Die Jahresschau des Kunstvereins Korntal-Münchingen zeigt bis Sonntag Arbeiten der Mitglieder. Geburt, Nahtoderfahrungen, ein reduzierter Lenin: Das Spektrum ist riesig.
Die Stadthalle Korntal hat sich in eine Kunstgalerie verwandelt. Bis Sonntag, 9. November, präsentiert der Kunstverein Korntal-Münchingen dort bei seiner Jahresausstellung mit dem Titel „Weite“ Arbeiten seiner Mitglieder. 24 Künstlerinnen und Künstler zeigen 65 Werke. Auffallend ist die Vielfalt des künstlerischen Schaffens. Ulli Heyd, Vorsitzende des Kunstvereins und selbst Künstlerin, sagt: „Es soll ja ein Gesamtbild sein.“
In der Mitte des großen Saals springen dem Besucher die Skulpturen von Manfred Kalscheuer und Petra Gernhardt ins Auge. „Die Arbeiten der Bildhauer haben dort eine gewisse Luftigkeit“, sagt Ulli Heid. Der Kunstverein sei dankbar, dass ihnen die Stadt den Raum zur Verfügung stellt. Neben dem großen Saal, der sich als ideal für die Schau erweist, trägt auch die gut abgestimmte Hängung zu einem positiven Erlebnis für die Besucher bei. „Wir haben eine Hängekommission,“ sagt Heyd. Und Albrecht Breunlin, Künstler und Vereinsmitglied, kenne sich mit den Stellwänden aus.
Der Eingang einer Installation erinnert an eine Gebärmutter
Bei der Schau sind ganz unterschiedliche Kunstwerke zu sehen: Malereien, Skulpturen, Installationen und Fotografien. In ihren Titeln findet sich häufig, passend zum Ausstellungstitel, das Wort „Weite“. Fast automatisch Halt macht man vor der begehbaren Installation von Ellen Hoche mit dem Titel „Weite Welt“. Auf schmalen Leinwänden, die wie ein Paravent im Rund stehen, findet sich jeweils ein Embryo.
Das Ganze ist so zusammengestellt, dass es einen schmalen Eingang gibt, der sich dann weitet. Er solle an eine Gebärmutter erinnern, sagt Hoche. Vor der Installation hat sie Gedanken auf dem Boden geschrieben. Sie sind an den Embryo gerichtet, sich auf den Weg in die Welt zu machen. Dabei beginnt die Künstlerin mit den Worten von Joseph von Eichendorff „Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die WEITE WELT.“
Arbeiten von Erik Fleck wiederum beschäftigen sich mit dem Ende des Lebens. „Die letzte Reise (nach unten abtauchen, um oben hell zu leuchten)“ ist inspiriert von Nahtoderfahrungen. „Unendlichkeit der Träume“ weist auf die Besonderheit von „Himmelsausschnitten“ hin. Durch die Form – ohne Kante und grenzenlos – werde die Unendlichkeit des Himmels und der eigenen Träume betont, so die Erklärung.
Von Ulli Heyd finden sich zwei Bilder nebeneinander an einer Stellwand. Sie heißen „Von hier nach da“ und „Von hier nach dort“. Das eine Werk hat viel Weiß unten und einen Streifen Schwarz darüber. Es sei ein Bild im Fernsehen gewesen, das nur kurz zu sehen war, dass sie zu ihrer Arbeit inspiriert habe, sagt die Künstlerin. Unten sei Schnee gewesen, darüber Gerümpel, im Sommer. „Das ist ein tolles optisches Bild, trotz der Tragik, dachte ich“, so Heyd. Es passt dazu, dass sie derzeit in Schwarz und Weiß malt, wie sie erzählt. Allerdings: Auf beiden Arbeiten springt ein kleiner roter Punkt hervor. „Der musste einfach sein. Die Bilder brauchen ihn“, sagt Heyd. Interessant findet die Künstlerin, dass die Bilder von Bertl Zagst in der Schau ihren ähneln. Seine Kunstwerke sind kleiner, haben aber einen ähnlichen Aufbau und ein kleines, eher gelbliches Rund wie einen Mond.
Die Vorlage für das Werk war ein Foto in der Zeitung
Ins Auge springt auch das Bild auf der Bühne von Albrecht Breunlin mit dem Titel „The sky was the limit“. Darauf ist der tote Lenin zu sehen, genauer gesagt sein Kopf und seine Hände, beides getrennt durch einen großen Freiraum, über den Händen drei runde Punkte wie Bälle in gelb, rosa und türkis. Breunlin erzählt, dass die Vorlage ein Foto in der Zeitung war. Daraus habe er im Kopf ein Bild entwickelt. „Ich weiß jetzt genauso wenig wie vor 25 Jahren, als ich es malte, was es sein soll.“ Das Bild und der Titel regen den Betrachter zu verschiedenen Deutungen an.
Kunstwerke regen die Fantasie der Besucher an
Genau das macht die Jahresausstellung des Kunstvereins Korntal-Münchingen aus: Die Kunstwerke regen die Fantasie der Besucher an. Neben Albrecht Breunlin, Erik Fleck, Petra Gernhardt, Ulli Heyd, Ellen Hoche, Manfred Kalscheuer und Bertl Zagst zeigen Karen Bayer, Yvonne Benz, Eva Bildstein, Sigrid Gregor-Robischon, Wolfhart Hähnel, Lars Hauschild, Tim Stefan Heger, Julia Kohl, Peter Lorenz, Marlis Mader, Tilman Peters, Beate Roller, Horst Peter Schlotter, Günther Sommer, Peter Veit, Marlis Weber Raudenbusch und die Talents Cachés de Tubize ihre Arbeiten.
Schau in der Stadthalle
Zeiten
Die Jahresausstellung des Kunstvereins Korntal-Münchingen in der Stadthalle Korntal, Martin-Luther-Straße 32, ist noch diesen Donnerstag und Freitag von 16 bis 20 Uhr und Samstag und Sonntag von 11 bis 18 Uhr geöffnet.