Jeder kennt diese Detektive: Die drei ??? und ihre Fälle sind berühmt. Was die Region Stuttgart zu ihrem Kultstatus beigetragen hat, zeigt nun eine Ausstellung in der Galerie Stihl Waiblingen.
Dieses Detektiv-Trio übernimmt jeden Fall – und hat in seiner fast 60-jährigen Dienstzeit nie versagt. Kein Wunder, dass Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews aus dem kalifornischen Rocky Beach – Die drei ??? – inzwischen Kultstatus haben. Zu Letzterem hat nicht nur der spannende Inhalt beigetragen, sondern auch die Buchcover mit ihrem zeitlosen Design, das über Jahrzehnte kaum verändert wurde.
Ein tiefschwarzer Hintergrund, kombiniert mit einem quadratischen, farbintensiven Bild und drei Fragezeichen in den Farben Weiß, Rot und Blau, sind die Merkmale der erfolgreichen Detektivreihe. Die Titelbilder kennt fast jeder. Dass die Kinderbuchserie ihr Aussehen einer Stuttgarterin zu verdanken hat, wissen viele nicht.
Aiga Rasch heißt die Frau, die sich Ende der 1960er Jahre traute, ein Kinderbuch in einen schwarzen Umschlag zu packen. Die Galerie Stihl in Waiblingen widmet ihr eine Ausstellung, die bis 20. Juli läuft. Unter dem Titel „Cover Love(r): Aiga Rasch und die drei ???“ präsentiert sie das umfangreiche Gesamtwerk der Illustratorin. Neben vielen wunderbar farbintensiven Illustrationen zeigt die Ausstellung Bücher und Briefe und lädt zum Mitmachen ein.
Besucher können geheime Botschaften hinterlassen
So können Besucher aus geometrischen Grundformen Illustrationen kleben, den ???-Hörspielen lauschen und in einer Leseecke schmökern, deren Design in Form eines Campingwagens an die Zentrale des Detektiv-Trios erinnert. Wer mag, darf geheime Botschaften an einer Wand hinterlassen, die dann mittels UV-Licht plötzlich sichtbar werden. An einer Fühlstation können Covermotive ertastet werden, und für junge Besucher gibt es ein Rätselbüchlein zur Schau in Form einer Kriminalakte.
Schon die Mutter Lilo Rasch-Naegele war freie Grafikerin
Die Ausstellung hat die Kuratorin Mirjam Kreber in zwei Bereiche gegliedert: Einer zeigt Aiga Raschs frühe Arbeiten und ihren Weg zur Illustratorin und Autorin. Der zweite widmet sich ausführlich der berühmten Serie „Die drei ???“. Das Zeichnen war der 1941 geborenen Aiga in die Wiege gelegt worden. Ihr Opa war der Kunstmaler Karl Alfons Nägele, die Mutter, Lilo Rasch-Naegele, arbeitete als freie Grafikerin und Malerin. In der Nachkriegszeit, in der es an allem fehlte, gab sie ihrem Töchterchen ausrangierte Pinsel und Farbtöpfchen zum Spielen.
An Talent mangelte es Aiga Rasch nicht. Und doch riet ihr ein Professor vom Kunststudium ab. Ihr „feministischer Stil“ sei zu stark von der Mutter beeinflusst, sie solle sich lieber autodidaktisch weiterentwickeln. Die anfangs große Ähnlichkeit des Stils zeigen Beispiele in der Schau. Mutter und Tochter wussten sie für sich zu nutzen. War eine krank oder hatte zu viel zu tun, sprang einfach die andere ein, ohne dass es dem Auftraggeber auffiel.
Aiga Raschs Entwurf trägt zum Kultstatus bei
Hinter einer dunklen Passage warten „Die drei ???“
Am Ende von Teil 1 der Ausstellung schlüpfen Besucher durch einen schweren Vorhang in eine dunkle Passage. An den schwarzen Wänden prangen hier in Leuchtfarben die Umrisse von Motiven der ???-Cover. Fans erkennen zum Beispiel die singende Schlange und das Gespensterschloss. Letzteres sollte in Aiga Raschs Karriere eine entscheidende Rolle spielen. Mit dem Cover für diesen Band hatte der Franckh-Kosmos-Verlag den Grafiker Jochen Bartsch beauftragt. Das Buch verkaufte sich längst nicht so gut wie erhofft – dann kam Aiga Rasch ins Spiel. Sie bot an, kostenfrei eine alternative Variante anzufertigen. Die beiden Buchtitel hängen in der Ausstellung nebeneinander und zeigen auf den ersten Blick, wie revolutionär und anders Aiga Raschs Vorschlag war.
Dass sich der Verlag nach einiger Überzeugungsarbeit von dieser Version überzeugen ließ, sollte sich als Glücksfall für beide Seiten erweisen. Aiga Rasch entwarf zwischen 1970 und 1999 die Cover für knapp 90 reguläre Buch- und Hörspielfolgen, die sich mehr als 30 Millionen Mal verkauften.
Auch Werbeanzeigen dienten Rasch als Inspirationsquelle
Teil 2 der Ausstellung zeigt auch, wie Aiga Raschs Grafiken entstanden. In ihrem Zuhause stapelten sich unzählige Ordner, in denen sie tausende Motive aufbewahrte, die sie aus Zeitschriften riss. Als Inspiration für das Cover von „Die drei ??? und die schwarze Katze“ diente zum Beispiel eine Werbeanzeige für Alkohol. Das Motiv von „Die drei ??? und der Schatz im Bergsee“ hatte Aiga Rasch in einem Schulbuch entdeckt und später verwendet. Ein junger Fan bemerkte die Ähnlichkeit, war empört und benachrichtigte angesichts des vermeintlichen Diebstahls die Grafikerin, die zugeben musste, dass der Fall andersherum gelagert war.
Ihre Motive habe sie oft im eigenen Lebensumfeld gefunden, erzählt Matthias Bogucki, der schon als Bub ein Fan der ???-Krimireihe war. Seine Bücher und Kassetten schickte er an Aiga Rasch mit der Bitte, sie zu signieren. Bis ins Erwachsenenalter hat Matthias Bogucki das beibehalten. Daraus entstand eine Freundschaft. Seit 2009 ist er Raschs Nachlassverwalter. Am 24. Dezember starb sie mit 68 Jahren. „Sie hat leider viel zu viel geraucht“, erzählt Bogucki und ergänzt, Aiga Rasch habe nie das Rampenlicht gesucht. Umso mehr freut es ihn, „dass sie nun den Ruhm bekommt, den sie schon lange verdient hat“.
Ausstellung
Eröffnung
Die Ausstellung wird an diesem Freitag, 4. April, 19 Uhr, in der Kunstschule, Eva Mayr-Stihl-Platz 4, eröffnet.
Öffnungszeiten
Bis zum 20. Juli ist die Ausstellung dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet, donnerstags bis 20 Uhr. Führungen gibt es sonn- und feiertags um 11.30 und 15 Uhr, am 1. und 3. Donnerstag um 18 Uhr.