Novak Djokovic: Der Pott ist Mein Foto: AFP/MANAN VATSYAYANA

Am Ziel seiner Träume zeigt sich der 35-Jährige emotional wie nie. Schließlich hatte der Serbe an Australien zuletzt nicht nur gute Erinnerungen.

Auf dem Centre-Court hatte der alte und neue König von Melbourne noch die Fassung bewahrt. Doch als Novak Djokovic kurz nach dem jüngsten Triumph bei den Australian Open in seiner Spielerbox angekommen war, war es schnell um ihn geschehen – ein paar Umarmungen mit Trainer Goran Ivanisevic, mit Mutter Dijana, mit Bruder Marko, dann sackte der nunmehr zehnmalige Champion von Melbourne überwältigt zu Boden. In Tränen aufgelöst, kam Djokovic für ein, zwei Minuten nicht mehr auf die Füße – es waren emotional hoch aufgeladene Momente, in denen sich der ganze Druck des Grand-Slam-Abenteuers 2023 mit all seinen Irrungen und Wirrungen auflöste.

 

„Es war der größte Sieg meines Lebens, unter den Umständen“, sagte Djokovic später, bei den offiziellen Zeremonien nach dem souveränen 6:3, 7:6 (7:4), 7:6 (7:5)-Erfolg gegen seinen griechischen Rivalen Stefanos Tsitsipas, mit dem der Serbe zugleich den Grand-Slam-Rekord von Rafael Nadal, 22 Titel bei den Majors, einstellte.

Die Umstände? Das waren die Schlagzeilen, Gerüchte, Verdächtigungen, die den 35-jährigen Meisterspieler über die vergangenen 14 Tage am anderen Ende der Welt begleiteten – aber eben auch noch die nachhallenden Ereignisse des Vorjahres, mit seiner schlagzeilenträchtigen Ausweisung vom „Fünften Kontinent“ nach einer grotesken Visumposse als ungeimpfter Akteur. „Was wir hier alle im Team durchgemacht haben“, sagte Djokovic, „das habe ich so auch noch nie erlebt.“ Doch ob Diskussionen um die Schwere einer Oberschenkelverletzung zu Turnierbeginn, Anschuldigungen wegen einer vermeintlich unerlaubten Toilettenpause oder zuletzt noch das Kulissentheater um Papa Srdjan und russische Flaggen – letztlich steckte Djokovic in seinem australischen Tennisparadies alle Widrigkeiten weg und erwies sich einmal mehr als der standhafteste, mental stählerne Wettkämpfer ohne einen Gegner, der ihm gewachsen war. Das schwächelnde Männerturnier lebte fast ausschließlich vom Spannungsbogen, der sich um Djokovics Rekordjagd zog.

Vor zwölf Monaten war ja auch viel von Djokovic die Rede gewesen, allerdings spielte sich das Drama bekanntermaßen vor den ersten Ballwechseln ab. Als das Turnier begann, war Djokovic schon längst draußen – abgeschoben nach der final gescheiterten Einreise zu den Grand-Slam-Ausscheidungsspielen. Nun aber war er wieder der Beherrscher des sportlichen Geschehens, das Maß der Dinge – der nicht zu bezwingende und schier ewige Titelheld.

15 Jahre nach seinem ersten Melbourne-Coup gegen den Franzosen Jo-Wilfried Tsonga war ihm das fortgeschrittene Alter nicht im Geringsten anzumerken. Im Gegenteil: Wie über weite Strecken seiner brillanten Tenniskarriere ist Djokovic älteren und jüngeren Widersachern auch jetzt, mit Mitte Dreißig, buchstäblich überall einen Schritt voraus. Ähnlich wie sonst nur Nadal, der andere noch verbliebene Akteur aus der Liga der außergewöhnlichen Gentlemen, ordnet Djokovic alles eisern seinen Centre-Court-Zielen unter. „Professionalität hat einen Namen: Novak Djokovic“, sagte dazu sein ehemaliger Trainer Boris Becker.

Djokovics zehnter Sieg – er war auch das letzte Kapitel einer Fortsetzungsgeschichte, die 2003 mit dem ersten Grand-Slam-Sieg von Roger Federer in Wimbledon begann und seitdem als die sagenhafte Machtperiode einiger weniger Großmeister die Tenniswelt verblüfft. Jetzt haben der inzwischen pensionierte Federer, Sandplatzkönig Nadal und Djokovic 62 Major-Titel eingesammelt – und noch ist für den Matador kein Ende in Sicht. Djokovic allerdings, der Melbourne in seinen Garten Eden im Tourbetrieb verwandelt hat, dürfte die besten Karten haben, diese goldene Ära seines Sports als ewige Nummer eins zu beenden. Rekorde und Bestleistungen zu verbessern, die Geschichtsbücher des Tennis umzuschreiben: Es ist sein Lebenselement umso mehr, da er auf der Beliebtheitsskala nicht an Federer und Nadal herankommen kann.

