Fotos, die Massen anziehen: der Andrang bei der Vernissage von „Frank und Steff“ war enorm. Foto: Bernklau

Das Fotografenpaar „Frank und Steff“ stellt aufregende und provozierende Arrangements in der Galerie Nieser aus – und gehen dabei bis an die Grenzen.

Degerloch - Um sich in der Kultur aus der Menge abzuheben, braucht es handwerkliche Perfektion und künstlerische Originalität. Eine Prise Provokation, ein kleiner Schuss Schock mag aber auch nicht schaden. Das Fotografenpaar Frank Bayh und Steff Rosenberger-Ochs arbeitet seit dem Jahr 2004 zusammen, sehr erfolgreich auch in kommerzieller Fotografie.

Jetzt hat die Kuratorin Bettina Michel „Frank und Steff“, wie sie sich knapp nennen, in die Degerlocher Fotogalerie Nieser eingeladen. Die Eröffnung der Ausstellung „In Space No One Can Hear Your Beauty“ am Samstagabend war total überfüllt.

Mit den Reizen des Klischees spielen

Sie spielen vorzugsweise mit den Reizen und mit den Klischees der Modefotografie, die sie aus dem Effeff beherrschen. Aber auch abgedrehte Porträts, karikierende Serien und surrealistische Verfremdungen gehören zum Repertoire des vielfach international ausgezeichneten Paares. Das Duo ist zwar sehr sorgsam, aber nicht wählerisch im Einsatz der Techniken und der Requisiten, die es für seine schrägen, schrillen oder stillen Inszenierungen verwendet. Diese Arrangements setzen die bildnerische Hochglanz-Ästhetik mal direkter, mal versteckter mit den Themen einer problematischen Gesellschaft in Verbindung.

Da hängen kopflos nackte Model-Torsi auf Bügeln von der Stange, abseits stehen naturalistische Gliedmaßen. Eine ergraute Frau posiert im Body-Suit aus Haut-Latex mal allein und mal neben einem gleichfalls über und über tätowierten jungen Mädchen, die Brustspitzen mit rosaroten Sternchen keck bedeckt. Der zweite Arm des Mädchens ist ein behaarter Männerarm. Paare im Pelz kopulieren fünfbeinig in High Heels, scheinbar nackte Models verrenken sich in kunstvoll lasziver Anmache – ohne Scham, ohne Brustwarzen.

Eine bestrapste Schöne und ein stylisches Paar

Eine Serie zeigt eine bestrapste Schöne vor einer im Hintergrund ablaufenden Brandkatastrophe. Ein stylisches Paar präsentiert sich chillend im Edelambiente, Kühltürme und Reaktorkuppel eines Atomkraftwerks sind durch das Fenster sichtbar. Während eine andere vielleicht käufliche Schönheit sich auf dem Kanapee anbietet, säuft im Hintergrund des Schaufensters eine Stadt in dramatischen Szenen ab. Diese großformatige Arbeit ist von hinten beleuchtet, besonders eindrucksvoll allein schon durch die dadurch erreichte ungeheure Plastizität.

Natürlich geht es an Grenzen, wenn in einer kleinformatigen Serie „Ruhig, Brauner!“ ein kindliches Hitlerchen inmitten seiner Plüschtiere mit dem Revolver rumballert und mit seinem Schlachtermesser ein Massakerchen anrichtet, um am Schluss treuherzig mit seinem Negerkuss-Bärtchen in die Kamera zu schauen. Aufregend, anregend, provozierend viel zu sehen.