Erfreulich für die Eltern, traurig für die Schüler: Unterricht fällt wegen des Shutdowns in den USA in der Highschool der Böblinger Panzerkaserne nicht aus. Foto: factum/Archiv

Die Haushaltssperre der amerikanischen Regierung trifft auch die Militärstandorte in der Region. Ortsansässige Mitarbeiter sind jedoch nicht betroffen. Deshalb geht in vielen Bereichen das Leben normal weiter.

Böblingen/Stuttgart/Washington - Carola Meusel sitzt am Montagmorgen wie gewohnt auf ihrem Platz im Pressebüro der Böblinger Panzerkaserne. „Ich gehöre zu den sogenannten Locals, also zu den ortsansässigen Angestellten. Wir arbeiten ganz normal“, sagt sie. Allerdings bleiben in den Büros rund um sie herum etliche Stühle leer. Denn viele Kollegen Meusels in der Standortverwaltung der Panzerkaserne, die für alle fünf Standorte der US-Army in der Region Stuttgart zuständig ist, wurden in den Zwangsurlaub geschickt – so wie die meisten Staatsbediensteten in den USA.

Soldaten schießen ohne Pause

Der Grund für diese ungewöhnliche Maßnahme ist der sogenannte Shutdown. Weil sich die Abgeordneten der Demokraten und Republikaner im US-Senat nicht einigen konnten, gilt nun eine Haushaltssperre. Sämtliche Behörden und Ämter in den USA bleiben geschlossen, ebenso Zoos, Museen und Freizeitparks. Ausgenommen von dieser Regelung sind jedoch Polizei und Militär. Deshalb geht das Leben der Soldaten in der Region Stuttgart auch seinen gewohnten Gang. Sehr zum Bedauern der Anwohner des Böblinger Wohngebiets Rauher Kapf, das unmittelbar an die Schießanlage der Armee grenzt. Dort trainieren die Soldaten ihre Einsätze für den Nahen Osten – mit einer Dauerbeschallung der Nachbarn.

Beratungsstellen sind dicht

Betroffen sind aber die zivilen Angestellten – jedoch weit weniger als in den USA. Denn ein Großteil der Mitarbeiter sind als sogenannte Locals von der Ausgangssperre ausgenommen. Zudem trifft der Zwangsurlaub auch nicht alle Bereiche. „Die Lehrer unserer Schulen fallen in ein anderes Budget“, erklärt Meusel. „Der Unterricht findet wie gewohnt statt.“ Geschlossen bleiben hingegen die meisten Beratungsstellen, die Neuankömmlinge und Rückkehrer beispielsweise bei ihrem Umzug unterstützen, bei der Wohnungs- und Arbeitsvermittlung helfen oder einen Finanzierungsservice anbieten. Auch der Sicherheitsdienst, der den Hintergrund aller Mitarbeiter überprüft, ist nicht besetzt.

Eingeschränkt, das heißt mit weniger Mitarbeitern und reduzierten Öffnungszeiten arbeiten der Dolmetscher– und der Übersetzungsdienst, die Rechtsberatung für Familien, die Fortbildungseinrichtung, an der Fernkurse belegt werden können, das Passamt und die Autoinspektion.

Wie gewohnt geöffnet sind alle Einrichtungen, die überwiegend mit ortsansässigen Mitarbeitern besetzt sind wie das Fitnesscenter, der Supermarkt, die Büchereien und das Bowlingcenter. Auf ihrer Kommunikationsplattform stuttgartcitizen.com listet die Army auf, welcher Dienst wie arbeitet. Rund 3500 zivile Angestellte habe die US-Army in der Region Stuttgart, sagt Carola Meusel. „Doch davon fallen nur 1000 in die vom Shutdown betroffenen Budgets.“ Und von diesen 1000 wiederum sei etwa jeder achte im Moment im Zwangsurlaub, die anderen seien Locals.

Letzter Shutdown ist vier Jahre her

Für die meisten Mitarbeiter und Bewohner der Kasernen geht das Leben relativ normal weiter – normaler als in den USA selbst. Problematisch jedoch könnte es werden, wenn eine Einigung im Senat nicht schnell klappt und der Zwangsurlaub noch länger dauert – denn solange erhalten die betroffenen Mitarbeiter keinen Lohn.

Zum letzten Mal gab es vor viereinhalb Jahren, im Oktober 2013, einen Shutdown. Damals dauerte der Ausstand eine Woche. „Die Löhne wurden dann alle an die betroffenen Mitarbeiter nachgezahlt“, erinnert sich Carola Meusel. Wie lange es dieses Mal dauert und wie es ausgehen wird, kann sie freilich nicht sagen.