Nicht immer müssen Autoknacker brachiale Gewalt anwenden. Foto: /Susanne Kern

Immer wieder gibt es Fahrzeugaufbrüche ohne Aufbruchspuren. Haben die Besitzer das Abschließen vergessen oder offenbaren sich hier Tücken der modernen Technik?

Stuttgart - Ist das Auto auch wirklich abgeschlossen? Wer sein Auto parkt und weggeht, sollte sich doch noch einmal genau davon überzeugen. Sonst könnte es einem gehen wie jenem Mercedes-Besitzer, der Stein und Bein schwören könnte, dass er seinen Wagen in der Gerberstraße in der Innenstadt abgeschlossen hatte. Doch hinterher war sein Fahrzeug geplündert. Und die Täter hinterließen keine Spuren.

Waren es Autoknacker, die mit einem Störsender die Funkschlüsselsignale blockiert hatten? Oder hatte der Mann vielleicht doch vergessen aufs Knöpfchen zu drücken? Manchmal scheint es auch der Fluch der modernen Technik zu sein – das moderne System etwa, bei dem ein Auto den Schlüssel in der Hosentasche automatisch erkennt und dann wie ein Sesam-öffne-dich die Türen öffnet, kann praktische Tücken offenbaren.

Wem ist etwas am blauen Mercedes aufgefallen?

Die Polizei sucht nun Zeugen zu dem Vorgang, der sich am Donnerstag zwischen 19.15 und 21.15 Uhr in der Gerberstraße abgespielt hat. „Die Täter erbeuteten Laptops und Elektronikgeräte im Wert von mehreren Tausend Euro“, sagt Polizeisprecherin Monika Ackermann. Wer etwas Verdächtiges rund um den blauen C-Klasse-Mercedes gesehen hat, wird gebeten, sich unter der Rufnummer 07 11 / 89 90 - 31 00 bei der Polizei zu melden.

Womöglich sind Täter mit kleinen Störsendern unterwegs – Elektronikbauteile, die das Funksignal unterbrechen, wenn der Autofahrer den Funkschlüssel drückt. Andererseits könnten auch die immer mehr in Mode kommenden Keyless-Entry-Systeme ausgetrickst worden sein – wie es Autodiebe von hochwertigen Fahrzeugen praktizieren.

Seltsame Serie in Kornwestheim

Einen solchen Verdacht gab es Ende vergangenen Jahres jenseits der Stadtgrenze. In Kornwestheim (Kreis Ludwigsburg) waren in verschiedenen Straßen 14 Fahrzeuge geöffnet worden. Hatten dort etwa überall vergessliche Autofahrer geparkt? Oder waren Störsender im Spiel? „Weil die Fahrzeuge größtenteils mit Keyless-Go-Systemen ausgestattet waren, gab es die Überlegung, ob hier womöglich technische Manipulationen ausprobiert worden sein könnten“, sagt die Ludwigsburger Polizeisprecherin Yvonne Schächtele.

Wirklich gelohnt hatte sich der Aufwand aus Sicht der Täter freilich nicht. Die unbekannten Diebe begnügten sich mit Kleinteilen aus der Mittelkonsole – Sonnenbrillen, Kleingeld, Kaugummis. „Letztlich konnte nicht nachgewiesen werden, dass an den Autos manipuliert worden wäre“, sagt Polizeisprecherin Schächtele.

Zumeist werden Jugendliche erwischt

Die Täter entkommen meist unerkannt – so auch im Sommer letzten Jahres bei einer Serie mit 20 betroffenen Handwerker-Fahrzeugen in Leinfelden-Echterdingen (Kreis Esslingen). Bei den Tätern, die erwischt wurden, handelt es sich fast ausnahmslos um Jugendliche. Zuletzt wurde im November in Waiblingen ein 14 und 15 Jahre altes Duo festgenommen. Die hatten ihre Taten stolz auf einem Smartphone aufgezeichnet. Ein 15-Jähriger nutzte im Juni in der Danneckerstraße in der Innenstadt ein wohl unverschlossenes Auto für eine Spritztour.

Egal, ob herkömmlicher Schlüssel, Funkteil oder sogenannter Komfortzugang: „Wenn man sein Auto verschließt“, rät Polizeisprecherin Ackermann, „sollte man es genau im Blick behalten.“