Martin Häusler spielt bei Lemmy Kilmister von der Heavy-Metal-Band Motörhead, mit der Bildästhetik der 40er Jahre. Foto: Lg/Piechowski

Fotograf Martin Häusler ist in Deutschland und in den USA daheim. In Duncan Smith’s Rock Star Photo Gallery im Stuttgarter Westen zeigt er Porträts von Rockstars.

Stuttgart - Liegt da Melancholie im Blick? Knorrig, gleichwohl fragend dreht sich Lemmy Kilmister zum Betrachter. Die Militärmütze – er sammelt Militaria – hat der Gründer der Heavy-Metal-Band Motörhead tief ins Gesicht gezogen. Die Asche des Zigarettenstummels scheint jede Sekunde in das Whiskeyglas zu fallen, das vor dem Sänger und Bassisten auf der Bar steht. Das Foto, in beige-braunen Nuancen gehalten, spielt mit der Ästhetik der 40er-Jahre. Bezeichnet sich Lemmy doch als „history buff“, als Geschichtsfreak. In erster Linie freilich ist er Rocker. Und die Schau, in der das Foto zu sehen ist, heißt „I’m a Rocker“: In seiner Rock Star Photo Gallery im Stuttgarter Westen zeigt Duncan Smith Porträts von weltbekannten Musikern, die Martin Häusler abgelichtet hat und zuvor in Los Angeles als „L.A. Iconic’s“ zeigte. „Meine Freundin entdeckte es im Internet. Ich wusste, das ist was für meine Galerie“, so Smith.

Häusler hat schon viele Rock-Kempen vor der Linse gehabt

Häusler hatte schon viele Rock-Kempen vor der Linse, etwa Bon Jovi, Lordi aus Finnland oder die deutsche Röhre Doro Pesch. Die sind indes nicht in Duncans Galerie zu sehen. Dort schaut Nikka Costa versonnen zur Seite, Meatloaf wiederum sitzt, großformatig aufgezogen, auf einer klassischen Chesterfield-Couch – die Gitarre lässig über die Knie, deren Hals fest im Griff schwer beringter Finger. Auch in „Autostereoskopischem 3D“ kommt einem der Sänger entgegen: „3D-Betrachtung ohne Brille“, die Häusler entwickelte. Brian May indes ist von hinten auszumachen. Die ergraute Lockenpracht des Queen-Gitarristen ergießt sich über eine opulente Jacke mit Schlange und Adlerschwingen. „Ich zeige hier eine ganz persönliche Auswahl der Rockstars“, erklärt Häusler.

Der Heidelberger verbringt gut die Hälfte seiner Zeit in den USA. An seinem anderen Wohnsitz Los Angeles fotografiert er auch für die Werbung oder Popstars wie Britney Spears und Ex-Pussycat Doll Jessica Sutta. Häusler begleitete Hillary Duff ein Jahr lang, drehte eine Dokumentation und entwarf CD-Covers für sie. Und er steht mittlerweile selbst vor der TV-Kamera, etwa als „German Photographer“ für die US-Reality-Serie „Livin’ Lozada“, in der „Basketball Wife“-Sternchen Evelyn Lozada Einblick in ihr Leben gibt. „Publicity“, sagt Häusler lakonisch, der nach dem Abitur in Neckargemünd als autodidaktischer Designer begann und dann zum Art-Direktor und Regisseur von Musikvideos wurde, was ihm Kontakte zum US-Markt bescherte.

Suche nach der „Connection“ zwischen Fotograf und Rocker

Seit Anfang der 2000er-Jahre ist Martin Häusler vor allem als Fotograf tätig. Mit der modernen Technik von heute könnten viele gute Fotos machen, sagt er etwas zurückhaltend. „Aber sie sind erst gut, wenn sie Seele und Persönlichkeit haben. Mir macht es Spaß, Menschen zu ,knacken’, zu ihrem Wesen vorzudringen“, so der 44-Jährige. „Ohne irgendeine ‚Connection’ zwischen Fotograf und Porträtiertem – sei sie positiv oder angespannt – funktioniert es nicht.“ Und diese Beziehung konnte er, bis auf ganz wenige Fälle, immer herstellen. Wesentlich sei auch, wie das Licht gesetzt werde. „Dafür bin ich bekannt – alle wollen gut aussehen.“ Da gelte es, bestens vorbereitet zu sein, die Location und Zeit ideal zu wählen. „Ohne meine Assistenten ginge das nicht, sie haben einen großen Anteil am Erfolg, ich bin Team-Player“, sagt Häusler.

So spannend indes manches Shooting auf der anderen Seite des großen Teichs sei, es ziehe ihn auch nach Deutschland zurück, sinniert Häusler. „Ich liebe den Beruf. Die Industrie, die dort drüben im Show Business regiert, mag ich weniger.“

Häusler lebt das „Rockstar-Dasein“

In Deutschland hat er Comediens wie Bülent Ceylan, Kaya Yanar oder den Tatort-Kommissar Mario Kopper alias Andreas Hoppe fotografiert. „Ich kenne das Leben der Rockstars, nicht nur weil ich selbst mal Gitarre in einer Band gespielt habe, sondern auch als Fotograf ständig unterwegs bin. Irgendwann überlegt man schon, wie lange man das machen will und kann“, so der 44-Jährige. Auch eigene, künstlerische Projekte stehen auf seinem Plan, etwa ein Buch über Kuba. Noch lebt er das „Rockstar-Dasein“: „Jetzt geht es erst einmal zu Slayer, die haben mich für Fotos zum neuen Album gebucht“, sagt Häusler.