Rupprecht Matthies gibt scheinbar vertrauten Worten neue Bedeutung. Foto: Robin D. Frommer

Der Künstler Rupprecht Matthies möchte Kopfbilder auslösen. Er stellt ab 4. November im Kunstkontor des Deutschen Sparkassenverlags im Vaihinger Industriegbiet aus.

Vaihingen - Worte mit eigenständiger Form: Das Kunstkontor des Deutschen Sparkassenverlags (DSV) zeigt in seinen Ausstellungsräumen von Dienstag an, 4. November, Wortkunst des Hamburgers Rupprecht Matthies. Der Titel der bis zum Freitag, 5. Dezember, in Vaihingen zu sehenden Werkschau lautet: „Eigentliches und Notwendiges“.

Rupprecht Matthies Worte sind in Edelstahl oder in satiniertem Acrylglas ausgeführt. Fast alle lassen eine Handschrift als Ursprung erkennen. Ihren ganz besonderen Reiz ziehen sie aus ihrer zumindest teils ziemlich überraschenden Anordnung, ausgewogenen Farbgebung und vieldeutigen Kombination im Raum. Die eher profane Fläche eines simplen Schriftstücks oder einer konventionellen Plakatwand haben sie längst weit hinter sich gelassen. Rupprecht Matthies’ Worte sind meist bunt, oft humorvoll, manchmal frech und regen immer zum Dialog mit der eigenen Wahrnehmung an.

„Hinter jedem Wort“, sagt Rupprecht Matthies im Gespräch mit der Filder-Zeitung, „steckt die Begegnung mit einem anderen Menschen“. Der 1959 in Hamburg geborene Künstler stellt seine Worte von der Wand in den Raum. „Ich habe meine Worte gern in unterschiedlichsten Winkeln im Raum – denn das gesprochene Wort erlebt man eigentlich nur in einem Winkel von 180 oder 90 Grad.“

Die Initialzündung hierfür, berichtet Rupprecht Matthies weiter, seien eigene Geschichten, die er mit Anfang 30 geschrieben habe. „Später kam ich über Sprachbilder zu Sprachschnitten.“

Eine gute Idee kann jederzeit kommen

Den Wechsel zwischen den kommunikativen Momenten, beispielsweise im Rahmen einer Vernissage oder Aktion, und der betriebsamen Stille im Atelier beschreibt er so: „Ich arbeite zwar sehr vermittelnd, aber das Primäre ist die Produktion, in der die Gedanken wieder eine Form finden.“

Eigentlich arbeite er gern morgens, berichtet Matthies, in dem handyfreien Zeitfenster vor Neun. Doch es gebe Worte, die er gar nicht suche, aber trotzdem finde. „Eine gute Idee kann einen aber jederzeit erwischen!“ Manchmal renne er deshalb „wie ein Hund“, sei am Schneiden und muss den Vorgang eigentlich nahtlos durchziehen, damit keine Grate an dem Objekt entstehen. „Doch wenn dann eine Idee kommt, unterbrech ich – und halte sie rasch fest.“

Sein erstes „Glück“ verrät er noch, „war aus einem Spiegel geschnitten“. Und auch die Wortskulptur „Liebe“ sei bei seiner Vernissage im Kunstkontor „käuflich“ – vorzugsweises in der hanseatisch angehauchten Kombination „Liebe ahoi“.

Für den Transport seiner Objekte nutzt Rupprecht Matthies einen alten Volvo V70, am liebsten bastelt und schraubt er aber an einem Fahrzeug aus Zuffenhausen, einem Porsche 924.

„Fußball ist in Hamburg ein Leiden“, stöhnt Matthies. „Da heißt es nicht atemlos, sondern chancenlos“, sagt er in Anspielung auf den Helene-Fischer-Song, der bei der Nationalmannschaft so großen Anklang gefunden hat. Selbst findet er Balance und Ausgleich beim Wanderrudern auf allen deutschen Flüssen. „Neckar, Mosel, Main, Elbe und Weser sind toll!“

Fragen sind erwünscht

Bei seiner öffentlichen Vernissage in Vaihingen steht er auch für Gespräche zu den Exponaten zur Verfügung. „Die Leute können uns gerne fragen“, sagt auch Christiane-Valerie Gerhold, die Leiterin des DSV Kunstkontors, die auch Rupprecht Matthies Ausstellung und Vernissage organisatorisch begleitet. Und: „Wir sind offen für alle Stilrichtungen – und dazu da, aufzuzeigen, welch breites Spektrum es an Kunst gibt.“ Hierfür steht das Kunstkontor mit mehr als 100 Künstlern für die Sparkassen in Kontakt, die landesweit Kunst und Kultur aktiv fördern. Damit, sagt Christiane-Valerie Gerhold, „ist das DSV Kunstkontor eine ziemlich einzigartige Institution in der Kunstlandschaft“.

Vita
Rupprecht Matthies wurde 1959 in Hamburg geboren. Auf die Hochschule für Bildende Künste folgten Stipendien in Wien und Schloss Bleckede. Er ist verheiratet und Vater einer Tochter. In Baden-Württemberg hat er mehrfach ausgestellt: Beim „ars viva“, in Bebenhausen und 2009 an den Knotenpunkten des Robert-Bosch-Krankenhauses.

Vernissage
Ausstellungseröffnung im DSV Kunstkontor an der Industriestraße 68, Telefon 71 82 15 66, www.dsvkunstkontor.de, ist am Dienstag, 4. November, von 19 Uhr an. Der Künstler ist anwesend und stellt eine Sonderedition zur Verfügung. Zu sehen sind die Arbeiten von Rupprecht Matthies bis einschließlich Freitag, 5. Dezember.