Jochen Boger Foto: privat

Die Stadt ist für Ihre Initiative, öffentliche Flächen in Blühstreifen zu verwandeln, beim Wettbewerb „Natur nah dran“ ausgezeichnet worden.

Vaihingen/Enz - Vaihingen an der Enz macht sich für blühende Flächen stark und ist dafür jetzt ausgezeichnet worden.

Herr Boger, Vaihingen zählt zu den Siegern des Wettbewerbs ,Natur nah dran’, den Naturschutzbund, Umweltministerium und Städtetag ausloben. Welcher Initiative ist das zu verdanken?
Wir haben vor einigen Jahren damit begonnen, das Einheitsgrün und die monotonen Kulturen in unserem Stadtbild in blühfähige Flächen zu verwandeln. Wir haben Schneebeeren, Heckenkirschen oder alte Rosenstöcke herausgenommen und machen daraus Schritt für Schritt Staudenanlagen und Blumenwiesen, die schön aussehen und Farbe ins Spiel bringen, aber vor allem auch für Insekten wie Bienen und Hummeln von Nutzen sind.
Woher kam der Anstoß?
Am bekannten Beispiel, dass beim Fahren auf der Autobahn fast keine Insekten mehr auf der Windschutzscheibe kleben bleiben, bemerkt das Insektensterben ja mittlerweile so ziemlich jeder. Bei uns arbeiten die sehr engagierte Lokale-Agenda-Gruppe ,Vaihingen blüht auf‘, die Vaihinger Imker und unsere Stadtgärtnerei Hand in Hand, um dem Problem entgegenzuwirken. Wir ergänzen einander da bestens.
Wo macht sich die Umwandlung im Stadtbild bemerkbar?
Auf innerstädtischen Flächen, in Schulhöfen, an den Ortseingängen oder an Kreiseln. Wir haben bislang rund 2500 Quadratmeter Rasenflächen in Blumenwiesen umgewandelt und 7000 Quadratmeter in Staudenflächen. Die Stauden pflanzen wir in Substrat ein, dazu werden die Beete zuvor ausgekoffert und mit einem Vlies ausgelegt, bevor das Ziegelsplitt-Substrat eingefüllt und die Staude eingesetzt wird. Das System ist weniger unkrautanfällig und langfristig sogar mit weniger Pflegeaufwand verbunden. Die Blumenwiesen müssen aber jedes Jahr neu eingesät werden.
Welche Rückmeldungen bekommt die Stadt zu den blühenden Vaihinger Landschaften?
Viele Bürger finden es positiv, es gab auch den einen oder anderen zustimmenden Anruf oder Leserbrief dazu. Vereinzelte Hundebesitzer machen sich aber leider weniger Gedanken. Da bleibt dann manche Hinterlassenschaft in der Blumenwiese liegen.
Wie groß ist die Finanzspritze, auf die sich Vaihingen freuen kann?
Das wissen wir selbst noch nicht genau, aber uns ist es, als wir uns beworben haben, auch gar nicht groß ums Geld gegangen. Wir erhoffen uns ein Mehr an Wissen, zum Beispiel über Saatgut, mehrjährige Pflanzmischungen und Pflege. Die Auszeichnung beinhaltet ja unter anderem Schulungen für städtische Mitarbeiter. Ich habe von anderen Kommunen, die in den Genuss der Auszeichnung kamen, mitbekommen, wie positiv überrascht sie davon waren.