Leo Breuer, „Pfad zwischen den Baracken“, 1941 Foto: Yad Vashem

Erstmals werden 100 Zeichnungen, Gouachin und Ölbilder, die zwischen 1939 und 1945 in Konzentrationslagern, Arbeitslagern und Gettos entstanden sind, außerhalb der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem gezeigt. Die Ausstellung „Kunst aus dem Holocaust“ wird in Berlin gezeigt.

Gäste aus Yad Vashem

Bundeskanzlerin Angela Merkel eröffnete am Montagabend im Deutschen Historischen Museum Berlin eine Ausstellung von 100 Kunstwerken aus der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem. Bei den Zeichnungen, Gouachen und Ölbildern handelt es sich um Werke aus den Jahren 1939 bis 1945, die Häftlinge in Konzentrationslagern, Arbeitslagern und Gettos unter unmenschlichen Bedingungen im Geheimen geschaffen haben. Es ist die erste Ausstellung in dieser großen Zahl, die außerhalb Israels gezeigt wird. Die Sammlung aus der weltweit größten Gedenkstätte zur Schoah umfasst insgesamt 10 000 Arbeiten.

„Diese Werke sind unersetzbare, fragile Schätze, wir haben anfangs gezögert, sie herauszugeben“, sagte Avner Shalev. ,„Wir kennen den Kontext, in dem sie geschaffen wurden, aber sie zeigen die Facetten des Überlebenskampfes, die Kreativität der Opfer“, so der Vorsitzende von Yad Vashem. „Wir müssen in die Zukunft schauen, Yad Vashem ist ein Ort der Bildung, und Erinnerung ist Bildung für die zukünftigen Generationen“, so Shalev.

Botschaft des Menschseins

Dass die Ausstellung in Berlin, der einstigen politischen Machtzentrale der Nazis, gezeigt wird, ist für Avner Shalev gerade jetzt 70 Jahre nach der Schoah „der richtige Ort zur richtigen Zeit“. Er sei fest davon überzeugt, dass jeder Besucher den Geist des Widerstandes, der in jeder Arbeit stecke, begreife. „Es ist die Botschaft des Überlebens“, so Shalev.

Ausgewählt wurden die Werke von Eliad Moreh-Rosenberg von Yad Vashem und Walter Smerling von der Stiftung für Kunst und Kultur e. V. „In einem kompromisslosen Akt des Widerstands zeichneten und malten die Künstler unter Lebensgefahr. Materialien wie Farben und Papier tauschten sie oft gegen Essen“, konkretisiert Eliad Moreh-Rosenberg die Situation in Ghettos, Konzentrations- und Arbeitslagern. Auf die Frage, ob es sich bei den Zeichnern und Malern um professionelle Künstler gehandelt habe, antwortet Smeling: „Entscheidend ist die Haltung derer, die die Werke geschaffen haben, sie haben an die Kunst als ein wahres Überlebensmittel geglaubt.“

Übergreifende Kooperation

Von den 50 Künstlern, deren 100 Werke noch bis 3.April 2016 im Pei-Anbau des Historischen Deutschen Museums Berlin zu sehen sein werden, hat die Hälfte den Holocaust nicht überlebt. Neben größtenteils unbekannten Namen sind auch bekannte Künstler wie Felix Nussbaum und Ludwig Meidner vertreten. Als einzige heute noch lebende Vertreterin der Gruppe der Überlebenden reiste Nelly Toll aus den USA zur Ausstellungseröffnung in Berlin an. Die 1935 in Galizien Geborene studierte nach der Schoah Kunst und war später in den USA als Dozentin für Literatur und Kunst tätig.

Die Ausstellung ist eine Kooperation der Bonner Stiftung für Kunst und Kultur, des Deutschen Historischen Museums und der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem. Ermöglicht wurde sie durch die Förderung der Daimler AG und der Deutschen Bank AG.

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