Rocco Capurso setzt als Marktleiter auf Frische und italienisches Flair. Foto: Frank Eppler

Der Eigentümer des Remstalmarktes Weinstadt geht eigene Wege und hat damit einen renommierten Wettbewerb der Branche gewonnen. So gibt es etwa im „Supermarkt des Jahres“ Moos an der Decke.

Im Jahr 2015 ist in der Firmengeschichte des Remstalmarktes ein neues Kapitel aufgeschlagen worden. Das weit über Weinstadt hinaus in der Region Stuttgart bekannte Feinkostgeschäft wechselte den Besitzer. Bei Rocco Capurso habe er das Vertrauen, dass das Renommee des Marktes so bleibt, wie es ist, sagte der Noch-Firmeninhaber Bernd Mack damals im Gespräch mit dieser Zeitung zu seiner Entscheidung, sein Lebenswerk in fremde Hände zu geben.

Mitbewerber aus ganz Deutschland

Macks Vertrauen ist nicht betrogen worden. Rocco Capurso hat nicht nur den Qualitätsstandard, wie es Bernd Mack wichtig war, gehalten, er hat das Ansehen des Marktes sogar gemehrt. Eine Fachjury kürte den Remstalmarkt jüngst zum „Supermarkt des Jahres“. In der Kategorie der selbstständig geführten Märkte bis 2500 Quadratmetern Verkaufsfläche gewann das Weinstädter Unternehmen den renommierten Wettbewerb der Lebensmittelbranche gegen Mitbewerber aus ganz Deutschland.

„Das hat alle Erwartungen übertroffen, meine eigenen und die der Branche“, freut sich Capurso über den Erfolg. Die Entscheidung, sich mit 40 Jahren selbstständig zu machen und den Remstalmarkt zu übernehmen, habe sich für ihn als „richtiger Schritt zur richtigen Zeit“ erwiesen. Mit 14 Jahren hat der gebürtige Italiener bereits im Handel gearbeitet. Bevor ihn seine berufliche Laufbahn nach Weinstadt führte, ging es für ihn bei der Firma Hieber in Lörrach, die aktuell 16 Lebensmittelmärkte betreibt, auf der Karriereleiter hoch hinauf, von der Aushilfskraft bis zum stellvertretenden Marktleiter.

Wie auf einem italienischen Markt

In seinem eigenen Laden in Weinstadt sollen sich die Kunden nun wie auf einem italienischen Markt fühlen, erklärt Capurso sein Geschäftsmodell, in dem er auf Qualität und Frische setzt, mit regionalen und lokalen Lieferanten. Deren Zahl habe sich unter seiner Führung verdreifacht. So gucke man grundsätzlich erst einmal nach lokalen Bezugsquellen, dann nach welchen im Rems-Murr-Kreis und erweitere danach das Einzugsgebiet für den Einkauf auf Baden-Württemberg und schließlich Deutschland.

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Nur was man auf diese Weise nicht bekomme, hole man aus dem Ausland. „Nachhaltigkeit ist ein großes Thema im Remstalmarkt“, erklärt Capurso. So sei die Obst- und Gemüseabteilung „das Herzstück des Marktes“ und plastikfrei, alles könne in Papiertüten oder Pappschachteln eingekauft werden. Dazu gehöre auch, dass nicht verkaufte Früchte nicht einfach weggeworfen werden. „Aus Früchten, die keine 1a-Ware sind, machen wir selbst Marmelade oder Smoothies.“ Auch ein Blick an die Decke des Marktes verrät, dass man das Thema Nachhaltigkeit wirklich ernst nimmt. „Das Moos an der Decke sorgt für ein besseres Raumklima und zieht CO2 raus“, erläutert Capurso, der für den Umbau des Marktes 2018 bewusst Naturmaterialien eingesetzt hat.

Ein dritter Standort ist geplant

Ein wesentlicher Teil seines Erfolgsrezeptes seien aber vor allem seine Mitarbeiter, betont Capurso. 150, darunter auch Teilzeitkräfte, sind es allein in Weinstadt, gut ebenso viele in Schorndorf, wo er 2018 Marktkauf übernommen hat. Aktuell sei er daran, einen dritten Standort zu planen, mit rund 60 Beschäftigten. „Wir schauen, dass wir unseren Mitarbeitern die höchstmögliche Ausbildung bieten. Wir fordern und fördern sie“, sagt Capurso. So können sich Kunden bei ihrem Einkauf im Remstalmarkt von Käse-, Fleisch- und Schinken-Sommeliers beraten lassen. Die Wertschätzung spiegelt sich auch in der Bezahlung wider. So habe man bereits 2010 einen Mindestlohn von 13 Euro pro Stunde eingeführt.

Mit der Wahl zum „Supermarkt des Jahres“ hat Capurso nun eine Würdigung seines unternehmerischen Engagements erfahren. Dabei wurde sein Markt vor der Entscheidung der Fachjury zunächst unangemeldet und inkognito geprüft. Außerdem befragte ein unabhängiges Marktforschungsinstitut Verbraucher.

Erfolgsgeschichte

Aufstieg
1950 stieg Erich Mack als Schwiegersohn in das seit 1908 bestehende Unternehmen ein. 1987 übergab er die Geschäftsführung an seine Söhne Bernd und Rolf. Bernd Mack machte den einstigen Kolonialwarenladen zu einem in der Region bekannten Feinkostgeschäft. Sein Bruder übernahm die dazugehörige Backstube und baute sie von 2011 an zu einer eigenständigen Firma aus, der Backwelt Mack.

Nachfolge
Um die Nachfolge zu regeln, entschloss sich Bernd Mack schließlich, seine Firma an Rocco Capurso zu verkaufen. Zum 1. Juni 2015 wechselte der Remstalmarkt dann den Besitzer. Bernd Mack machte den einstigen Kolonialwarenladen zu einem in der Region bekannten Feinkostgeschäft. Sein Bruder übernahm die dazugehörige Backstube und baute sie von 2011 an zu einer eigenständigen Firma aus, der Backwelt Mack. Capurso hat bereits einen potenziellen Nachfolger: Sein Sohn Luca hat im Remstalmarkt seine Ausbildung gemacht. Derzeit sammelt der 20-Jährige Berufserfahrungen in Heilbronn.