soll, sorgt für großen Unmut. In Gruibingen hat der örtliche Gewerbeverein am Samstag eine Demonstration vor dem Rathaus organisiert, zu welcher mehrere hundert Menschen gekommen sind.

Der Vorsitzende des Gewerbevereins, Thomas Straub, sprach aus, worüber sich viele Anwohner ärgern. „Wir sind ständig Abgasen und Feinstaub ausgesetzt“, sagte er. Zwischen Freitag und Sonntag sei es besonders schlimm. Dass der Albaufstieg nicht eher gebaut werde, daran sei auch eine „autofeindliche Politik“ Schuld. Der immer wieder angepriesene ÖPNV habe die Zunahme der Autos auf den Straßen kaum gestoppt. Die Zahl der zugelassenen Autos sei laut Statistischem Bundesamt in den vergangenen Jahren weiter gestiegen. Investitionen in Straßen und Parkplätze gebe es dafür nicht genug. Dabei spülten die Autofahrer viel Geld in die Staatskasse. Der Lohn seien Staus und Parkplatzprobleme, so Straub.

Geschätzte Bauzeit: sieben Jahre

Anfang Oktober war bekannt geworden, dass der geplante sechsspurige Ausbau der Autobahn zwischen Mühlhausen und Hohenstadt frühestens im Jahr 2032 fertiggestellt werden soll. Dass es nicht schneller gehe, bedauere die seit diesem Jahr zuständige Autobahn-Gesellschaft, meinte der Sprecher Wolfgang Grandjean. „Wir sind Feuer und Flamme loszulegen“, beteuerte er. Der Baubeginn könnte jedoch erst 2025 erfolgen. Derzeit laufe das Planfeststellungsverfahren für die vierte Änderung an dem Projekt.

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Anfang kommenden Jahres solle es eine weitere öffentliche Auslegung der Planungen geben. Sollte es weitere Einwände geben, müssten diese geprüft und bearbeitet werden. Dadurch könnte sich der Zeitplan weiter in die Zukunft verschieben. Momentanes Ziel ist es aber, im Sommer 2022 einen Planfeststellungsbeschluss zu haben und mit den Detailplanungen zu beginnen. Die Vergabe der Arbeiten, die europaweit ausgeschrieben werden müssen, wird mutmaßlich weitere zweieinhalb Jahre dauern. Die Bauzeit wird auf sieben Jahre geschätzt, womit der neue Albaufstieg 2032 fertig wäre.

Auf das Auto angewiesen

Für eine Entspannung vor Ort sorgen diese Ankündigungen nicht. „Seit Jahrzehnten weisen Gruibingen und unsere benachbarten Gemeinden auf unsere wöchentlichen Stauprobleme, CO2 und Feinstaubprobleme hin“, meint der Gewerbeverein. Zahlreiche Gespräche seien mit Bundes- und Landespolitikern geführt worden. An der Situation habe sich bislang nichts geändert. Im Gegenteil, der Verkehr scheint ständig weiter zuzunehmen.

Inzwischen fühlten sich die Anwohner als „Opfer der Politik der leeren Worte“, ärgert sich der Gewerbeverein. „Die zuständigen Politiker interessiert das nicht besonders“, glaubt der Vorsitzende Straub. „Die haben keine Lust, etwas für Autofahrer zu machen“, vermutet er. Doch gerade außerhalb der großen Städte seien die Menschen auf das Auto angewiesen.

„Der Handlungsbedarf ist riesengroß“

Den Ausführungen Straubs widersprach der Landrat Edgar Wolff, der spontan auf die Rednerliste genommen worden war. „Der Handlungsbedarf ist riesengroß“, gab er zu. Der Landkreis stehe hinter dem Albaufstieg, stellte er klar. Auch Landespolitiker, mit denen er spreche, wollten den Ausbau. Die in den vergangenen Jahren vorgenommenen Planungsänderungen seien sinnvoll gewesen. Eine weitere Verzögerung dürfe es jetzt aber nicht mehr geben. Dass es statt 2028 nun 2032 werden solle, sei bereits eine „Katastrophe“.

Dass es auf die Frage, wie die Anwohner bis dahin entlastet werden können, wohl noch keine befriedigende Antwort gibt, machte der Redebeitrag des Gruibinger Bürgermeisters Roland Schweikert deutlich. Auch deshalb müsse es jetzt schnell gehen. „Es geht darum, dass man in die Puschen kommt. Ich will keine Ausreden mehr hören“, ärgerte sich der Schultes.

Kosten, Strecke und Herausforderungen

Kosten
Gemäß aktuellen Berechnungen werden die Kosten des Verkehrsprojekts auf 603 Millionen Euro gerechnet.

Stecke
Der neue Abschnitt umfasst eine Strecke von 7,6 Kilometern.

Herausforderungen
Neben dem Aufstieg selbst sind zwei Tunnel mit 1,7 und 1,2 Kilometer Länge sowie zwei Brücken mit 800 und 470 Metern Länge geplant.