Seine Willenskraft, seine Leidenschaft in allen Lebenslagen sind ungebrochen. „Ich bin noch nicht satt. Dass ich mehr will, ist doch klar“, sagte er in der Nacht nach seinem 22. Grand-Slam-Sieg, den er ohne den wirklich spektakulären Nervenkitzel erstritt.

Auch Platz eins in der Weltrangliste gehört nun wieder dem Belgrader, dem konstant erfolgreichsten Spieler des letzten Tennisjahrzehnts. Und wer ihn im Laufe der Saison wieder vom Gipfel verdrängen soll bleibt die große Frage. Auf die es mutmaßlich gar keine Antwort gibt.

„Es war der größte Sieg meines Lebens, unter den Umständen“, sagte Djokovic später, bei den offiziellen Zeremonien nach dem souveränen 6:3, 7:6 (7:4), 7:6 (7:5)-Erfolg gegen seinen griechischen Rivalen Stefanos Tsitsipas, mit dem der Serbe zugleich den Grand-Slam-Rekord von Rafael Nadal, 22 Titel bei den Majors, einstellte.

Die Umstände? Das waren die Schlagzeilen, Gerüchte, Verdächtigungen, die den 35-jährigen Meisterspieler über die vergangenen 14 Tage am anderen Ende der Welt begleiteten – aber eben auch noch die nachhallenden Ereignisse des Vorjahres, mit seiner schlagzeilenträchtigen Ausweisung vom „Fünften Kontinent“ nach einer grotesken Visumposse als ungeimpfter Akteur. „Was wir hier alle im Team durchgemacht haben“, sagte Djokovic, „das habe ich so auch noch nie erlebt.“ Doch ob Diskussionen um die Schwere einer Oberschenkelverletzung zu Turnierbeginn, Anschuldigungen wegen einer vermeintlich unerlaubten Toilettenpause oder zuletzt noch das Kulissentheater um Papa Srdjan und russische Flaggen – letztlich steckte Djokovic in seinem australischen Tennisparadies alle Widrigkeiten weg und erwies sich einmal mehr als der standhafteste, mental stählerne Wettkämpfer ohne einen Gegner, der ihm gewachsen war. Das schwächelnde Männerturnier lebte fast ausschließlich vom Spannungsbogen, der sich um Djokovics Rekordjagd zog.

Vor zwölf Monaten war ja auch viel von Djokovic die Rede gewesen, allerdings spielte sich das Drama bekanntermaßen vor den ersten Ballwechseln ab. Als das Turnier begann, war Djokovic schon längst draußen – abgeschoben nach der final gescheiterten Einreise zu den Grand-Slam-Ausscheidungsspielen. Nun aber war er wieder der Beherrscher des sportlichen Geschehens, das Maß der Dinge – der nicht zu bezwingende und schier ewige Titelheld.

15 Jahre nach seinem ersten Melbourne-Coup gegen den Franzosen Jo-Wilfried Tsonga war ihm das fortgeschrittene Alter nicht im Geringsten anzumerken. Im Gegenteil: Wie über weite Strecken seiner brillanten Tenniskarriere ist Djokovic älteren und jüngeren Widersachern auch jetzt, mit Mitte Dreißig, buchstäblich überall einen Schritt voraus. Ähnlich wie sonst nur Nadal, der andere noch verbliebene Akteur aus der Liga der außergewöhnlichen Gentlemen, ordnet Djokovic alles eisern seinen Centre-Court-Zielen unter. „Professionalität hat einen Namen: Novak Djokovic“, sagte dazu sein ehemaliger Trainer Boris Becker.

Djokovics zehnter Sieg – er war auch das letzte Kapitel einer Fortsetzungsgeschichte, die 2003 mit dem ersten Grand-Slam-Sieg von Roger Federer in Wimbledon begann und seitdem als die sagenhafte Machtperiode einiger weniger Großmeister die Tenniswelt verblüfft. Jetzt haben der inzwischen pensionierte Federer, Sandplatzkönig Nadal und Djokovic 62 Major-Titel eingesammelt – und noch ist für den Matador kein Ende in Sicht. Djokovic allerdings, der Melbourne in seinen Garten Eden im Tourbetrieb verwandelt hat, dürfte die besten Karten haben, diese goldene Ära seines Sports als ewige Nummer eins zu beenden. Rekorde und Bestleistungen zu verbessern, die Geschichtsbücher des Tennis umzuschreiben: Es ist sein Lebenselement umso mehr, da er auf der Beliebtheitsskala nicht an Federer und Nadal herankommen kann.

Seine Willenskraft, seine Leidenschaft in allen Lebenslagen sind ungebrochen. „Ich bin noch nicht satt. Dass ich mehr will, ist doch klar“, sagte er in der Nacht nach seinem 22. Grand-Slam-Sieg, den er ohne den wirklich spektakulären Nervenkitzel erstritt.

Auch Platz eins in der Weltrangliste gehört nun wieder dem Belgrader, dem konstant erfolgreichsten Spieler des letzten Tennisjahrzehnts. Und wer ihn im Laufe der Saison wieder vom Gipfel verdrängen soll bleibt die große Frage. Auf die es mutmaßlich gar keine Antwort gibt.