Das Foto der James Cook University (JCU) von Januar 2016 zeigt noch intakte Korrallen am Great Barrier Reef. Foto: James Cook University Australia and New Zealand/dpa

Korallenbleichen haben dem Great Barrier Reef in den vergangenen Jahren schwer zugesetzt. Nun mangelt es den Nesseltieren an Nachwuchs. Ob sich das weltgrößte Korallenriff wieder umfassend erholen kann, sei ungewiss, warnen Experten.

Cairns - Im weltgrößten Korallenriff, dem Great Barrier Reef vor der Küste Australiens, gibt es nach einer neuen Studie nur noch wenige neue Korallen. Die Zahl der Korallen-Larven ging nach der Untersuchung australischer Wissenschaftler im vergangenen Jahr um 89 Prozent zurück. In manchen Gebieten im Norden des Riffs waren es sogar 95 Prozent, wie das Team im Fachmagazin „Nature“ berichtet. Grundlage für den Vergleich waren Jahre mit normalem Wachstum.

Klimawandel setzt dem Great Barrier Reef massiv zu

Das mehr als 2300 Kilometer lange Riff war 2016 und 2017 von sogenannten Korallenbleichen betroffen, vermutlich wegen überhöhter Temperaturen infolge des Klimawandels. Enorme Mengen an Korallen starben ab. Nach früheren Angaben der australischen Regierung ist etwa ein Drittel des Great Barrier Reefs davon betroffen.

Ob es sich davon erholen kann, ist ungewiss. Korallen sind sogenannte Nesseltiere, einfach gebaute, vor allem in den Meeren vorkommende Tiere, zu denen etwa auch die Schirmquallen und die Seeanemonen zählen.

In der Studie ist von einem „noch nie da gewesenen Verlust an ausgewachsenen Korallen“ infolge der Bleichen die Rede, was sich massiv auf den Nachwuchs auswirke. „Tote Korallen bekommen keine Kinder“, sagte Hauptautor Terry Hughes von der James Cook University im australischen Bundesstaat Queensland. Wegen des Klimawandels seien die Korallen nicht mehr so widerstandsfähig wie früher.

Bedrohliche Korallenbleiche

Korallenriffe bieten Schutz, Nahrung und Jagdgründe für zahlreiche Meereslebewesen. Der Tod von Korallen gilt deshalb vielen Wissenschaftlern als Warnsignal, dass sich die Artenvielfalt im Ozean künftig stark verringern könnte.

Bei einer Bleiche sterben winzige Algen ab, die mit den Korallen in einer Lebens- und Nahrungsgemeinschaft (Symbiose) leben. Die Koralle erhält von ihnen gewöhnlich Nährstoffe, dafür bietet sie Halt und Schutz. Sterben die Korallenbewohner ab, wird das helle Korallenskelett sichtbar.

200 000 Quadratkilometer große Wunderwelt

Das Great Barrier Reef erstreckt sich über eine Fläche von mehr als 200 000 Quadratkilometern. Unter der grün-bläulich schimmernden Meeresoberfläche befindet sich eines der artenreichsten und anfälligsten Ökosysteme: 400 der weltweit 700 Korallenarten, 1500 Fisch- und 4000 Weichtierarten haben hier ihren Lebensraum.

Wie zerbrechlich das ökologische Gleichgewicht im Riff ist, zeigte das Krisenjahr 2016. Aufgrund des Klimaphänomens El Niño stieg dort die Wassertemperatur auf bis zu 33 Grad Celsius, was zur Korallenbleiche führte. Innerhalb kürzester Zeit wurde aus der farbenprächtigen Unterwasserwelt eine Wüste aus weiß-grauen Kalkskeletten. Ob sich die Unterwasserwelt jemals wieder von dem Hitzeschock erholen wird, ist ungewiss.