Im Mai 2018 wollte ein Hondafahrer in den Kreisverkehr am Wallgraben /Industriestraße einfahren. Dabei übersah er die Stadtbahn der Linie U 12 und kollidierte mit ihr. Foto: SDMG

Im noch jungen Jahr 2019 sind am Wallgraben in Stuttgart-Vaihingen bereits zwei Autos mit Stadtbahnen kollidiert. Auch in den Vorjahren krachte es mehrfach. Die Stadt und die SSB haben die Kreuzung im Auge. Sehen sie Handlungsbedarf?

Vaihingen/Möhringen - Die Unfälle von vergangener Woche weisen Ähnlichkeiten auf: Beide Male wollte ein Autofahrer von der Industriestraße in Richtung Nord-Süd-Straße fahren, beide Male übersahen die Fahrer eine rote Ampel an der kreisverkehrähnlichen Kreuzung am Wallgraben, über die die Stadtbahnlinie U 12 fährt. Autos und Stadtbahnen stießen zusammen, der Bahnverkehr musste zeitweise unterbrochen werden.

Die Kreuzung Industriestraße und Wallgraben ist für die Polizei keine Unbekannte. Seit Eröffnung des Streckenasts der U 12 nach Dürrlewang musste sie mehrfach wegen Unfällen ausrücken. Auch die Stadt hat ein Auge auf den Synergiepark. „Beim Neubau der Stadtbahn U 12 wurde die Kreuzung umgestaltet, und die Ampel vor Ort ging im April 2016 in Betrieb. Seitdem ereignen sich hier immer wieder Unfälle: 2016 gab es sechs Unfälle, 2017 waren es zehn Unfälle“, erklärt das Ordnungsamt in einer schriftlichen Stellungnahme. Unfallursache sei meist gewesen, dass die Autofahrer die Vorfahrt im Kreisverkehr nicht beachtet hätten.

Stadt sieht keinen Unfallschwerpunkt

Trotz der Kollisionen im Januar im Abstand von nur zwei Tagen und trotz der Unfälle der vergangenen drei Jahre: Von einem Schwerpunkt möchte die Stadt nicht sprechen. „Die Kreuzung Industriestraße/Am Wallgraben stufen wir als sogenannte leichte Unfallhäufungsstelle ein“, heißt es vom Stuttgarter Ordnungsamt. Der Grenzwert für diese Bezeichnung liege bei fünf gleichgelagerten Unfällen pro Jahr.

Im November 2017 machte die Ausfahrt aus dem Kreisverkehr einer Kleinwagenfahrerin Probleme. Sie landete versehentlich im Gleisbett. Verletzt wurde niemand. Es kam zwar zu keiner Kollision, der Stadtbahnverkehr musste dennoch für die Bergung des Fahrzeugs unterbrochen werden.

Auch die Stuttgarter Straßenbahnen AG nennt den Streckenabschnitt der U 12 keinen Schwerpunkt. Dazu müsste eine „inhaltliche Verknüpfung“ der Unfallursache gegeben sein. „Wir können nicht sehen, dass der Grund bei allen Unfällen der gleiche war“, sagt SSB-Sprecherin Birte Schaper. Deshalb sehe die SSB auch keinen Handlungsbedarf, denn es gebe keinen konkreten Hinweis auf eine fehlerhafte Strecken- oder Straßenführung oder Markierungen.

„Haifischzähne“ sollen Aufmerksamkeit erhöhen

Allerdings hat die Stadt 2018 bereits einen Versuch unternommen, die Kreuzung übersichtlicher zu gestalten. Aufgrund der Kollisionen sei die Kreuzung Industriestraße/Wallgraben im Mai 2018 Thema in der Unfallkommission der Polizei und der Stadtverwaltung gewesen. „Wir sprechen solche Unfallhäufungen in der Kommission an, machen auch Fotos vor Ort, aber ob bauliche Maßnahmen ergriffen werden, um die Kreuzung zu entschärfen, entscheidet die Stadt“, sagt Polizeisprecherin Monika Ackermann. Im Falle der Kreuzung im Synergiepark sei das der Fall gewesen. „Um die Einfahrt von der Industriestraße in den Kreisverkehr und die damit verbundene Wartepflicht zu verdeutlichen, wurden zusätzliche Markierungen angebracht: sogenannte Haifischzähne“, erklärt das Ordnungsamt. Diese aneinandergereihten Dreiecke auf der Fahrbahn sollen die Aufmerksamkeit der Autofahrer erhöhen und den Moment des Einfahrens in den Kreisverkehr betonen.

Ob diese Markierungen bereits etwas gebracht haben, lässt sich noch nicht abschätzen. Die Unfälle im Januar zeigen, dass es dennoch immer mal wieder kracht. Die Stadt und die Stuttgarter Straßenbahnen wollen die Situation an der Industriestraße und am Wallgraben im Auge behalten. „Die Kreuzung werden wir weiterhin besonders beobachten“, heißt es vom Ordnungsamt.