Der 17-Jährige Affalterbacher Julis Goerlich malt – und lässt sich nicht nur von Rappern inspirieren, sondern zum Beispiel auch von einer alten Dame am Bahnhof. Foto: Gottfried Stoppel

Hip-Hop und Ölgemälde – kann das funktionieren? Julis Goerlich malt Rapper wie Olexesh und Gzuz. Seine Bilder sind jetzt in Waiblingen zu sehen. Unsere Bildergalerie zeigt einige seiner Werke.

Waiblingen - Fette Beats wummern durch das Kulturhaus Schwanen, der Künstler im knallgelben Jogginganzug begrüßt seine Gäste mit einem „Gönnt euch heute die Ausstellung“: Auch so kann eine Vernissage ablaufen. Der erst 17 Jahre alte Julis Goerlich aus Affalterbach (Kreis Ludwigsburg) zeigt seine Bilder derzeit im Kulturhaus Schwanen in Waiblingen. Titel der Ausstellung: Rapimage. Goerlich ist dem Hip-Hop verfallen. Man sieht und hört es.

Wer vor einigen hundert Jahren etwas auf sich hielt, ließ sich in einem Ölgemälde verewigen. Könige, Adlige und Reiche stellten sich in Pose – und Insignien der Macht wie Rapier, Pferd oder Zepter durften nicht fehlen. Auch in der Hip-Hop-Welt sind Statussymbole ein Muss, das wird beim ersten Blick auf Goerlichs Bilder klar. Doch wer es in dieser Welt geschafft hat, zeigt dies mit schnellen Autos, teuren Schlabberklamotten und schönen Frauen.

Den Rapper Olexesh zeigt Goerlich mit riesiger Wodkaflasche

Die meisten der Bilder stellen real existierende Personen dar – etwa Goerlichs Lieblingsrapper Olexesh, der im vergangenen Jahr für ein Musikvideo mit der Backnanger Schlagersängerin Vanessa Mai zusammengearbeitet hatte. Auf Goerlichs Gemälde trägt der Musiker eine riesige Wodkaflasche im Arm – Xier, seine selbst kreierte Marke. Die Spiritouse aus dem Osten spielt in vielen Songs von Olexesh eine Rolle – und eine eigene Getränkemarke, das haben internationale Musikgrößen wie Drake oder Jay-Z vorgemacht.

Goerlichs kontrastreiche Ölgemälde bewegen sich zwischen Fotorealismus und Karikatur, zwischen Albumcover und Selfie-Ästhetik. Einerseits huldigen sie szenetypischem Macho-Gehabe – andererseits überzeichnen sie den zur Schau gestellten Reichtum. Wenn der 17-Jährige das berühmte Monopoly-Männchen als Rapper mit Helly-Hansen-Jacke, mit Mikrofon, und dicker Goldkette zeigt oder den Porträtierten der Drogenkonsum deutlich anzusehen ist, schimmert Kritik durch.

Nach dem Abitur will der Künstler eine Agentur gründen

Nachdenklich stimmt auch der zweite Teil der Ausstellung, der unter anderem Bilder aus der Reihe „Essgewohnheiten“ zeigt. Ein fettglänzender Burger springt dem Betrachter fast dreidimensional ins Auge. Direkt daneben: „Die dicksten Freunde“, das die Folgen des Fast-Food-Konsums zeigt. Oder „Anorexie“ – es zeigt eine völlig ausgemergelte junge Frau. Es wurde durch die Krankheit einer Freundin Goerlichs inspiriert.

Goerlich, der schon mit 15 Jahren großformatige Ölgemälde produziert hat, ist im vergangenen Jahr mit dem Jugendkunstpreis Baden-Württemberg ausgezeichnet worden. In diesem Jahr macht er in Marbach am Neckar sein Abitur – danach will er eine Marketing-Agentur gründen. „Und vielleicht Kunst studieren, wegen der Mädels“, meint er und grinst. Seine Malerei will er natürlich weiter betreiben. Kein Wunder bei dem Erfolg: Immer wieder erntet er für seine Porträts auf Instagram viel Lob von den gezeigten Künstlern. „In der Zukunft sind noch ein paar richtig krasse Sachen geplant“, verspricht Goerlich.

Am Schluss seiner Eröffnungsrede gibt es eine herzliche Umarmung von seiner sechsjährigen Schwester. So viel Gefühl muss sein. Auch bei knallharten Rappern.

Hier geht es zu Julis Goerlichs Instagram-Account