In Holzgerlingen wurde eine Stimme zunächst als ungültig gewertet. Foto: factum/Weise

Holzgerlingen hat wegen einer Stimme noch einmal ausgezählt, Böblingen nicht die aktuelle E-Mail-Adresse verwendet.

Böblingen - Eine Pannenserie im Wahlkreis Böblingen hat das Landeswahlergebnis verzögert. Laut der Landeswahlleiterin Christiane Friedrich war Böblingen das Schlusslicht. Das Landesergebnis stand erst um 23.18 Uhr fest. Acht Minuten davor war man in Böblingen fertig geworden. „Dass man sich so viel Mühe macht, ist doch aller Ehre Wert“, meinte Friedrich.

Wo gabe es Pannen?

Zwar hatte Rutesheim als erste Gemeinde das Ergebnis um 19.25 Uhr ins Landratsamt weitergereicht – per E-Mail und per Fax. Dieses Verfahren war von der Landeswahlleitung festgelegt worden, um gegen einen Hackerangriff gewappnet zu sein. „Bei einem Vergleich wurde festgestellt, dass eine Zahl auf dem Fax unleserlich war, sodass wir noch einmal nachfragen mussten“, sagt Dusan Minic, der Sprecher des Landratsamts. Auch das Deckenpfronner Ergebnis musste korrigiert werden. Das war um 20.50 Uhr. Die eigentliche Zeitverzögerung resultierte aus einem Kommunikationsproblem zwischen der Stadt Böblingen und dem Landratsamt sowie aus einem Auszählproblem in Holzgerlingen.

Welche Rolle spielen E-Mail und Fax?

„Wir hatten eine veraltete E-Mail-Adresse, an die wir unser Ergebnis geschickt haben“, erklärt Wolfgang Pfeiffer, der Pressesprecher der Stadt Böblingen. Eine neue Adresse sei kurzfristig vom Landratsamt bekannt gegeben worden. Die Zahlen seien um 20.15 Uhr verschickt worden. Minic bestätigt, dass er am 15. September die Adresse bekannt gegeben habe, die außer bei der letzten Landtagswahl zuvor schon verwendet worden sei. Tatsächlich sei eine Mail eingegangen, jedoch nicht auf der aktuellen Adresse. Das Fax wiederum erreichte das Landratsamt um 21.36 Uhr. Pfeiffer vermutet, dass es „vielleicht in einer Warteschleife hängen geblieben ist“. Dass er aus Böblingen keine Mail bekam, hatte Minic dann irritiert, auf der Homepage der Stadt stand das Ergebnis schon. Gegen 22 Uhr rief er bei der Stadt an. Um 22.10 Uhr habe Böblingen die Zahlen per Mail geliefert. Nach der Kontrolle in der Kreisbehörde sei das Ergebnis um 22.18 Uhr freigegeben worden.

Wo ist die eine Stimme geblieben?

Eigentlich waren die Stimmen in Holzgerlingen auf den insgesamt 7592 abgegebenen Wahlzetteln um 20.15 Uhr bereits unter Dach und Fach, als die Helfer ins Grübeln kamen. „Im Wahlbezirk Lilienstraße war eine Stimme in der falsche Spalte und damit für ungültig gewertet worden“, sagt Jan Stäbler, der 32 Jahre alte Hauptamtsleiter der Stadt, der erstmals für eine Auszählung bei einer Bundestagswahl verantwortlich war. Offenbar nach einigem Hin Her entschied Stäbler um 20.45 Uhr, den Bezirk „zur Sicherheit“, wie er sagt, noch einmal auszuzählen. Schließlich kamen dann 756 statt 755 gültige Stimmen heraus. „Der zusätzliche Vorgang dauerte eine Stunde“, berichtet Stäbler. Danach verstrich jedoch weitere wertvolle Zeit, weil das Gesamtresultat sowohl in Holzgerlingen als auch im Landratsamt auf seine Schlüssigkeit noch einmal kontrolliert werden musste, sagt Minic. Um 22.35 Uhr veröffentlichte Minic das Ergebnis. Um das vorläufige Endergebnis zu ermitteln, benötigten die Kräfte im Landratsamt weitere 35 Minuten – bis 23.10 Uhr.

Wie können Pannen vermieden werden?

Wie künftig wieder schneller Endresultate ermittelt werden können, mit dieser Frage will sich der Kreiswahlauschuss in Böblingen am Donnerstag beschäftigen. Erörtert wird wohl auch, ob die bisherigen Schulungen für die Wahlhelfer noch ausreichen. Zuvor wird die Geschäftsstelle der Kreiswahlleitung mit dem Landrat Roland Bernhard an der Spitze das endgültige Wahlkreisergebnis festlegen. Der Kreistagswahlauschuss wird dann darüber entscheiden und es Ende der Woche bekannt geben.