Die Vinothek des Schlossguts Hohenbeilstein ist ein gelungener Mix aus alten und neuen Elementen. Foto: Schlossgut Hohenbeilstein

Manche Weinbaubetriebe im Landkreis Ludwigsburg und drumherum sind allein schon aufgrund ihrer interessanten Architektur eine Reise wert. Dafür hat unter anderem das Schlossgut Hohenbeilstein ein Gütesiegel bekommen.

Es stimmt schon: Die Lage oder die Bauart eines Weinguts sind nicht entscheidend, wenn nur die Qualität der Weine stimmt. Aber wenn alles passt, ist der Genuss gleich noch mal so groß. Das Auge trinkt halt mit. Deshalb gibt es das Siegel „Weinsüden Architektur“. Es wird seit fünf Jahren von der Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg (TMBW) in Kooperation mit der Architektenkammer Baden-Württemberg verliehen. Dieses Jahr unter anderem an die Beilsteiner Bio-Weinmacher vom Schlossgut Hohenbeilstein.

 

Das Siegel würdigt Bauten, die Weintourismus und gelungene Architektur auf besondere Weise vereinen. „Diese vielen Beispiele für eine gelungene Symbiose aus Baukunst und Weinkultur zeigen eindrucksvoll, wie sehr sich der Weintourismus in den zurückliegenden Jahren professionalisiert hat“, sagt TMBW-Geschäftsführer Andreas Braun. „Immer mehr Weingüter, Genossenschaften und Kommunen haben erkannt, welches Potenzial im Weintourismus steckt und wie man mit gelungener Architektur weininteressierte Gäste ansprechen kann.“

Zu ihnen gehört auch das Schlossgut Hohenbeilstein. Sie sind dieses Jahr neu mit dem Siegel „Weinsüden Architektur“ ausgezeichnet worden. Unterhalb der Burg Hohenbeilstein und neben dem Schloss bewirtschaften hier Joscha und Silke Dippon in dritter Generation die Weinberge. Die Winzer-Familie hat vor drei Jahren ihre alte Kelter umgebaut und damit einen Raum für kreative Events geschaffen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Aus dem eher tristen Mehrzweckraum von einst ist ein moderner Veranstaltungsraum geworden, in dem viele neue und alte Elemente kombiniert wurden. „Das macht den Charme aus“, sagt Silke Dippon.

Der Gedanke vor dem Umbau war, wieder mehr Leute aufs Weingut zu holen. „Wir haben hier eine wahnsinnsstolle Aussicht, die sollen auch unsere Kunden genießen können“, erklärt Silke Dippon die Idee. Für sie und ihre Familie gehört es zum Alltag, vom erhöht liegenden Weingut auf die Reben und das Bottwartal zu blicken. Für andere nicht. Und: „Wir wollen zeigen, wo der Wein bei uns wächst.“

Eine ähnliche Intention hatte die Lembergerland Kellerei in Vaihingen-Rosswag, als dort 2020 das alte Lagergebäude in eine moderne Vinothek umgebaut wurde. Wo einst Kohlen lagerten, die Moste stand und in den 1980ern Flaschen auf ihre Bestimmung warteten, ist heute ein moderner Verkaufs- und Verkostungsraum.

Die große Glasfront öffnet den Blick auf die terrassierten Steillagen und holt quasi die markanten Weinberge vor der Haustüre hinein in den Raum, erklärt Christian Kaiser, Geschäftsführer und Vorstandsmitglied der Kellerei.

Dafür erhielt Lembergerland das Siegel bereits im Jahr 2021, ebenso wie das Bio-Weingut Eisele in Hessigheim und der Weininformationspavillon an der Himmelsleiter in Besigheim. Das luftige Gebilde wurde vor drei Jahren installiert und wartet mit zahlreichen Infos über den Steillagenweinbau auf.

Die Symbiose aus Baukunst und Wein steht auch hier im Mittelpunkt. Die Bandbreite der ausgezeichneten Bauwerke ist groß, heißt es seitens Tourismus Marketing Baden-Württemberg. Sie reicht von Weingütern und Vinotheken über Weinpavillons bis zu Wein-Aussichtspunkten in der Reblandschaft. Was sie verbindet beziehungsweise was die derart Ausgezeichneten davon haben: Alle Bauten werden auf einer eigenen Webseite sowie im Architekturführer BW, der App der Architektenkammer Baden-Württemberg, näher vorgestellt und bieten sich als Ziele für Urlaube und Ausflüge rund um die Themen Wein und Genuss an.

Vinothek mit Aussicht

Das Schlossgut Hohenbeilstein ist umgeben von Reben. Foto: Schlossgut Hohenbeilstein/Qingwei Chen

Die Dippons in Beilstein freut’s. Sie hatten sich um das Siegel beworben, nachdem sie im vergangenen Jahr das neue Tourismus-Qualitätssiegel „Weinsüden Winzer“ bekommen hatten. Hinzu kommt, dass die Familie viel Herzblut in den Umbau der Kelter gesteckt hat. „Wir haben wirklich 80 Prozent selbst gemacht“, berichtet Silke Dippon. Ein Stückweit ist die Auszeichnung auch eine Hommage an den Vater der Winzerin. Er war Architekt und hatte den Umbau der Kelter noch geplant, verstarb aber vor dem Umbau.

Die Vinothek auf Hohenbeilstein trägt also seine Handschrift – die besondere Form der Decke, ebenso wie die Integration der alten Fenster, die erhalten blieben. „Ein kleiner, feiner Raum für rund 60 Personen“, so Silke Dippon. Weinproben finden hier ebenso statt wie allerlei Events – von der „Hommage au Fromage“ bis zum „Literarischen Bukett“.

Ausgezeichneter Weinsüden

Die Siegel
  Unter der Marke „Weinsüden“ wird seit einigen Jahren gebündelt die Weinbauregion Baden-Württemberg beworben. Mehrere Qualitätssiegel wurden bereits etabliert: „Weinsüden Weinort“, „Weinsüden Hotel“, „Weinsüden Vinothek“ und „Wein und Architektur“. Im vergangenen Jahr brachte die Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg ein neues Qualitätssiegel auf den Markt: „Weinsüden Winzer“.

Weinsüden Winzer
 Unter anderem erhielten die Marbacher Weingärtner, die Bottwartaler Winzer, das Weingut Sankt Annagarten, das Schlossgut Hohenbeilstein und Weingut und Edelbrennerei Gemmrich das Siegel.